Beim Eröffnungskonzert der Donaueschinger Musiktage 2024 mit dem SWR Symphonieorchester stehen verschiedene Entwürfe von Solist:innen-Konzerten auf dem Programm: Musik für Quartett, Orchester und Elektronik, ein Werk für Sängerin und Orchester und sogar ein Orchesterstück mit Solo-Saxophon und Klavier, das von einer Künstlichen Intelligenz gespielt wird. Für dieses Konzert hat das Orchester die ganze Woche geprobt.
Golfbälle und Bohrmaschinen
In der Stuttgarter Liederhalle wird geprobt – für das Eröffnungskonzert der Donaueschinger Musiktage mit dem SWR Symphonieorchester. Zwei große Uraufführungen von Simon-Steen Andersen und George Lewis stehen auf dem Programm.
Zu den Instrumenten für die neuen Stücke gehören nicht nur Streicher, Bläser und Schlagwerk, sondern auch Golfbälle, Klebeband, Glasbüchsen und Bohrmaschinen.
Proben für Neue Musik sind anders
Entsprechend anders als für ein Konzert mit Repertoire von Brahms oder Beethoven sieht hier die Probenarbeit aus.
Intensive Arbeit am Klang
Wenn ein Stück in der ersten Tutti-Probe überhaupt zum ersten Mal in Gänze erklingt, müssen oft noch Dinge nachjustiert werden. Zum Beispiel wenn ein Hammond-Orgel-Sound noch nicht mit den akustischen Instrumenten ausbalanciert ist.
Oder wenn ein Alltagsklangerzeuger wie die verstärkte Bohrmaschine plötzlich versagt – so wie in Simon Steen-Andersens Stück „grosso“ für Quartett, Orchester und Elektronik.
Man braucht gute Nerven
Was Komponist Simon Steen-Andersen beschreibt, ist Fluch und Segen zugleich. Zu Neuer Musik und experimentellen Kompositionsansätzen gehört auch immer das Risiko, dass etwas nicht auf Anhieb funktioniert.
Bis die fragilen Klänge von präparierten Kalimbas und die raumerschütternden Basstöne von der Hammond-Orgel in Einklang gebracht sind, braucht es einiges an Experimentierfreude – und gute Nerven. Aber die hat Dirigentin Susanne Blumenthal.
Gemeinsames Verstehen und Erarbeiten
Auch im neuen Stück „The Reincarnation of Blind Tom“ von George Lewis wird es kompliziert: eine Komposition für Saxophon-Solisten, KI-Pianisten und Orchester, in der fast jedes Instrument seine eigene Stimme hat. Entsprechend schwindelerregend sieht die Partitur aus. Sie ist riesig und für manche Details braucht Blumentahl sogar eine Lupe.
Um George Lewis’ Komposition bestmöglich klingen und wirken zu lassen, ist nicht nur ein präzises Feilen an den Klängen notwendig. Auch Hintergrundwissen zur Idee hinter dem Stück, zu den Absichten des Komponisten sind entscheidender Input in den Proben.
Entsprechend intensiv gehen Dirigentin und Komponist mit dem Orchester in den Dialog. Denn so wird ein gemeinsames Verstehen und Erarbeiten der Musik möglich. Und im besten Fall verwandeln die Musikerinnen und Musiker dann die Partitur in eine neue, klanggewordene Sinnhaftigkeit.
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