Drei Coveralben hat Cat Power schon vorgelegt. Die Songs anderer interpretieren, das macht sie gerne. Und sie macht es außergewöhnlich gut. Das zeigt ihr Auftritt in der Royal Albert Hall letztes Jahr. Dort entschied sie sich, einfach ein Konzert von Bob Dylan am selben Ort im Jahr 1966 zu re-enacten. Zum Glück wurde das Ganze mitgeschnitten! Für Rezensentin Christiane Falk ist „Cat Power Sings Dylan: The 1966 Royal Albert Hall Concert“ eines der besten Alben des Jahres.
Bob Dylan wird als „Judas“ beschimpft, als er auf der E-Gitarre rockt
Weit mehr als ein halbes Jahrhundert ist es her, dass Bob Dylan seine Fans erzürnt hat. Der Folksänger spielt Mitte der 1960er-Jahre weder seine erfolgreichsten Folk-Songs auf Tour, noch beschränkt er sich lediglich auf akustisch instrumentierte Lieder.
Der bekannteste Mitschnitt, der mit „Live aus der Royal Albert Hall in London“ betitelt ist, stammt zwar aus Manchester, aber das Entscheidende sind die Reaktionen seiner Fans und die Antworten des Sängers. Als Dylan nach der Hälfte des Auftritts auf der elektrischen Gitarre rockt und lärmt, wird er als „Judas“ beschimpft und empört sich noch Jahrzehnte später, dass man ihn wegen der E-Gitarre mit dem „meistgehassten Namen der Menschheitsgeschichte“ verglichen habe.
Für Cat Power ist Bob Dylan der wichtigste musikalische Einfluss
Als Cat Power im vergangenen Jahr eingeladen wird, in der Royal Albert Hall London aufzutreten, entscheidet sie sich, exakt das Dylan-Album von 1966 zu spielen. Für sie ist Dylan der wichtigste musikalische Einfluss überhaupt.
Alle Alben von Bob Dylan hätten etwas wirklich Magisches, erklärt Cat Power, etwas Wahres, Wildes und Poetisches. Sie betont, dass er Menschen wie sie zum Weitermachen und Durchhalten animiert habe, und dass ein gesunder Geist, Körper und Klang nötig seien, um Kunst immer weiter und weiter entstehen zu lassen.
Cat Powers Livealbum beweist, wie zeitlos Dylans Songs sind
Dass Cat Power sich über mehrere Jahrzehnte ausgiebig mit Bob Dylans Werk beschäftigt hat, ist bekannt. Auch kennengelernt und ausgetauscht haben sich die beiden. Den stets als schwierig geltenden Dylan beschreibt sie ganz anders: Lustig, charmant, sexy. Ein freundlicher Gentleman und größer als sie ihn sich vorgestellt habe. Bob Dylan habe sich so gegeben, wie Cat Power sich das erhofft habe.
Wie souverän sich Cat Power seiner Songs über ein gesamtes Konzert annimmt, sie gar zu ihren eigenen macht, fängt das neue Livealbum perfekt ein. Cat Power und Band spielen Songs wie „Just Like A Woman“ und „Like A Rolling Stone“ mit faszinierender Lässigkeit und Dringlichkeit.
Mit „Cat Power Sings Dylan: The 1966 Royal Albert Hall Concert” ist ihr das wohl beste Livealbum des Jahres gelungen, eine Zeitreise zurück, die beweist, wie zeitlos die Songs sind, wenn sie von einer feinfühligen und souveränen Sängerin wie ihr interpretiert werden.
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