Mahlers fünfte Sinfonie hören ist wie einen guten Roman lesen. Man taucht tief ein in die Klangwelt und erlebt das musikalische Geschehen mit den Ohren des „lyrischen Ichs“.
Die echte Welt verblasst im symphonischen „stream of conciousness“. Nur hie und da hört man ein Stück Musik aufblitzen, das einen irgendwie an Altbekanntes erinnert… oder doch nicht?
Trompete bläst zum Trauermarsch
Es beginnt mit einer einzigen Trompete. Da sitzt ein vollbesetztes Orchester auf der Bühne, mit mächtig Blech und Schlagwerk, und dann lässt Mahler seine 5. Sinfonie von einer einsamen Trompetenfanfare eröffnen.
Sie führt einen Trauerzug an. Vielfach erklingt die Trompete in diesem ersten Satz. Immer wieder erinnert sie das Orchester, das sich mal dahinschleppt, mal leidenschaftlich ausbricht, daran, was sich für einen Trauermarsch gehört: gemessener Schritt und Strenge.
Am Ende ist der Trauerzug trotz aller Ausbrüche vorbeigezogen. Und die Fanfare verhallt in der Ferne.