Eine Schwäbin mit bulgarischen Wurzeln, die seit langem in Berlin lebt, das ist Sibylle Lewitscharoff. Vor 15 Jahren erschien sie in der literarischen Landschaft und ist seitdem nicht mehr aus ihr wegzudenken.
Mit Romanen, von denen jeder ein Loch in die Abraumhalden der Gegenwart bohrt. In denen Verrückte ("Pong") ihren Auftritt haben, oder Melancholiker ("Montgomery", "Consummatus") oder Philosophen ("Blumenberg") oder eine Zeterliese ("Apostoloff"). Lewitscharoffs Helden sind vielseits Begabte: Sie können zaubern, die Welt andersherum sehen und mit Toten sprechen und dies in einer Sprache, die so exakt wie fantastisch ist.
Zurecht hat man Sibylle Lewitscharoff im Jahr 2013 den Büchner-Preis zuerkannt. Uwe Kossack hat mit ihr gesprochen.
Gespräch Büchner-Preisträgerin Sibylle Lewitscharoff ist gestorben: Tod eines „Unikums“
Im Alter von 69 Jahren ist am Samstag die Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff gestorben. Die in Stuttgart geborene Autorin war unter anderem Trägerin des Ingeborg-Bachmann-Preises, des Preises der Leipziger Buchmesse und des Büchner-Preises.
Als besondere Merkmale ihrer Art zu schreiben nennt SWR-Literaturchef Frank Hertweck „eine unglaubliche Leidenschaft, Pathos, Exzentrik“. Speziell letztere, mitunter wohl bisweilen auch gezielt hervorgestellt, diente ihr aus Hertwecks Sicht auch, sich einer Verortung im literarischen „Mainstream“ zu entziehen. Dennoch ist sich Hertweck sicher: „Sie ist ein Unikum und wird solitär bleiben. So etwas findet man nicht nochmal.“
2014 sorgte Lewitscharoff für einen handfesten Skandal – als sie in einer „Dresdner Rede“ Retortenkinder als „Halbwesen“ bezeichnete und die Reproduktionsmedizin mit Menschenzüchtungs-Praktiken der Nationalsozialisten verglich. Später entschuldigte sie sich dafür, blieb jedoch bei ihrer kritischen Haltung gegenüber der Reproduktionsmedizin.