INHALT
Konzerttermine
Programmfolge
Kurzinfo zum heutigen Konzert
Werktext
Künstlerbiografien
Ensemblebesetzungen
Konzertvorschau
Service
KONZERTTERMINE
Do 6. Juni 2024, 20 Uhr
Fr 7. Juni 2024, 20 Uhr
Stuttgart, Liederhalle
So 9. Juni 2024, 19 Uhr
Mo 10. Juni 2024, 20 Uhr
Freiburg, Konzerthaus
Kostenlose Einführungen jeweils eine Stunde vor Konzertbeginn
PROGRAMMFOLGE
BENJAMIN BRITTEN (1913 – 1976)
"War Requiem"
Für Soli, Chöre und Orchester op. 66
Texte aus der "Missa pro defunctis" und aus Gedichten von Wilfred Owen
Requiem aeternam
Dies irae
Offertorium
Sanctus
Agnus Die
Libera me
Ca. 90', keine Pause
Mitwirkende
Irina Lungu, Sopran
Allan Clayton, Tenor
Matthias Goerne, Bariton
SWR Vokalensemble (Einstudierung: Yuval Weinberg)
London Symphony Chorus (Einstudierung: Mariana Rosas)
Knabenchor collegium iuvenum Stuttgart (Einstudierung: Sebastian Kunz)
SWR Symphonieorchester
Gregor A. Mayrhofer, Musikalische Assistenz
Teodor Currentzis, Dirigent
Wir bedanken uns bei den "Freunden und Förderern des SWR Symphonieorchesters e. V." für die großzügige finanzielle Unterstützung bei der Realisierung des "War Requiems"
Livesendung · Fr 7. Juni 2024, 20.03 Uhr in SWR Kultur
Video-Livestream · Fr 7. Juni 2024, 20.03 Uhr auf SWR.de/so
Konzerteinführungen · Meinhard Saremba
KURZINFOS ZUM HEUTIGEN KONZERT
WERKTEXT
Versöhnung statt Zwietracht – Benjamin Brittens "War Requiem"
Im Jahr 1935 war Benjamin Britten einer von gut 100.000 Menschen, die einem Aufruf von Reverend Dick Sheppard folgten und eine Erklärung der Peace Pledge Union unterzeichneten: "Ich widersage dem Krieg, und niemals wieder werde ich, direkt oder indirekt, einen anderen unterstützen oder billigen." Die PPU wurde zur Dachorganisation verschiedener Friedensbewegungen. Schon 1936 schrieb Britten Musik für den dreiminütigen Film "Peace of Britain", in dem in Krisenzeiten von Politikern ein "Frieden aus Vernunft" gefordert wird, und 1937 einen "Pacifist March" für die PPU.
Sein pazifistisches Engagement zieht sich in unterschiedlichen Varianten durch das gesamte OEuvre: Schon bei der 1941 in New York uraufgeführten "Sinfonia da Requiem" sah Britten nach eigenem Bekunden eine Möglichkeit, seinen "gegen den Krieg gerichteten Überzeugungen" Ausdruck zu verleihen. Neben kürzeren Werken gehören das zwanzig Jahre später entstandene "War Requiem", die 1963 komponierte "Cantata misericordium", das 1965 im Auftrag der UNO geschriebene Anthem "Voices for Today" sowie die 1971 für das Fernsehen der BBC konzipierte Henry James-Vertonung "Owen Wingrave" über einen Kriegsdienstverweigerer in einer Militaristenfamilie zu den nachdrücklichsten politischen Bekenntnissen von Benjamin Britten.
Brittens politische Einstellung
Britten kannte desillusionierte Kriegsteilnehmer, und als im September 1939 in Mitteleuropa Kämpfe begannen, die sich zum Zweiten Weltkrieg ausweiten sollten, befand er sich seit drei Monaten im selbstgewählten Exil in Nordamerika, zusammen mit seinem Lebensgefährten, dem Tenor Peter Pears. "Über Europa lag dieser große faschistische Schatten der Nazis, die jeden Moment alles zugrunde richten konnten", erzählte Britten 1960 in einem BBC-Interview. Er brauchte lange, um zu erkennen, dass Kanada und die USA "keine Heimat boten, dass ich, wie auch immer die Lage sein mochte, ein Europäer war, und so kehrte ich zurück". Als Britten und Pears im April 1942 in Liverpool wieder englischen Boden betraten, hatten die kriegerischen Auseinandersetzungen weltweit bereits ungeahnte Dimensionen erreicht. Vom Kriegsdienst wurden die Musiker aus Gewissensgründen freigestellt unter der Voraussetzung, dass sie sich verpflichteten, Konzerte zur Stärkung der Moral in der Heimat zu geben. Andere der insgesamt etwa 60.000 Kriegsdienstverweigerer in Großbritannien mussten vielfach in der Landwirtschaft, bei Sozialdiensten oder in Krankenhäusern Ersatzdienst leisten – etwa 3.000, darunter der Komponist Michael Tippett, gingen ins Gefängnis. Den jungen Männern, die an der Heimatfront aktiv waren, blieb das Gemunkel über Drückebergerei nicht erspart.
