Ein zweiteiliges Album, bestehend aus 10 Rap-Songs und 12 Punk-Stücken. Ein Album ohne großen diskursiven Sprengstoff. Aber dafür voller gnadenloser Selbstbeobachtungen, und voller Humor und Melancholie. Die Antilopen Gang zeigt, dass sie weiterhin bereit ist, sich neue Feinde zu machen. Und sei es mit einem Album, das nicht so politisch ist, wie es viele erwartet haben.
Keine richtige Haltung im falschen Leben
„Oktober in Europa“: Viel Publicity, aber auch eine Menge Ärger hat der Antilopen Gang dieser Song eingebracht. Einen guten Teil ihrer linken Hörerschaft haben sie vor den Kopf gestoßen, und ausgerechnet von der Bild-Zeitung gab es Rückendeckung, Schlagzeile: „Linke Band entlarvt linken Antisemitismus.“
Es gibt halt keine richtige Haltung im falschen Leben. Aber das wussten Panik Panzer, Koljah und Danger Dan von der Antilopen Gang auch vorher schon. Auf ihrem neuen Album „Alles muss repariert werden“ heißt es jetzt:
„Ich seh nur Negation als legitime Haltung an / Alles andere ist Karneval und Ballermann / Ich zieh mich zurück auf die Position des Kritikers / Ich weiß dass alles falsch ist aber nicht wie man es richtig macht“
Die Rap-Songs gehen tiefer
Von der Position des Kritikers ist dann allerdings nicht mehr viel zu hören auf diesem vollgepackten Album, das aus zwei Teilen besteht: Auf zehn Rap-Songs folgen zwölf Fun-Punk-Stücke.
Also Rückzug ins Private, und in den Spaß? Man sollte vielleicht nicht allzu beleidigt reagieren, dass eine Band, die so viele kluge Gedanken rausgehauen hat, und teils auch platte Provokation, jetzt einmal andere Töne anschlägt.
Mit ihren zwölf Fun-Punk-Songs mag sich die Antilopen-Gang vielleicht für die Nachfolge der Band Die Ärzte empfehlen, die gerade eine längere Pause angekündigt hat.
Doch die zehn Rap-Songs, mit denen das Album beginnt, gehen tiefer: Sie sind Rückschau und Reflexion, es geht um Streben und Scheitern, um Eitel- und Abhängigkeiten, im Öffentlichen wie im Privaten.
Nicht so politisch wie erwartet
„Alles muss repariert werden“ ist das siebte Album und der einst in Düsseldorf gegründeten Antilopen Gang, und es ist der Versuch einer Positionsbestimmung dreier Musiker, die jetzt um die 40 sind und ihre Portion an Desillusionierung abbekommen haben.
Ein Album ohne großen diskursiven Sprengstoff. Aber dafür voller gnadenloser Selbstbeobachtungen, und voller Humor und Melancholie, die sich in Stücken wie „Für wenige“ oder „Sympathie für meine Hater“ die Hand geben.
„Ohne meine Feinde wär ich nichts“ – besser kann man diese Band nicht auf den Punkt bringen. Die Antilopen Gang zeigt auch mit diesem Album, dass sie immer bereit ist, sich neue Feinde zu machen.
Und sei es mit einem Album, das nicht so politisch ist, wie es viele von ihnen erwartet haben. Auch dafür: Respekt.
Kabarett & Comedy Deutscher Kleinkunstpreis 2023 an Anny Hartmann, Danger Dan und Carolin Kebekus verliehen
Anny Hartmann. Danger Dan und Carolin Kebekus gehören zu den Gewinnern des Deutschen Kleinkunstpreis 2023. Der Preis wird in Mainz verliehen und ist die wichtigste Auszeichnung für Kabarettistinnen, Comedians und Humoristen im deutschsprachigen Raum. Einen Ehrenpreis für ihr Lebenswerk erhalten Jochen Malmsheimer und Frank Goosen.