Omas Bolognese statt Gangster-Rap

Melancholischer Deutschrap von PaulK: Ein Newcomer startet durch

Stand

Von Autor/in Theresa Berwian

PaulK ist sich sicher: Er wird die Spitze des Deutschrap übernehmen. Mit 13 Jahren hat er angefangen Musik zu produzieren und arbeitet seitdem an seinem Traum. Diese Beharrlichkeit hat schon zu einem gemeinsamen Hit mit Nina Chuba geführt.

Während andere über Sex und Autos rappen oder ihre Fehden musikalisch austragen, rappt PaulK über Omas Bolognese. Es klingt vielleicht banal und ist doch ein Moment, den viele nachfühlen können: die Sehnsucht danach, dass einem die eigene Oma doch wieder das Lieblingsessen kocht.

ARD Player Poster
Porträtbild von PaulKRap mit Weltschmerz – PaulK startet durch
6 Min

Rap mit Tiefgang

Die Texte des Newcommer-Rappers PaulK sind irgendwie melancholischer, persönlicher und weniger vulgär als die von vielen anderen Künstlern im Deutschrap. Kein Thema sei ihm zu intim – im Gegenteil: „Ich versuche mir selber die Grenzen wegzunehmen“, sagt PaulK. Wenn es für andere zu privat werde, sei es für ihn genau der richtige Punkt einzusteigen. Das Ergebnis ist Rap mit Weltschmerz und zum Nachempfinden.

Mit seiner Musik wolle er neue Standards im Rap setzen und Musik „mit einem gewissen Tiefgang auch Charts-fähig machen“. Es fehle der Geist und die Substanz in der Musik, sagt er. Doch „das ist meiner Meinung nach das Wichtigste, das man man selber ist in seinen Songs.“

PaulK - INTRO (OMA'S BOLOGNESE) (Official Video)

Die Jugend in einer Bonner Plattenbausiedlung war prägend

Mit bürgerlichem Namen heißt der Rapper Paul Kernbach. Er wurde in Trier geboren und ist in Bonn aufgewachsen. Die meiste Zeit seiner Jugend hat er in der Plattenbausiedlung Tannenbusch verbracht.

Auf dem Schulhof fing er an mit seinen Freunden zu freestylen. „Wir waren einfach alle zusammen und haben gerappt“, sagt PaulK. Als er merkte, dass er wohl ein Talent dafür hat, sei „das mit dem Musikmachen“ immer ernster geworden.

Studio statt Club: Schon als Jugendlicher verfolgt PaulK seinen Traum

In der Musikschule seiner Eltern hatte PaulK ein Studio, wo er im Grunde seine ganze Jugend verbracht hätte, so sagt er selbst. Egal ob Wochenende oder Ferien – PaulK war in seinem Studio: „Ich war weder feiern noch viel reisen, weil ich einfach die meiste Zeit an meinem Traum festgehalten habe“, sagt der Rapper.

Ich wusste von Anfang an: Ich will Rapper werden - auch wenn ich mir das als kleiner blonder junge mit 13 Jahren selbst noch nicht geglaubt habe.

Oft sei er dafür belächelt worden, immer wieder sei ihm geraten worden doch lieber eine Ausbildung zu machen. Nach der Schule machte PaulK ein FSJ, jobbt und fängt sogar eine Ausbildung in der Musikschule seiner Eltern an.

„Auch wenn es das Geschäft meiner Eltern war, wo sehr viel Liebe dringesteckt hat. Das war halt nicht mein eigenes Ding“, so PaulK. Letztlich hätten ihm seine Eltern vorgeschlagen, doch alles auf eine Karte zu setzen und sich auf seine Musik zu konzentrieren.

Porträtbild von PaulK
PaulK ist in Trier geboren und in einer Bonner Plattenbau-Siedlung aufgewachsen.

Reezy hat PaulK unter Vertrag genommen: Zeit zu glänzen

Dann bekommt PaulK aus dem Nichts eine Nachricht vom Frankfurter Rapper und Musikproduzent Reezy. Der hat einen von Pauls Songs im Internet gehört und ist so begeistert, dass er ihn kontaktiert. Sie treffen sich für eine Probesession und Reezy nimmt PaulK unter Vertrag.

„Jahrelang habe ich Musik gemacht, ohne einen Cent dafür zu sehen oder gebucht zu werden“, so PaulK. Von heute auf morgen ist Paul Berufsmusiker. Ihm sei direkt klar: „Jetzt ist die Zeit zu glänzen.“ Für ihn habe das bedeutet, dass er jede freie Minute im Studio verbringt. Seit zweieinhalb Jahren „habe ich kaum einen Tag verloren, wo ich nicht Musik gemacht habe“, sagt PaulK.

„Ich glaube, ‚persistence‘ ist der key für alles“

Erfolgreiche Single und Debutalbum

Seine Konsequenz, sein Fleiß und seine Beharrlichkeit zahlen sich aus. PaulK veröffentlichte 2023 ein erfolgreiches Debütalbum, das zweite soll im Frühjahr kommen. Seine melancholischen Songs werden von Hunderttausenden gestreamt.