Benjamin Britten kämpfte auf seine persönliche Weise. "Ich glaube einfach nicht an Macht und Gewalt", meinte er in einem Interview und engagierte sich in seiner Arbeit als Komponist, Dirigent und Pianist für die Jugend, den Humanismus und die Völkerverständigung. An der Handlungsfähigkeit politischer Organisationen hegte er stets Zweifel. "Politiker sind doch so grässlich, oder?", äußerte Britten einmal, da sie nach seiner Auffassung eher eigene Interessen und weniger die Friedensvermittlung im Blick haben. Er pflegte seine persönliche Art der Diplomatie: Britten bewunderte den russischen Komponisten Dmitrij Schostakowitsch und traf sich nach dem privaten Kennenlernen 1960 so oft es ging mit ihm. Einen Monat nachdem Truppen des Warschauer Pakts in der Tschechoslowakei den sogenannten Prager Frühling beendeten, schrieb Britten an den britischen Botschafter in Moskau im September 1968, nun sei es wesentlich, "die Pforte der Kultur geöffnet zu halten". Benjamin Brittens Grundhaltung war bereits in jungen Jahren von dem Komponisten Frank Bridge geprägt worden, der ihn, so Britten, nicht nur lehrte "durch die Instrumente, für die ich schrieb, zu denken und zu fühlen", sondern durch seinen "sanften Pazifismus" auch die Einstellung zu Gewalt und Krieg beeinflusste. Neben Brittens Opern kann man auch Vokalwerke wie das "War Requiem" als einen Appell an die Humanität verstehen.
Die Entstehung des "War Requiem"
Das "Kriegsrequiem" ("War Requiem") ragt sowohl durch die besonderen Umstände seiner Entstehung als auch durch seine Ausgestaltung als eindrückliches Friedenssymbol heraus. In der Nacht des 14. November 1940 machte die deutsche Luftwaffe mit einem zehnstündigen Bombardement Coventry dem Erdboden gleich. Dabei kamen zwar längst nicht so viele Menschen ums Leben wie bei späteren Luftangriffen auf britische Städte, aber die Attacke öffnete die Schleusen für den Kriegsterror gegen die Zivilbevölkerung. Die prachtvolle Kathedrale aus dem 14. Jahrhundert war dabei die einzige, die in England während des Zweiten Weltkriegs völlig zerstört wurde. Ihre Wiedererrichtung in zeitgenössischer Architektonik setzte ein bedeutsames Zeichen. Der Neubau der Kathedrale von Coventry steht direkt neben den Ruinen des historischen Sakralbaus. Nähert man sich den Bauten von der Stadt aus, muss man durch die Überreste der Gräueltat schreiten, um zu den modernen Stätten der Erinnerung zu gelangen. In England schuf man durch dieses Nebeneinander einen bewegenden Ort des Gedenkens und der Zukunftsperspektiven. Die Einweihung im Mai 1962 wurde künstlerisch durch Auftragswerke begleitet. Man wollte das Gedenken an das Geschehen und die Opfer wachhalten, sich aber dennoch von einer zeitlichen Fixierung lösen. Michael Tippett wandte sich in dem Musikdrama "King Priam" den Lehren aus dem Trojanischen Krieg zu; Benjamin Britten – seit dem Erfolg mit "Peter Grimes" (1945) Großbritanniens bedeutendster Opernkomponist – verknüpfte für sein "War Requiem" den lateinischen Requiem-Text der christlichen Totenmesse mit den Kriegsgedichten des englischen Poeten Wilfred Owen. Dessen Verse sind ein sprachmächtiges Gedenken der Gefallenen des ersten weltumspannenden Krieges. Der Künstler kam am 4. November 1918 mit 25 Jahren nur wenige Tage vor dem Waffenstillstand nahe des nordfranzösischen Ors ums Leben. Der Grundgedanke der literarischen Vorlage ist in einem Zitat Owens zusammengefasst, das Britten auf die Titelseite der Partitur schrieb: "Mein Thema ist der Krieg und der Jammer des Krieges. / Die Poesie ist im Jammer. / Alles, was ein Dichter tun kann, ist warnen."
