Musikthema

SWR Jazzpreis 2024 geht an Berliner Duo Tanrıkulu und Dunston

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AUTOR/IN
Julia Neupert

Zum 44. Mal wird in diesem Jahr der SWR Jazzpreis vergeben. Die gemeinsam mit dem Land Rheinland-Pfalz ausgelobte Auszeichnung ist mit 15.000 Euro eine der höchstdotierten ihrer Art in Deutschland. 2024 geht er an ein Berliner Duo: Cansu Tanrıkulu und Nick Dunston. Die in Ankara geborene Vokalistin und der in New York aufgewachsene Kontrabassist werden von der Jury für ihre „künstlerische Mehrdimensionalität“ gelobt.

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Jazz als soziale Musik

Jazz ist für Nick Dunston eine soziale Musik. Eine Musik, die nicht nur historisch, sondern eben auch aktuell viele Funktionen in Gemeinschaft und Gesellschaft hat. Zum Beispiel, wenn sie zeigt, wie viel produktives Potential im „Miteinander“ steckt.

Es ist eine soziale Musik, Musik, die auf gemeinschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene viele funktionale Zwecke erfüllt.

Auch wenn sie als Duo mathematisch nur 1 plus 1 sind – es kommt immer mehr als nur diese Summe heraus, sagt Nick Dunston: „Dann kann man sozusagen noch neuere und noch tiefere Ebenen erreichen und Dinge herausfinden, zu denen man nie gelangt wäre.“

Ältester Jazzpreis Deutschlands Cansu Tanrıkulu und Nick Dunston sind die Gewinner des SWR Jazzpreises 2024

In diesem Jahr zeichnen das Land Rheinland-Pfalz und der Südwestrundfunk ein Duo aus Berlin aus: die Vokalistin Cansu Tanrikulu und den Kontrabassisten Nick Dunston.

Teil der jungen, international vernetzten Jazzszene

Geboren in den 1990er-Jahren, gehören Nick Dunston und Cansu Tanrıkulu zu einer jungen, international bestens vernetzten Jazzszene. Er, aufgewachsen in New York, hatte dort als Bassist schon mit bekannten Namen der Avantgarde gearbeitet. Dann ist er vor vier Jahren nach Berlin gezogen.

Auch – und vor allem wegen ihr: Cansu Tanrıkulu. Sie ist hier eine der präsentesten und eindrucksvollsten Stimmen ihrer Generation: Tobias Delius, Jim Black, Korhan Erel, Tomomi Adachi – auch die Liste derer, mit denen sie schon gearbeitet hat, ist ziemlich lang. Und sehr bunt: „Ich war als jemand bekannt, der viele Dinge in vielen Szenen machen kann. Ziemlich schnell. Denn ich war wirklich nicht schüchtern.“

Nick Dunston und Cansu Tanrıkulu beim Deutschen Jazzpreis 2023

Spannende Kunst lebt von unterschiedlichen Inputs

Freie Improvisation, Noise, Theatermusik: Cansu Tanrıkulu war in vielen Szenen unterwegs, hat vieles ausprobiert, war in Berlin bekannt als die, die Vieles kann. Inzwischen sucht sie ihre Projekte gezielter aus oder initiiert sie selbst.

Eine Grundeinstellung aber ist geblieben: Spannende Kunst lebt immer von sehr unterschiedlichen Inputs. Und „Jazz“ ist eine Kunstform, die in dieser Hinsicht sehr offen ist. So arbeitet Tanrıkulu heute mit Video-Scores und Choreografien, Dunstons aktuelles Projekt „Colla Voce“ ist eine „afro-surrealistische Anti-Oper“.

Jazz ist aber ist für beide manchmal auch ein problematisches Label – ein Begriff, mit dem aus- und abgrenzt wird, ein Begriff, der rassistisch missbraucht werden kann, abwertend benutzt oder kommerzialisiert wird.

Solange es nicht als ein Etikett für irgendetwas gebraucht wird, fühle sie sich aber wohl als „Jazzmusikerin“, sagt Cansu Tanrıkulu. Genauso wie Nick Dunston. Für sie ist das Wichtigste im Jazz: sein kollaboratives Prinzip – und sein Beharren auf Veränderung und Vielseitigkeit. Das ist eine treibende Kraft, die sich Jazz bis heute bewahrt hat und die auch für sie beide ein starker Impuls für das eigene Musikmachen ist.

Ältester Jazzpreis Deutschlands Cansu Tanrıkulu und Nick Dunston sind die Gewinner des SWR Jazzpreises 2024

In diesem Jahr zeichnen das Land Rheinland-Pfalz und der Südwestrundfunk ein Duo aus Berlin aus: die Vokalistin Cansu Tanrikulu und den Kontrabassisten Nick Dunston.

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Julia Neupert