Musikstück der Woche

Elene Meipariani und Till Hoffmann spielen César Francks Violinsonate A-Dur

Stand
Autor/in
Doris Blaich

2022 ist Franck-Jahr: im Dezember feiert die Musikwelt seinen 200. Geburtstag. Das Musikstück der Woche feiert schon mal vor: Elene Meipariani und Till Hoffmann spielen Francks Violinsonate A-Dur.

Eine Sonate als Hochzeitsgeschenk

César Franck hat das Stück dem belgischen Geiger Eugène Isaÿe zum „schönsten Tag im Leben“ geschenkt. Noch während der Hochzeitsfeier griff der Bräutigam zur Geige und probierte sein Sonatengeschenk aus.

Die Pianistin Léontine-Marie Bordes-Pène übernahm dabei den Klavierpart. Die beiden spielten auch mit großem Erfolg die öffentliche Uraufführung am 16. Dezember 1886 in Brüssel.

Es gibt von der Sonate eine Bearbeitung für Klavier solo und eine Fassung für Cello und Klavier; ein Teil davon war ursprünglich auch als Cellosonate konzipiert. Die Frage: „gehört die Sonate nun den Geigern oder den Cellisten?“ muss offen bleiben; oder man entscheidet salomonisch: beiden!

César Franck – „der belgische Brahms“

„Der belgische Brahms“ ist César Franck oft genannt worden – wegen seiner Vorliebe, musikalische Gedanken mit höchster Ökonomie auszuschöpfen und mehrere Sätze durch die gemeinsame Substanz ihrer Themen ineinander zu verflechten.

Auch in der Violinsonate sind die vier Sätze zyklisch miteinander verbunden. Ihre strenge kontrapunktische Konstruktion ist verquickt mit einem intensiven emotionalen Ausdruck, dem Schwelgen im süßen Duft der Harmonien. Spielanweisungen wie „cantabile" (gesanglich), „espressivo“ und „dolcissimo“ (so süß wie möglich) tauchen in der Partitur immer wieder auf.

Fast wie Bach

Ein zeitgenössischer Musikkritiker schrieb über die Sonate: „Trotz der sehr modernen Formgebung erscheint sie uns wie eine der schönsten Kompositionen der großen Klassiker. Der erste Satz ... lässt einen glauben, es sei ein Werk von Bach, als hätte dieser im 19. Jahrhundert gelebt; das Recitativo quasi fantasia ist, in seiner sehr freien Form, von großartigem inneren Schwung, und das Finale, fast ganz als Kanon in der Oktave gehalten, bewahrt trotz dieser strengen Form eine Leichtigkeit, eine Anmut, eine Süße ohnegleichen.“

Alle großen Geiger haben Francks Sonate im Repertoire – und Dank der Bearbeitung von Jules Delsart auch alle große Cellisten.

Elene Meipariani und Till Hoffmann

Die beiden jungen Musiker haben die Sonate im Januar 2020 im Hans-Rosbaud-Studio des SWR in Baden-Baden aufgenommen. Sie bilden ein festes Duo – und gemeinsam mit dem Cellisten Till Schuler das Trio E.T.A., benannt nach E.T.A. Hoffmann. Als Klaviertrio gewannen sie 2021 den Preis des Deutschen Musikwettbewerbs und den Rotary-Sonderpreis.

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Doris Blaich