Brittens Opus 66 steht in der Tradition von Elgars während des Ersten Weltkriegs entstandenem "For the Fallen" aus der Kantate "The Spirit of England", Bridges "Oration" und Vaughan Williams’ "Dona nobis pacem" aus den 1930er-Jahren sowie Tippetts "A Child of our Time", das 1944 uraufgeführt wurde. Bereits vor Britten verwendete Arthur Bliss Ende der 1920er-Jahre in der Chorsinfonie "Morning Heroes" Verse von Wilfred Owen, die aber von einem Sprecher rezitiert werden. Britten schätzte diese Werke sehr. Er hatte bereits 1958 im sechsten Lied des Zyklus "Nocturne" mit dem Gedicht "The kind ghosts" (Die freundlichen Geister) einen Text von Owen vertont.
Der Aufbau des "War Requiem"
Wie in seiner Shakespeare-Oper "A Midsummer Night’s Dream" (1960) gestaltete Britten im "War Requiem" die jeweiligen Text- und Emotionsebenen mit unterschiedlichen Klangmitteln. Die "öffentlichen" Trauerbekundungen des lateinischen Requiem-Textes werden von der Sopranistin, dem Chor und dem umfangreichen Orchester vorgetragen. Im Kontrast dazu stehen die Stimmen von Tenor und Bariton, die nur von einem Kammerensemble unterstützt werden. Sie übernehmen – einzeln oder im Zwiegesang – die imaginären Stimmen von Gefallenen der einst verfeindeten Lager. Sie streuen in englischer Sprache ihre Erinnerungen und Reflexionen über das Grauen des organisierten Massenmords in den traditionellen Messetext ein. Die von ferne erklingenden Stimmen des Knabenchors und die Orgel künden wie aus übergeordneten Sphären von Erlösung und ewiger Ruhe. Nach dem "Requiem aeternam"-Prolog (Ewige Ruhe) – der mit der sarkastischen Frage "What passing-bells for these who die as cattle?" (Welche Totenglocken gebühren denen, die wie Vieh sterben?) konfrontiert wird – umrahmen der Tag des Jüngsten Gerichts ("Dies irae") und das abschließende "Libera me" (Erlöse mich) als längste Teile das "War Requiem". Owens mahnende Verse entnahm der Komponist unter anderem den Gedichten "Sonnet on Seeing a Piece of Our Artillery Brought into Action" (Sonett auf den Anblick eines in Gefechtstellung gebrachten Artilleriegeschützes) und "Futility" (Vergeblichkeit) für das "Dies irae". Im Offertorium wird mit der "Parable of the Old Man and the Young" (Gleichnis vom alten Mann und dem Jungen) die alttestamentarische Opfergeschichte von Abraham und Isaak in die Neuzeit transponiert. Es folgen "The End" (Das Ende) im Sanctus, "At a Calvary near the Ancre" (An einem Wegkreuz an der Ancre) im "Agnus dei" sowie "Strange Meeting" (Seltsame Begegnung) am Ende des Werks. Das "Kriegsrequiem" erzählt vom Schrecken der Schlachten und zerstörten Hoffnungen: "I went hunting wild / After the wildest beauty in the world", singt der Bariton im "Libera me": Der staatlich sanktionierte gewaltsame Tod verhindert es, der "wildesten Schönheit der Welt nachzujagen". Der Komponist meinte, die Funktionsträger erfüllten nicht die grundlegende "Aufgabe der Politik", nämlich "die Welt zu gestalten und Spannungen zu entschärfen". In Brittens "War Requiem" sorgen am Schluss die Kriegsopfer dafür: Nach all den sinnlosen Kämpfen lassen Owen und Britten in einer "seltsamen Begegnung" zwei tote, verfeindete Soldaten aufeinandertreffen. Der Hinweis: "Ich bin der Feind, den du getötet hast, mein Freund …" mündet in das gegenseitige Versprechen: "Lass uns jetzt schlafen …"
Das "War Requiem" als Symbol der Versöhnung
Das Nebeneinander der schwer beschädigten alten Kathedrale und der Gegenwartsarchitektur des Neubaus spiegelt sich in der Generationen übergreifenden Besetzung des "War Requiem": Neben Erwachsenen – zu denen bei der Uraufführung auch Kriegsteilnehmer gehörten – wirken Kinder mit, also Vertreter der nachfolgenden Generation. Die Knabenstimmen bitten um die Erlösung der Seelen von den "Qualen der Unterwelt" und künden von "ewiger Ruhe" und "ewigem Licht".
