David Bowie ist eine Ikone der Popkultur des 20. Jahrhunderts. Vor allem als Musiker hat er Maßstäbe gesetzt, aber auch als Musikproduzent und Schauspieler.
Die Pop-Art-Ikone Mike Allred setzt Bowies Leben und die Story von Autor Steve Horton mit eindrücklichen Zeichnungen in Szene.
Das führt die Vielfalt von Bowies Karriere vor Augen und bietet darüber hinaus bunte Einblicke in die Popgeschichte – nicht nur für eingefleischte Bowie-Fans.
Der Comic beginnt in den absoluten Anfängen der Karriere Bowies
Viel ist über ihn schon geschrieben worden, aber der neue Comic der beiden Amerikaner Michael Allred und Steve Horton ist ein ganz besonderes Lesevergnügen.
„Bowie – Sternenstaub, Strahlenkanonen und Tagträume“ fokussiert auf die Jahre von den absoluten Anfängen zu Beginn der 60er Jahre, als David Bowie noch eher konventionelle Musik gemacht hat, bis zum Konzeptalbum „Diamond Dogs“ aus dem Jahr 1974, als seine Karriere ihren ersten großen Höhepunkt erreicht.
Zu jedem Stil erfindet Bowie eine neue Identität
Damals hatte sich bereits herauskristallisiert, was David Bowie als Künstler so sehr erfolgreich macht: dass er musikalisch immer wieder neue Wege einschlägt, seine schillernde Bühnenpräsenz – und: dass er sich für jeden Stil neue Identitäten ausdenkt.
Zum Beispiel die des Ziggy Stardust mit der roten Strubbelfrisur, die mit dem Album „Diamond Dogs“ wieder abgelegt wird.
Allred hat als großer Bowie-Fan ein Auge fürs Detail
Ganz egal, welche Identität David Bowie gerade annimmt, oder ob er noch ganz jung und auf der Suche nach seinem Stil ist, immer ist er eindeutig als David Bowie erkennbar. Das ist großartig.
Und es ist vermutlich deshalb so gut gelungen, weil der Zeichner und Coautor Michael Allred als erklärter Fan von David Bowie ganz genau hingesehen hat. Genauso ein Fan ist Steve Horton, der für das Skript verantwortlich ist.
Diese Fanperspektive ermöglicht es Allred und Horton, ungeheuer kenntnisreich zu erzählen – zumal beide auch Experten für Popkultur sind.
Auch Bowies Verflechtungen in das Popgeschäft werden thematisiert
Das fängt bei Kleinigkeiten an, wie der Frage, warum eine von Bowies Pupillen dauerhaft geweitet ist – wegen einer jugendlichen Schlägerei um eine Frau.
Es geht bis zu feinsten Verflechtungen des Popgeschäfts, wenn Horton und Allred zeigen, wie sich die einzelnen Musiker und Produzenten beeinflusst haben und welchen Anteil David Bowie auch an den Karrieren anderer Musiker hatte.
Zum Beispiel an der von Lou Reed, dessen berühmtes Soloalbum „Transformer“ er produziert hat. Oder der Austausch mit dem alten Freund Marc Bolan, der mit der Band T-Rex den Glam Rock erfunden hat, zu dessen Vertretern ja auch David Bowie gehörte.
Die Entstehungsgeschichte der Popkultur als Comic-Strip
Beim Lesen hat man das Gefühl, dass man der Popkultur beim Entstehen geradezu zugucken kann. Der Comic gibt einen guten Überblick über Bowies Karrierestart als Musiker – und er ist voll von visuellen Zitaten aus der Kulturgeschichte.
Zitate der Ikonographie von Da Vinci bis Kubrick
Sogar das Abendmahl von Leonardo da Vinci wird zitiert, als David Bowie seinen Bandmitgliedern das Konzept für die neue Platte „The rise and fall of Ziggy Stardust and the spiders from mars” erklärt – die Platte, mit der er seinen Durchbruch feiern sollte. In dieser Szene sitzt er wie Jesus zwischen seinen Jüngern am Tisch.
Dann wieder fliegt David Bowie wie der Knochen aus Kubricks „2001 – Odyssee im Weltraum“ durchs Bild – ein Film, der ihn sehr inspiriert hat.
Unbändige Lust am Experiment und an der Musik
Und natürlich werden immer wieder die unterschiedlichsten Posen von David Bowie zitiert. Allein dadurch vermittelt dieser Comic eine ungeheure Lust am Neuen, am Experimentieren und an der Musik.
Und er ist so rasant erzählt, dass er immer wieder wie einer der Musik-Filme wirkt, die damals gedreht wurden, etwa die Dokumentation zum Monterey Popfestival oder der Beatles Film „Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band“.
Auch damit wird dieser Bowie-Comic von Michael Allred und Steve Horton zu einem Fest der Popkultur des 20. Jahrhunderts.