komponieren heißt ein feld bereiten
man kann sich auf eine orgel legen, eine geige zertrümmern... es klingt trotzdem immer wie orgel, wie geige.
daher führen mich nicht mehr die instrumentalklänge, das material und die kompositorische ausführung zu neuartigen ergebnissen, sondern eher der grad der anteilnahme der beteiligten musiker und die mischklänge aus elektronik und traditionellem instrumentarium entlang der schnittlinie des "nicht mehr genau unterscheidbaren".
basis meines kompositorischen schaffens sind die häufige zusammenarbeit mit improvisationskünstlern und dabei entwickelte, nicht genau notierbare spielweisen. es ist der reiz des nicht bis ins letzte detail kontrollierbaren, die öffnung des "werkes" zugunsten eines gegenseitigen kümmerns und die steigerung der musikalischen energie durch improvisation.
komponieren heißt für mich ein feld bereiten, ein spielfeld für alle mitwirkenden: bei diesem konzert für klavier, orchester und elektronik gibt es eine spielpartitur für alle mitwirkenden: den dirigenten, den solisten und das orchester, die gesamtkonstruktion des stückes ist somit für jeden einzelnen deutlich zu überblicken und er kann seine aktionen präzise in den kontext einfließen lassen.
der instrumentalklang des klaviers ist live-elektronisch verfremdet und verschmilzt mit vorproduzierten tonbandzuspielungen. diese acht-kanal-zuspielungen werden vom computer gesteuert und bilden eine art hallraum, eine art verdopplung der glockenartigen klänge aus dem orchester,... ganz so, als ginge der glockenartige klang des klaviers auf das orchester über und verhalle in dem durch den einsatz der live-elektronik geschaffenen elektroakustischen raum.
der dirigent vermittelt die aktionen des orchesters entlang der durch die bandzuspielung vorgegebenen zeitlinie. im zentrum des geschehens entfaltet der solist ein nicht vorhersehbares spiel mit dem klavier.
- Festivaljahrgänge
- Donaueschinger Musiktage 2001
- Themen in diesem Beitrag
- Wolfgang Mitterer, Konzert für Klavier, Orchester und Electronics
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