Brittens Idealvorstellung bestand darin, die Solistenrollen mit Künstlern aus jenen Nationen zu besetzen, die am meisten unter dem Krieg, in diesem Fall dem Zweiten Weltkrieg, gelitten hatten: Neben einer Russin (Galina Wischnewskaja) hatte er einen Engländer (Peter Pears) und einen Deutschen (Dietrich Fischer-Dieskau) auserkoren. Für die Premiere in Coventry erhielt Wischnewskaja allerdings keine Ausreisegenehmigung. Bei der Uraufführung des "War Requiem" im Frühling 1962 unter der Leitung des Komponisten musste schließlich Heather Harper einspringen. Erst bei der Schallplatteneinspielung im Januar 1963 in London konnte Britten sein Wunschensemble mit der russischen Künstlerin vervollständigen, der gestattet wurde, auf diesem Tondokument ihr Land zu repräsentieren, aber nicht neben einem Deutschen auf dem Konzertpodium zu stehen.
Trotz der organisatorischen Probleme im Vorfeld gelang eine eindrucksvolle Premiere.
Brittens Wunsch, dass unter den Mitwirkenden Menschen aus verfeindeten Nationen zusammenkommen, macht sein "Kriegsrequiem" zu einem Werk, das das Entsetzliche des Krieges reflektiert und Aussöhnung anstrebt. Brittens Freund Dmitrij Schostakowitsch organisierte Ende August 1963 eine Präsentation des "War Requiem" mit Partitur und Musikbeispielen von Schallplatte für Studierende am Moskauer Konservatorium. "Das ist auf dem Niveau von Mahlers 'Lied von der Erde' und einer Reihe anderer großer Werke der Menschheit“, schrieb er einem Freund. "Wenn ich B. Brittens 'Requiem' höre, werde ich irgendwie heiterer und noch fröhlicher.
Meinhard Saremba ist musik- und kulturwissenschaftlicher Publizist, Herausgeber und Verfasser von zahlreichen Büchern zur Musikgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Er schrieb unter anderem Bücher über Leoš Janáček, Arthur Sullivan, Giuseppe Verdi, Sergej Rachmaninow, Clara Schumann und Johannes Brahms. Im Jahr 2022 erschien seine Doppelbiografie "Britten und Schostakowitsch – Eine Künstlerfreundschaft im Schatten der Politik" (Osburg-Verlag, Hamburg).
KÜNSTLERBIOGRAFIEN
Teodor Currentzis, Dirigent
Teodor Currentzis ist Chefdirigent des SWR Symphonieorchesters, Gründer und künstlerischer Leiter des Orchesters und Chores musicAeterna und des Utopia Orchestra. Für den in Griechenland geborenen Currentzis wurde seit Anfang der 1990er-Jahre Russland zur Wahlheimat, als er sein Dirigierstudium am Staatlichen Konservatorium in Sankt Petersburg bei Ilja Musin begann. Von 2004 bis 2010 war Currentzis Chefdirigent des Opernhauses und des Balletts in Nowosibirsk; von 2011 bis 2019 wirkte er als künstlerischer Leiter der Oper und des Balletts in Perm. Seit 2012 kuratiert Teodor Currentzis das Diaghilew-Festival in Perm. Als Chefdirigent des SWR Symphonieorchesters stehen für Teodor Currentzis vor allem das sinfonische OEuvre von Gustav Mahler und russische Sinfonik im Fokus seiner Programme, immer wieder aber auch zeitgenössische Kompositionen, darunter Werke von Lachenmann, Schnittke, Crumb, Scelsi, Zender, Kourliandski und Nikodijevic. Mit dem SWR Symphonieorchester und musicAeterna begibt sich Teodor Currentzis regelmäßig auf ausgedehnte Gastspielreisen mit Konzerten in der Berliner Philharmonie, der Philharmonie de Paris, dem Festspielhaus in Baden-Baden, der Mailänder Scala oder dem Auditorio Nacional de Música in Madrid.
Gern gesehener Gast ist er zudem bei den Salzburger Festspielen, der Ruhrtriennale, dem Lucerne Festival, dem Klara Festival in Brüssel und den Festspielen in Aix-en-Provence. Teodor Currentzis arbeitet darüber hinaus mit den berühmtesten Theaterregisseuren zusammen, darunter Robert Wilson, Romeo Castellucci und Peter Sellars. Viele seiner bei Sony Classical erschienen CDs sind mit internationalen Preisen ausgezeichnet worden. Auf dem Webportal SWRKultur.de finden sich zahlreiche Konzertmitschnitte, die Teodor Currentzis gemeinsam mit dem SWR Symphonieorchester aufgenommen hat. Neben Sinfonien von Mahler, Tschaikowsky, Rachmaninow und Schostakowitsch sind dort auch hochwertige, unter Pandemie-Bedingungen entstandene Studioproduktionen wie Hans Zenders "Schuberts Winterreise" oder auch Gustav Mahlers "Lied von der Erde" zu sehen.
