Beim Sehen wandern Lichtwellen durch den Augapfel, durchdringen die Netzhaut auf der Rückseite des Auges und regen dort die Rezeptoren, Millionen Zäpfchen und Stäbchen, zur ersten Stufe der Verarbeitung der Sinneswahrnehmung an. Eigenartigerweise auf der vom Licht abgewandten Seite. Das Sehen ist so zum Gehirn gerichtet. Das "optische" Auge kann nicht um 180 Grad gedreht werden. In der Aug-Akustik aber gibt es den nach innen gerichteten Blick.
In den Kopfräumen betrachten die nach innen gerichteten Augen die plastisch-räumlichen Ton-Bewegungen und Ton-Gestalten, sie grenzen Innenräume ein und verbinden, wie die Augen im Außenraum, das Sehen mit dem Hören von Raum.
Der Kopf ist dabei als Klangraum gedacht, als Ort, wo durch Bewegungen von Ton-Linien und von Klang-Masse Raum geformt wird. Die Klänge wandern, winden und wölben sich durch das Gehirn, als hätte es keine Masse. Akustisch-geometrische Räume im Kopf. So exakt Linien, Formen und Bewegungen wahrgenommen werden, so wenig gibt es einen genauen, fassbaren Maßstab für Räume im Kopf: Sie sind eng, dicht, nah, offen, weit bis entgrenzt.
Der Kopfraum wird hier als leeres, kugelartiges Gebilde gesehen / empfunden, als offenes Gefäß oder als eine Landschaft. Akustisches Denken. Im Kopf-Gehäuse mit hörendem Blick bewegte Räume erschauen, spüren: Das Innen, wie geheimnisvoll auch immer, hörend denken.
- Festivaljahrgänge
- Donaueschinger Musiktage 2003
- Themen in diesem Beitrag
- Bernhard Leitner, Kopfräume
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