Der Pianist Nitai Hershkovits widmet große Teile seines Album „Call on the Old Wise“, das erste Album beim berühmten Label ECM, seiner Klavierlehrerin Suzan Cohen. Mehr als zehn Jahre unterrichtete sie ihn und, obwohl das lange her ist, beeinflusst seine Mentorin sein Werk bis heute.
Eine starke, künstlerische Präsenz in Hershkovits' Leben
Schon mit den ersten, zarten Tönen lanciert der Pianist Nitai Hershkovits das Thema seines Albums „Call on the Old Wise“. Es ist eine wunderbare Hommage an seine alte Klavierlehrerin Suzan Cohen, eine Persönlichkeit von ganz besonderem Format.
Mehr als zehn Jahre hatte Hershkovits bei ihr Unterricht und obwohl das lange her ist, beeinflusst seine Mentorin bis heute sein Werk: „Ich habe all meine Intentionen und Visionen in dieses Album gepackt und viel davon kommt einfach von Suzan. Zwar habe ich sie schon lange nicht mehr gesehen, aber sie hat immer noch eine sehr starke, künstlerische Präsenz in mir.“
Suzan Cohen fördert Hershkovits mit unkonventionellen Methoden
Nitai Hershkovits war zwar ein begabter, aber sicher kein ganz einfacher Schüler. Im Jahr 1988 in Israel geboren, fand der eher introvertierte Junge erst mit fünfzehn Jahren zum Klavier. Der Jazz stand erstmal im Vordergrund, doch dessen Anforderungen genügten ihm nicht.
Mit Suzan Cohen fand Hershkovits eine Pianistin und exzellente Pädagogin, die gemeinsam mit Daniel Barenboim studiert hatte und mit sehr unkonventionellen Methoden sein Talent beflügelte.
„Sie nahm mich mit in den Garten zu einem Zitronenbaum und erzählte mir seine Geschichte und ich fragte mich schon, was das überhaupt soll. Zurück am Klavier ist es mir dann aber wie Schuppen von den Augen gefallen“, erinnert sich Hershkovits.
„Die Magie des Lebens, die feinen Verästelungen der Gefühle, all das musste ich lernen in mein Spiel zu integrieren, sonst wäre es immer oberflächlich geblieben.“
„Ich spiele bis heute täglich meinen Bach.“
Nitai Hershkovits ist heute ein Top-Pianist und Komponist. Seine Stücke haben stets einen Nukleus, einen Kern, um den sie sich stringent und formvollendet entwickeln. Endloses Improvisieren oder gar zu viele Töne sind ihm ein Graus. Das zeichnet sein Klavierspiel aus und so braucht er für ein Intermezzo auch mal nur eine Minute und 46 Sekunden, um seine Message auf den Punkt zu bringen.
Die Frage nach Vorbildern für seine Art der Jazzmusik beantwortet Hershkovits eindeutig: „Ich spiele bis heute täglich meinen Bach, kein Tag vergeht ohne ihn. Auf meinem Klavier liegen auch Beethoven, Rachmaninov und viele, viele andere Klavierstücke der alten Meister.“
Wenn er sie studiere, dann nur für sich, er sei ja schließlich kein klassischer Pianist. „Aber vierhundert Jahre Klaviermusik sind eine gute Wahl um das eigene Œuvre kritisch wie in einem Spiegel zu betrachten“, ist der Pianist überzeugt.
Aufgenommen im legendären Auditorio Stelio Molo in Lugano
Aufgenommen wurde das Album „Call on the Old Wise“ im Auditorio Stelio Molo in Lugano. Der ehemalige Sendesaal des Schweizer Radios ist ein Klangraum der Extraklasse und sein alter Konzertflügel ein legendäres Instrument.
Zwei Tage und zwei Nächte hatte Nitai Hershkovits Zeit für seine Aufnahme. Er hat jede Sekunde zum Besten genutzt. „Da ist etwas in dem Raum, was man nur sehr schwer erklären kann“, so der Pianist. „Wie seine Resonanz ist, wie die Wände die Musik reflektieren und so scheinbar mit Dir ins Zwiegespräch kommen.“
Er sei nicht der erste, der von diesem Saal total begeistert ist, weiß Nitai Hershkovits: „Ich würde auch jederzeit in ihn zurückkehren wollen.“
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