Donaueschinger Musiktage 1999 | Werkbeschreibung

Werke des Jahres 1999: "wasserspiegel"

Stand
Autor/in
Bernhard Leitner

Der Donautempel ist eine wilhelminische Symbolarchitektur, um den Beginn der Donau zu zelebrieren. Vier Säulen tragen Gebälk ein dynastisches Spruchband und ein steinernes Zeltdach.

Etwas mehr als zwei Meter im Quadrat, innen keine vier Meter hoch, steht der Tempel auf einem Böschungssockel, aus dem die noch junge, kanalisierte Donau in die Brigach hinunterfällt. Man betritt die Architektur, um auf ihrer Wasserseite hinunterzuschauen und zum Geräusch des fallenden Wassers hinunterzuhören. Zur Ehre der Donau errichtet, ist der allseitig offene Tempel offensichtlich ohne akustisch-räumliche Intention konzipiert.

Wasser: ein sich immer veränderndes, aber ebenso gleichbleibendes Klang-Material. In allen Kulturen wiederkehrendes Gestaltungsmittel für Klang Räume, für das Raum Hören. Sein Rauschen regt in gleicher Weise das akustische Gehirn permanent an, wie es den Hörenden beruhigt.

Es war die Absicht, durch das Einfügen eines architektonischen, autarken Elementes den Klang des in die Brigach fallenden Wassers in den Tempel selbst hereinzuholen, so den Wassertempel akustisch zu gestalten und zu beleben. Zwischen den vier Säulen ist in der Höhe von 215 cm eine flache Metalltonne (Scheitelhöhe: 35 cm) eingehängt. Sie selektiert aus den sich allseitig ausbreitenden Klangwellen ein Feld, bündelt durch ihre Krümmung das Rauschen, verstärkt es und schafft den akustischen Raum. Dem Donautempel wird seine eigentliche raison d'etre eingespiegelt.

Stand
Autor/in
Bernhard Leitner