Jeden Tag bekommt er Dutzende Nachrichten begeisterter Fans. „Oft schreiben mir Leute, dass ich sie durch eine schwere Phase begleitet habe, und bedanken sich. Das motiviert mich dann auf jeden Fall auch, immer tiefer in meinen eigenen Kopf reinzugehen beim Texte schreiben.“

Die Welt ist Klang

Auch die Musik für seine Songs schreibt er selbst. Als Kind hatte er Klavier- und Schlagzeugunterricht – überhaupt ist die ganze Welt für ihn Klang. Ganz alltägliche, auf den ersten Blick unmusikalische Situation inspirieren ihn, wie zum Beispiel das Signal für Blinde und Sehbehinderte an Ampeln. „Das sind manchmal einfach Frequenzen oder ein Zug, der vorbeifährt, und das Geräusch nimmt man dann auf“, sagt Paul Kernbach.

Samplen mit Jazz-Platten aus den 1970ern

Für seinen ganz eigenen Sound sucht der Rapper außerdem Passagen aus alten Aufnahmen, wie zum Beispiel von Jazzplatten, heraus. Der Vorteil dieser Aufnahmen, findet PaulK, ist, dass sie noch live eingespielt worden sind. Diese Passagen mischt er mit elektronischen Sounds und hinterlegt sie mit Beats.

Der Rap-Newcomer PaulK sucht sich Musikausschnitte auf alten Jazz-Schallplatten und samplet diese dann.
PaulK hat eine Affinität fürs Analoge. Deshalb hört er nicht nur sehr viel Musik, sondern oft auch Schallplatten, um sich Ausschnitten zum Samplen zu suchen.

So schafft PaulK daraus mit seinen Texten und seiner Stimme etwas Neues. „Ich finde halt, das macht meinen Sound aus, diese jazzigen Live-Elemente, unterlegt mit Hip-Hop-Drops“, sagt PaulK. „Diese neuen Samples und der elektrische Sound hat mir nie gefallen. Ich mag das Analoge gern.“

Musik als Ventil: Tiefgründige Rap-Texte

Doch zentral für PaulKs Musik sind vor allem seine Texte. „Jedes Mal, wenn ich einen Song schreibe, versuche ich etwas von meinem Herzen aufs Papier zu bringen“, so der Rapper. Denn Musik sei für ihn vor allem ein Ventil. Privat sei er da eher zurückhaltend und wolle nicht jedem seine Probleme aufdrücken.

PaulK - SEPTEMBER (Official Video)

„Irgendwann habe ich aber gemerkt, dass darüber zu rappen mir hilft, das aus meinem Kopf zu lassen“, so der Rapper. So hat er auch schon Schicksalsschläge wie die Erkrankung seiner Mutter mit Musik verarbeitet.

Der Song „September“ dagegen handelt von PaulKs Vater, „weil ich viel darüber nachgedacht habe, dass mein Vater mir immer klarmachen wollte, dass man nicht immer nur gewinnen kann“, so der Rapper. „Mein Ziel ist es aber, meinen Vater das Gegenteil zu beweisen.“

Fata Morgana: Gemeinsamer Hit mit Nina Chuba

Dass er schon ziemlich viel gewonnen hat, konnte PaulK in den letzten Jahren schon beweisen. Nicht nur mit seinem Debütalbum, sondern auch zum Beispiel mit seinem Song „Lass mich“, der bei Spotify über drei Millionen Mal gestreamt wurde.

Nina Chuba – Fata Morgana (Official Music Video)

Außerdem ist er als Songschreiber für andere gefragt und hat mit Nina Chuba den Song „Fata Morgana“ geschrieben, der auf Platz zwei der Charts landete. Das gemeinsame Songschreiben mit der erfolgreichen Künstlerin war für PaulK eine ganz besondere Erfahrung: „Es war auch eine krasse Inspiration für mich mal zu sehen, wie sie arbeitet.“

Dass der Song wochenlang in den Charts war, motiviert den Rapper auch für seine eigene Musik. Da fehlt bislang noch der Top-Ten-Hit als weiterer Schritt, um sein Ziel zu erreichen: die Spitze des Deutschraps.

Bietigheim-Bissingen

Ausstellung Street-Artist Alexis „Bust“ Stephens: Alles ist Bewegung

Bei den Bildern von Alexis „Bust“ Stephens verschwimmen die Grenzen zwischen Tanz und Malerei. In Bietigheim-Bissingen sind seine Arbeiten jetzt in einer Ausstellung zu sehen.

Weisenheim am Sand

Musikvideoproduzent aus Mannheim Mikis Fontagnier: Wen Sido, Haftbefehl und Vanessa Mai ihre Musikvideos machen lassen

Heute ist Mikis Fontagnier einer der Musikvideo-Produzenten des Landes. Früher, als Jugendlicher, sprayte er illegal Graffitis, bevor er zufällig sein Talent für Videos entdeckte.

Kehl

Rapper und Ritter: Das Hip-Hop-Duo Zweierpasch Warum zwei Deutsche in Frankreich als Ritter geehrt wurden

Napoleon selbst hat den „Ordre des Palmes Académiques“ ins Leben gerufen. Mehr als 200 Jahre später wurden zwei deutsche Hip-Hopper damit ausgezeichnet – und so zum Ritter ernannt.