Irina Lungu, Sopran
Die Sopranistin absolvierte ihr Gesangsstudium bei Mikhail Podkopaev in Woronesch und arbeitete weiter an ihrer Technik an der Accademia Teatro alla Scala u. a. bei Leyla Gencer. Noch als Studentin der Akademie gab sie in der Spielzeit 2003/2004 ihr Scala-Debüt als Anaï in Rossinis "Moïse et Pharaon". Seitdem war sie u.a. als Violetta ("La traviata"), Marguerite ("Faust"), als Donizettis Maria Stuarda, Adina in "L’elisir d’amore", Oksana in Tschaikowskys "Die Pantöffelchen" und in der Titelpartie von Hindemiths "Sancta Susanna" am Teatro alla Scala di Milano zu erleben.
In den letzten Jahren sang sie u.a. Imogene ("Il pirata"), Alice Ford ("Falstaff") und die Titelpartie von "Lucia di Lammermoor" am Opernhaus Zürich, Violetta, Elettra ("Idomeneo"), Donna Anna ("Don Giovanni"), Mimì ("La Bohème") und Norina ("Don Pasquale") an der Wiener Staatsoper, Marguerite am Royal Opera House, am Teatro Real in Madrid, am Sydney Opera House, an der Griechischen Nationaloper in Athen und am Teatro Nacional in Lissabon, Medora ("Il corsaro") an der Oper von Monte-Carlo, als Fiorilla ("Il turco in Italia") und Liù ("Turandot") an der Bayerischen Staatsoper, Corinna ("Il viaggio a Reims") am Gran Teatre del Liceu in Barcelona, die Titelrolle von "Manon" am ABAO Bilbao sowie Gilda ("Rigoletto") an der Opéra national de Paris, an der Metropolitan Opera und am Sydney Opera House. Weitere Gastengagements führten sie an das Bolschoi-Theater Moskau, die Hamburgische Staatsoper, in die Arena di Verona und an das New National Theatre in Tokio.
Allan Clayton, Tenor
Stimmliche Flexibilität und Beständigkeit in Kombination mit einer geradezu magnetischen Bühnenpräsenz brachten dem Tenor Allan Clayton internationale Wertschätzung ein. Sein breites Repertoire reicht von der Barockzeit bis in die Gegenwart. Als gern gesehener Gast an den führenden Opernhäusern rund um den Globus sang er z.B. am der Metropolitan Opera die Titelrolle von Brett Deans "Hamlet" bei der US-Premiere oder "Peter Grimes" am Teatro Real Madrid und der Londoner Royal Opera Covent Garden. Eine besonders enge Zusammenarbeit verbindet ihn mit dem Regisseur Barrie Kosky und der Komischen Oper Berlin, wo er zuletzt in Weills "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny", als Tamino in "Die Zauberflöte" und in der Titelrolle von Bernsteins "Candide" in Erscheinung trat. Außerdem interpretierte er David in "Die Meistersinger von Nürnberg" an Covent Garden und der Bayerischen Staatsoper sowie den Ferdinand in Purcells "Miranda" an der Pariser Opéra Comique. Clayton ist seit seinem Debüt im Jahr 2008 viele Male bei den BBC Proms aufgetreten, u.a. mit Vaughan Williams‘ "Pastoral Symphony", Brittens "War Requiem" und Berlioz‘ "L‘enfance du Christ". Hier übernahm er auch die Titelrollen von Strawinskys "Oedipus Rex" und Händels "Samson". In der Londoner Barbican Hall sang er Elgars "The Dream of Gerontius" und Brittens "Spring Symphony" mit dem London Symphony Orchestra unter Sir Mark Elder bzw. Sir Simon Rattle sowie Mendelssohns "Elias" mit dem BBC Symphony Orchestra und Sakari Oramo.
n der letzten Spielzeit führte er im Barbican Center Schuberts "Winterreise" in einer dramatischen Inszenierung auf, die das Werk des australischen Malers Fred Williams einbezog. Clayton ist regelmäßig zu Gast in der Londoner Wigmore Hall und gibt weltweit Liederabende. Sein Liedrepertoire umfasst Zyklen wie Schuberts "Winterreise" und "Die schöne Müllerin", Vaughan Williams‘ "On Wenlock Edge" sowie Lieder von Strauss, Wolf, Duparc und Tippett. Mehrere Komponisten haben Liederzyklen für ihn geschrieben, darunter Mark-Anthony Turnage mit "Refugee" und Josephine Stephenson mit "Une saison en enfer". Als Verfechter zeitgenössischer Musik trat er in Weltpremieren von George Benjamins "Written on Skin", Jonathan Doves "The Adventures of Pinocchio" und Gerald Barrys "Alice’s Adventures Underground" auf.
