„Musik hat die große Fähigkeit, Wunden zu heilen und Menschen zusammenzubringen“, sagt der Komponist und Musiker Emmanuel Witzthum, der in Jerusalem ein israelisch-palästinensisches Kulturzentrum leitet. Im Mannheimer Eintanzhaus entsteht während des Enjoy Jazz Festivals ein kontemplativer Klangraum zum nächtlichen Auftanken.
Musik bringt Menschen zusammen
Als ihn der Festivalleiter Rainer Kern beauftragte, eine Komposition zum diesjährigen Motto „Heilen“ zu erarbeiten, habe er sofort gespürt, dass er das unbedingt machen wolle, sagt Emmanuel Witzthum: „Musik hat die Fähigkeit, Hoffnung zu geben, Wunden zu heilen, Menschen zusammen zu bringen und möglicherweise den Geist zu öffnen.“
Der Musiker und Komponist Emmanuel Witzthum wollte einen Klangraum erschaffen, der dem Publikum über eine längere Zeit – nicht nur für einen Konzertabend – zur Verfügung steht. Das Eintanzhaus in der Mannheimer Innenstadt schien dafür der geeignete Ort: ein leerer schwarzer Raum, in dem das Publikum in die Klänge von Emmanuel Witzthum und seiner beiden Live-Bands geradezu eintauchen kann.
„Ich möchte keinen Soundtrack liefern für einen bestimmten Film in den Köpfen des Publikums. Es ist ein sehr offenes Projekt, eine Einladung. Es gibt in der Musik kleine Bewegungen, aber es wird nicht dramatisch“, sagt Emmanuel Witzthum.
Lähmung nach dem Terrorangriff
Für ihn ist das Projekt eine Herzensangelegenheit. Wenn der israelische Komponist von der heilenden Wirkung der Musik spricht, sind das keine leeren oder esoterischen Phrasen. Anfang der Woche ist Emmanuel Witzthum aus seiner Heimatstadt Jerusalem nach Heidelberg gereist.
Für ihn ist die Arbeit an diesem Klangraum auch die Möglichkeit, selbst etwas zur Ruhe zu kommen. Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel vor einem Jahr, war der Künstler mehrere Monate lang wie gelähmt.
Gemeinsam trauern und Kraft schöpfen
Doch der Komponist und Musiker leitet in Jerusalem auch ein israelisch-palästinensisches Kulturzentrum und schon kurze Zeit nach dem Terrorangriff drängten ihn immer mehr Menschen dazu, das Haus wieder zu öffnen.
„Die Tatsache, dass in unserem Kulturzentrum Palästinenser und Israelis zusammenkommen, ist für mich ein Zeichen der Hoffnung“, so Witzthum. „Es ist ein Ort, an dem man sich mit Respekt begegnet, an dem man gemeinsam trauern, aber ebenso Kraft schöpfen kann.“