Donaueschinger Musiktage 2007 | Werkbeschreibung

Werke des Jahres 2007: "Jackbox"

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Trimpin

Pythagoras – Mathematiker, Wissenschaftler, Philosoph – war wahrscheinlich der erste, der um 600 v. Chr. die physikalischen Eigenschaften des Klanges dokumentiert hat. Er spannte eine Saite zwischen zwei Punkte und teilte sie mit Hilfe eines Stegs in zwei gleichlange Strecken. Er fand heraus, dass der Ton, der erklang, wenn man die Hälfte der Saite zupfte, genau eine Oktave höher war als der Ton, der beim Zupfen der gesamten Saite produziert wurde. Mit dieser einen Saite – dem „Monochord“- machte Pythagoras eine äußerst wichtige Entdeckung: Je einfacher das Verhältnis der Segmente ist, in die man eine Saite unterteilt (z.B. 1:2, 2:3 etc.), desto perfekter ist die Harmonie der Klänge dieser Saitensegmente.

Die Installation Jackbox demonstriert diese grundlegende Theorie des „Monochords“ mit Hilfe einer Gruppe von zwölf elektromechanisch betriebenen, Gitarren ähnlichen Instrumenten und zeigt so den langen Weg von Pythagoras’ rudimentärem Instrument bis hin zur heutigen, höchst komplexen elektronischen Technologie.

Die elektrische Gitarre ist ein relativ neues Instrument, das einen Verstärker benötigt, um die Schwingungen der Saiten hörbar zu machen. Hierbei verwandelt eine Magnetspule diese Schwingungen in elektrische Signale. Jedes der zwölf „Gitarren-Instrumente“ ist mit einer einzigen Saite – einem „Monochord“ – ausgestattet. Die Anordnung der Saiten erfolgt wie beim Klavier in einer chromatischen Reihe. Jedes einzelne dieser „Instrumente“ hat die Möglichkeit – im Gegensatz zu einer normalen Gitarre –, verschiedene Töne gleichzeitig zu erzeugen. Dies geschieht folgendermaßen: Automatisierte „Finger“ pressen die Saiten an der gewünschten Stelle des „Griffbretts“ nach unten, wodurch das Experimentieren mit unterschiedlichen Klangfarben und Tempi möglich wird. Diese Klänge sind ausschließlich akustischer Natur, werden aber elektronisch verstärkt.

Die gesamte Installation ist computergesteuert. Sie kann sowohl eine vorprogrammierte Komposition abspielen, als auch von den Besuchern selbst betätigt werden.

Teil der gesamten Installation ist zudem eine Gruppe perkussiver Instrumente wie Trommeln, Becken oder z.B. gestimmte Kölsch-Biergläser, die elektromechanisch in Bewegung gesetzt werden und die Klänge der zwölf Saiten begleiten. Das spezielle Timbre dieser einfachen Instrumente ist äußerst interessant und anregend, denn es bewegt sich irgendwo zwischen einem normalen Schlagzeugset, das Hip-Hop oder Techno rhythmisch untermalen kann, und Instrumenten aus anderen Kulturkreisen, wie z.B. dem Gamelan.
Diese privat geförderte Skulptur funktioniert wie eine Musikbox (engl. „Jukebox“). Durch Münzeinwurf werden vorprogrammierte Kompositionen in einer Bandbreite von Volksliedern (z.B. Z”Mülle uff d’r Boscht) bis hin zu Jimi-Hendrix-Melodien zum Erklingen gebracht.

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Autor/in
SWR