Matthias Goerne, Bariton
Der Bariton Matthias Goerne wird rund um den Globus für seine Opern- und Konzertdarbietungen gefeiert und ist regelmäßiger Gast bei renommiertesten Festivals und Konzertsälen. Dirigentengrößen wie Claudio Abbado (†), Herbert Blomstedt, Riccardo Chailly, Christoph von Dohnányi, Gustavo Dudamel, Christoph Eschenbach, Daniele Gatti, Valery Gergiev, Bernard Haitink, Manfred Honeck, Mariss Jansons (†), Paavo Järvi, Vladimir Jurowski, Andris Nelsons, Yannick Nézet-Séguin, Seiji Ozawa (†), Antonio Pappano, Kirill Petrenko, Sir Simon Rattle, Esa-Pekka Salonen und Franz Welser-Möst zählen zu seinen musikalischen Partnern. Matthias Goerne ist auf den wichtigsten Opernbühnen der Welt aufgetreten, darunter die Metropolitan Opera in New York, das Royal Opera House, Covent Garden, das Teatro Real in Madrid, die Pariser Nationaloper, die Bayerische Staatsoper und die Wiener Staatsoper. Seine Rollen reichen von Amfortas, Marke, Wolfram, Wotan, Orest und Jochanaan bis zu den Titelrollen in Béla Bartóks "Herzog Blaubarts Burg" und Alban Bergs "Wozzeck".
Goernes künstlerisches Schaffen wurde auf zahlreichen Aufnahmen dokumentiert, von denen viele renommierte Auszeichnungen erhielten, darunter fünf Grammy-Nominierungen, den BBC Music Magazine Vocal Award 2017 sowie den Diapason d’or arte. In den letzten beiden Jahren hat er drei Alben bei der Deutschen Grammophon veröffentlicht: Beethoven-Lieder mit Jan Lisiecki, Wagner-, Strauss- und Pfitzner-Lieder mit Seong-Jin Cho sowie das kürzlich von Limelight zum "Vocal Recording of the Year" gekürte Album "LIEDER" mit Daniil Trifonov. Anfang 2023 erschien sein neuestes Album "Schubert revisited", das Bearbeitungen für Gesang und Orchester zu Gehör bringt. Der gebürtige Weimarer studierte bei Hans-Joachim Beyer in Leipzig, später bei Elisabeth Schwarzkopf und Dietrich Fischer-Dieskau. In der Saison 2023/2024 gibt bzw. gab Matthias Goerne sein Debüt als Boris Godunov in Toulouse und Paris sowie eine Reihe von Liederabenden mit Evgeny Kissin in Europa und den USA. An der Casa da Musica in Porto, der Kölner Philharmonie und in der Elbphilharmonie Hamburg wird er Jörg Widmanns "Schumannliebe" uraufführen.
SWR Vokalensemble
Der Rundfunkchor des SWR gehört zu den internationalen Spitzenensembles unter den Profichören. Gegründet vor fast 75 Jahren, widmet sich das Ensemble bis heute mit Leidenschaft und höchster sängerischer Kompetenz der exemplarischen Aufführung und Weiterentwicklung der Vokalmusik. Über 250 neue Chorwerke hat das Ensemble uraufgeführt, darunter Werke von Ondřej Adámek, Mark Andre, Nikolaus Brass, Adriana Hölszky, Heinz Holliger, Maurizio Kagel, Hanspeter Kyburz, Isabel Mundry, Samir Odeh-Tamimi, Enno Poppe, Wolfgang Rihm, Rebecca Saunders, Martin Smolka, Karlheinz Stockhausen und Vito Žuraj. Neben zeitgenössischer Musik widmet sich das SWR Vokalensemble vor allem den anspruchsvollen Chorwerken der Romantik und klassischen Moderne. Die Chefdirigenten Marinus Voorberg, Klaus Martin Ziegler und Rupert Huber haben das SWR Vokalensemble in der Vergangenheit entscheidend geprägt.
