Es gibt eine Zeit in Wolfgang Amadeus Mozarts Leben, da ist die Schlagzahl an Meisterwerken so hoch, die künstlerische Qualität so dicht und die Kreativität so überbordend wie kaum sonst: die 1780er Jahre. In dieser Zeit schreibt er ein Klaviertrio wohl ‚einfach so‘, ohne Auftrag, wohl aber mit der Mission, das Violoncello singen zu lassen.
Eine besondere Schaffensphase in Mozarts Leben
Irgendwann wird die Kammermusik von Wolfgang Amadeus Mozart für die Musik-Amateure im Wien der 1780er Jahre immer schwieriger, in musikalischer und in technischer Hinsicht. Ob es seine Klavierquartette sind, seine Streichquartette oder die Klaviertrios, wie das in G-Dur KV 496.
Es ist das zweite der insgesamt sechs Klaviertrios von Mozart, das erste der fünf späteren, die alle innerhalb von nur zwei Jahren entstehen, zwischen 1786 und 1788.
Anspruchsvolle Kammermusik
In dieser Zeit schreibt Mozart auch seinen „Don Giovanni“, seine großen Sinfonien und die späten Klavierkonzerte. Verständlich, dass in einer Phase solch überschäumender Kreativität auch Mozarts Klaviertrios das konventionelle Niveau dieses Genres weit hinter sich lassen, was ihrer Popularität allerdings schadet, denn niemand der aktiven Wiener Amateure will und kann damals so etwas noch spielen.
Professionelle Kammermusiker aber sind zu dieser Zeit noch unbekannt. Wir kennen auch keinen Auftraggeber oder speziellen Anlass zur Komposition, wahrscheinlich wurden sie ganz einfach im Freundeskreis Mozarts aufgeführt, mit ihm selbst am Klavier. Aber nicht nur das Tasteninstrument wird von Mozart stark gefordert, sondern – und das ist die große Neuerung – auch die beiden Streicherstimmen.
Das Cello emanzipiert sich
Vor allem das Cello spielt bis dahin in der Regel im Klaviertrio eine absolut untergeordnete Rolle, geht über die eines reinen Begleitinstruments selten hinaus. Mozart aber ist lebhaft daran interessiert, die Gattung Klaviertrio weiterzuentwickeln und emanzipiert das Cello geradezu, versieht es mit einem eigenen, wenn auch noch nicht völlig prominenten Part.
Doch trotz dieser innovativen Rollenverteilung und trotz aller Brillanz und Virtuosität im Klavier und bei der Violine überschreibt Mozart sein Trio in G-Dur KV 496 lediglich mit „Sonata“. Wahrscheinlich, um es damit gegen den Divertimento-Charakter seines ersten Klaviertrios abzusetzen, dessen Entstehung inzwischen zehn Jahre her ist.
Wie bei einer Klaviersonate beginnt das Tasteninstrument auch den Kopfsatz mit einer solistischen Einleitung. Violine und Cello kommen dazu und verwickeln das Klavier sofort in einen fesselnden Dialog. Das Cello bleibt zunächst noch in einer untergeordneten Position, Mozart überlässt das Feld erst einmal der Violine.
Doch das ändert sich schlagartig in der Durchführung: In einer interessanten Klangfarbenmischung zwischen Klavier und Cello sowie Klavier und Violine ergeben sich ganz unerwartete Akzente, die Mozart bei der Reprise sogar noch beibehält.
2. Satz: Violoncello mit neuer Rolle
Die große Stunde des Cellos aber schlägt im zweiten Satz, einem Andante in C-Dur und hinsichtlich motivischer Verarbeitung und angewandter Kontrapunktik wohl der Höhepunkt in Mozarts Trioschaffen. Ein tatsächlich vierstimmiger Satz mit dem Cello als selbstständig agierender Einzelstimme, als wolle Mozart gerade hier und jetzt die Rolle des tiefen Streichinstruments für alle Zeiten neu definieren.
Zum Schluss dann ein Allegretto mit sechs Variationen, bei denen Klavier und Violine wieder die Führung übernehmen. Auffallend die Variationen vier und fünf, in denen das Thema, eine harmlose Gavotte, fast nicht mehr zu erkennen ist. In düsteren, fast expressionistisch-fahlen Klängen löst sich seine motivische Substanz beinahe auf und erst die letzte Variation findet in gelöster Heiterkeit wieder zurück zum unbeschwerten Allegretto-Gestus.
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