Von 2003 bis 2020 war Marcus Creed der Künstlerische Leiter des Ensembles. Mit ihm entstanden über 30 CDs, u. a. mit Werken von György Kurtág, Heitor Villa-Lobos, Elliott Carter, Charles Ives, Paul Hindemith, Luigi Nono, Wolfgang Rihm oder Kaija Saariaho, sowie eine vielbeachtete Sammlung mit Chorwerken der Moderne aus Amerika, Russland, Japan und zahlreichen Ländern Europas. Vielfach wurde das SWR Vokalensemble für seine kammermusikalische Interpretationskultur, die stilsicheren Interpretationen und den hohen Repertoirewert seiner Aufnahmen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik, dem ECHO Klassik, dem Diapason d’Or, dem Choc de la Musique und dem Grand Prix du Disque. Mit Beginn der Saison 2020/2021 hat Yuval Weinberg als Chefdirigent die Leitung des SWR Vokalensembles übernommen.
London Symphony Chorus
Der London Symphony Chorus (LSC) wurde 1966 gegründet, um die Arbeit des London Symphony Orchestra (LSO) zu ergänzen. Seitdem ist er mit zahlreichen internationalen Spitzenorchestern aufgetreten: mit den Berliner und Wiener Philharmonikern, dem Gewandhausorchester Leipzig sowie den Los Angeles und New York Philharmonic. In der aktuellen Spielzeit standen u.a. Konzerte mit Mendelssohns „Elias“ unter der Leitung von Sir Antonio Pappano, Janáčeks "Jenůfa" mit Sir Simon Rattle sowie Bruckners "Te Deum" auf dem Programm. Zum Repertoire der letzten Spielzeiten zählen u. a. Schostakowitschs 13. Sinfonie "Babi Yar" mit Gianandrea Noseda, Schuberts Messe As-Dur, Ravels "Daphnis et Chloé" mit François-Xavier Roth und Les Siècles, das "Dante-Projekt" mit Thomas Adès und Koen Kessels im Royal Opera House, Dallapiccolas "Il Prigioniero" mit Sir Antonio Pappano, ein Programm mit Werken von Szymanowski, Janáček und Brahms unter der Leitung von Sir Simon Rattle, Howard Goodalls "Never to Forget", die Uraufführung von Julian Andersons "Exiles" sowie Errollyn Warrens "After Winter" mit Simon Halsey beim Spitalfields Festival. Tourneen führten den London Symphony Chorus bislang in zahlreiche Länder Europas, aber auch auf interkontinentale Gastspielreisen.
Bei den jüngsten Konzertreisen standen u.a. Auftritte in Paris, Baden-Baden und Luxemburg mit Sir Simon Rattle und dem London Symphony Orchestra sowie in Monte Carlo und Aix-en-Provence mit Kazuki Yamada und dem Orchestre Philharmonique de Monte-Carlo auf dem Programm. In der für einen Oscar nominierten Verfilmung der Biografie von Leonard Bernstein mit Bradly Cooper und Carey Mulligan in den Hauptrollen übernahm der LSC die Chorpartien in Werken von Mahler und Bernstein. Im Jahr 2023 wurden Mariana Rosas zur neuen Chorleiterin und Simon Halsey zum emeritierten Chorleiter ernannt. Der LSC ist eine unabhängige Organisation, die von seinen Mitgliedern geleitet wird. Sie ist der künstlerischen Exzellenz, der Gleichheit und Vielfalt sowie der stimmlichen Entwicklung ihrer Mitglieder verpflichtet. Der LSC beteiligt sich aktiv am Musikleben Londons, gibt neue Werke in Auftrag und führt sie auf.
Knabenchor collegium iuvenum Stuttgart
Der an der Stuttgarter Domsingschule beheimatete ökumenische Knabenchor collegium iuvenum Stuttgart ist konfessionell wie institutionell unabhängig und wurde 1989 gegründet. Ziel der musikalischen Arbeit ist es, die jahrhundertealte Kultur geistlicher Chormusik weiterzutragen und die über 1000-jährige Tradition berühmter Knabenchöre zeitgemäß ins 21. Jahrhundert zu führen. Eine besondere Stärke des Chors liegt in seinem breiten Repertoire, zu dem Werke der geistlichen Chormusik von der Renaissance bis zur Moderne zählen. Der Chor ist in Form einer Chorschule organisiert, ist aber kein Internatschor. Die Knaben beginnen ihre musikalische Laufbahn im Alter von ca. fünf Jahren mit der musikalischen Früherziehung. Danach durchlaufen die Knaben verschiedene Chorstufen bis zum Reise- und Konzertchor, in dem sie bis zum Stimmwechsel aktiv mitsingen. Nach dem Stimmwechsel kommen viele Sänger wieder, um im Männerchor zu singen und bis zum Alter von etwa 25 Jahren dem Chor als aktive Sänger verbunden zu bleiben.
Neben einer fundierten musikalischen Ausbildung legen die Verantwortlichen Wert darauf, dass die Sänger Freude am gemeinsamen Musizieren entwickeln. Getragen wird der Chor vom collegium iuvenum Stuttgart e.V., öffentlich anerkannter Träger der Freien Jugendhilfe und der außerschulischen Jugendbildung. Dank des außerordentlichen Engagements vieler aktiver und ehemaliger Chormitglieder, von Eltern und Freunden sowie der Förderung durch die Landeshauptstadt Stuttgart und das Land Baden- Württemberg hat der Knabenchor collegium iuvenum Stuttgart einen hohen musikalischen und künstlerischen Standard erlangt und kann sich mit europäischen Spitzenchören messen. Mit seiner exzellenten musikalischen Qualität prägt der Knabenchor collegium iuvenum Stuttgart das Kulturleben der Region Stuttgart mit und ist regelmäßig auch überregional und bei jährlichen Konzertreisen international präsent. So konzertierten die jungen Choristen unter anderem in Frankreich, Spanien, Finnland, Österreich, Tschechien, in der Schweiz, in Norwegen, Polen, Italien sowie in Kanada, Argentinien und in den USA. Seit Mai 2022 ist Sebastian Kunz Künstlerischer Leiter des Knabenchors collegium iuvenum Stuttgart.
SWR Symphonieorchester
Das SWR Symphonieorchester hat in der Liederhalle Stuttgart und im Konzerthaus Freiburg sein künstlerisches Zuhause. Im September 2016 aus der Zusammenführung des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart des SWR und des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg hervorgegangen, zählen Interpretationsansätze aus der historisch informierten Aufführungspraxis, das klassisch-romantische Kernrepertoire sowie Musik der Gegenwart gleichermaßen zu seinem künstlerischen Profil. Seit der Saison 2018/2019 steht Teodor Currentzis als Chefdirigent an der Spitze des SWR Symphonieorchesters, zur Saison 2025/2026 übernimmt diese Position François-Xavier Roth. Zu den jährlichen Fixpunkten im Konzertkalender des SWR Symphonieorchesters zählen die SWR eigenen Konzertreihen in Stuttgart, Freiburg und Mannheim sowie Auftritte bei den Donaueschinger Musiktagen und den Schwetzinger SWR Festspielen. Seit 2020 ist das SWR Symphonieorchester das Residenzorchester der Pfingstfestspiele Baden-Baden. Einladungen führen das Orchester regelmäßig zu den Salzburger Festspielen, in die Elbphilharmonie Hamburg, nach Berlin, Köln, Frankfurt, Dortmund, Essen, Wien, Edinburgh, London, Barcelona, Madrid und Warschau. International gefragte Dirigenten wie Herbert Blomstedt, Peter Eötvös, Christoph Eschenbach, Sir Roger Norrington, Jakub Hrůša, Eliahu Inbal, Ingo Metzmacher, Kent Nagano, Michael Sanderling, Pablo Heras-Casado, Jonathan Nott, Dima Slobodeniouk und David Zinman haben mit dem SWR Symphonieorchester zusammengearbeitet.
Unter den hochkarätigen Solist:innen finden sich Patricia Kopatchinskaja, Antoine Tamestit, Gil Shaham, Nicolas Altstaedt, Vadym Kholodenko, Martin Grubinger und Isabelle Faust als Artists in Residence sowie viele weitere namhafte Gäste, darunter Hilary Hahn, Sabine Meyer, Julia Fischer, Yulianna Avdeeva, Renaud Capuçon, Anna Vinnitskaya, Janine Jansen, Mischa Maisky, Vilde Frang und Fazil Say. Mit seinem umfangreichen Musikvermittlungsangebot erreicht das SWR Symphonieorchester jährlich etwa 15.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Sendegebiet des SWR. Zahlreiche Live-Übertragungen und Konzertaufzeichnungen für SWR2 und auf SWR.de/so ermöglichen vielen Musikfreunden in der ganzen Welt, an den Konzerten des SWR Symphonieorchesters teilzunehmen.
ENSEMBLEBESETZUNGEN
SWR Symphonieorchester
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Sonstige Informationen
Wir weisen freundlich darauf hin, dass unautorisierte Bild- und Tonaufnahmen jeglicher Art bei dieser Veranstaltung untersagt sind.
Impressum
Sabrina Haane, Gesamtleitung SWR Symphonieorchester
Dr. Henning Bey, Künstlerische Planung
Tabea Dupree, Redaktion SWR Kultur
Henrik Hoffmann, Redaktion Programmheft
Matthias Claudi, Leitung Kommunikation SWR Ensembles und Festivals
Sämtliche Texte sind Originalbeiträge für dieses Programmheft