Autorinnen und Autoren aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz: Ihre Lesungen, Gespräche und poetischen Betrachtungen sind Thema im SWR2 Lesezeichen.
Lesezeichen Das Fremde begrüßen - der Schweizer Übersetzer und Lyriker Ralph Dutli aus Heidelberg
„Traduttore traditore“ - „Wer übersetzt ist ein Verräter.“ Das ist eine italienische Redewendung, die der Heidelberger Schriftsteller und Übersetzer Ralph Dutli gerne zitiert. Allerdings nur, um ihr dann ganz entschieden zu widersprechen. Wenn er Texte aus dem Russischen, Okzitanischen oder Altfranzösischen übersetzt, denn es geht ihm darum, dem Fremden entgegenzugehen, es zu begrüßen und es herüberzuretten in die eigene Sprache.
Lesezeichen Die Geliebte des Räubers - von Natalie Hallward
In Natalie Hallwards historischem Roman „Die Geliebte des Räubers“ entfaltet sich eine romantisch leidenschaftliche Liebesgeschichte inmitten der gewaltvollen Umbrüche Anfang des 19. Jahrhunderts. Die junge Lisbeth hat es nicht leicht. Seit Räuber ihren Vater töten und den Hof der Familie niederbrannten, kümmert sie sich allein um ihre kranke Mutter. Hallwards Protagonistin lässt sich davon aber nicht unterkriegen. Ganz im Gegenteil ist sie stolz auf ihre Selbstständigkeit und nimmt die Herausforderungen des Lebens mutig an.
Anfang des 19. Jahrhunderts treiben in Deutschland und besonders auch in der Nähe von Koblenz viele Räuberbanden ihr Unwesen. Schon mit einem Mann im Haus ist das Leben in der damaligen Zeit gefährlich, aber ohne! Quasi aus dem Nichts taucht der geheimnisvolle Johann im Dorf auf. Lisbeths Interesse ist sofort geweckt. Auch wenn der neue Dorfgendarm keine Silbe über seine Vergangenheit verliert.
Literatur „Tunnel“ – der sehr gelungene Debütroman von Grit Krüger
Empathisch und mit großem Respekt für ihre Figuren erzählt die Ettlinger Autorin Grit Krüger davon, was es bedeutet, in Armut zu leben. In „Tunnel“ geht es um eine alleinerziehende Mutter, die mit ihrer Tochter in ein Altersheim umzieht, um dort zu überwintern. Aus vier verschiedenen Perspektiven mit einem jeweils ganz eigenen Sound umkreist Grit Krüger ein schwieriges Thema so meisterhaft, dass sie in Stuttgart für Ihren Debutroman mit dem Anna-Haag-Preis ausgezeichnet wird.
Literatur „Talmäander“ von Lena Frings
„Talmäander“ ist Teil der Reihe European Essays on Nature and Landscape, die im KJM Verlag erschienen sind. In jedem Essay beschäftigen sich die Autor*innen mit einer Landschaftsform. Die Schriftstellerin und Journalistin Lena Frings wuchs im Ahrtal auf, studierte Philosophie in Hamburg und lebt heute in Hamburg und Mainz. Frings erzählt in ihrem Essay von den verschlungenen Pfaden der Ahr und der Bedeutung, die der mäandrierende Fluss für sie als Kind hatte. Außerdem untersucht sie die Ursachen der Flutkatastrophe und geht der Frage nach, wie Mensch und Landschaft miteinander verwoben sind.
Literatur Wertvolle Erinnerungsarbeit: Gisela Hack-Molitors neuer Band über die jüdische Schriftstellerin Lotte Paepcke
Obwohl Lotte Paepcke den Aufbau der jungen Bundesrepublik als engagierte Zeitzeugin, Reporterin und Schriftstellerin kritisch begleitet hat, ist ihre Stimme verblasst. Die 1910 in Freiburg geborene Jüdin hat den Holocaust zunächst aufgrund ihrer „privilegierten Mischehe“, später versteckt in einem Kloster überlebt. In ihren Büchern hat sie das Schicksal ihrer Familie, die Verfolgung durch die Nationalsozialisten dokumentiert. Sicher fühlte sie sich im Nachkriegsdeutschland nie.
Literatur | Gespräch „Weil da war etwas im Wasser“ - der Debutroman von Luca Kieser
Der in Tübingen geborene Autor Luca Kieser lotet in seinem Roman ein „Untier“ aus: Er beschreibt das Leben aus der Sicht eines Riesenkalmars, aus der Perspektive seiner acht Fangarme, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Ein gewagtes, sehr gelungenes Experiment, das völlig zu Recht für die Longlist zum Deutschen Buchpreis nominiert wurde. An den Tintenfischen so faszinierend findet Luca Kieser ihre Andersartigkeit. „Davon können wir auch was lernen“, meint er im SWR2 Lesezeichen.
Literatur Geschichten aus der alten Heimat - „Josip“ von Tom Vuk
Mit seinem Romandebüt hat sich der Waiblinger Kulturamtsleiter Tom Vuk auf Spurensuche begeben. Er hat die Geschichte seines Vaters erfunden, der Anfang der 1960er Jahre als sogenannter Gastarbeiter aus Kroatien nach Deutschland kam. Er wollte nie erzählen über seinen Vater, der einen totalen Schnitt und damit seine Wurzeln gekappt habe, sagt Tom Vuk.
Literatur Hanns-Josef Ortheil: „In meinen Gärten und Wäldern“
Seit seiner Kindheit gehört das genaue Beobachten und tägliche Notieren zum Alltag des Schriftstellers Hanns-Josef Ortheil. Das Buch „In meinen Gärten und Wäldern“ zeigt erneut, wie dabei Literatur entsteht: Inspiriert von Gartenstreifzügen kombiniert er spontane Fotos mit ausgefeilten Texten in der Tradition französischer Prosagedichte. Ein poetisches Werk, das zeigt, welche Schönheit im kleinsten Winkel unseres Alltags zu entdecken ist.
Gespräch "Baden erlesen! Für Literaturfreunde und Bibliophile" von Bernhard Hampp
Vom Buchmachermarkt in Mosbach bis zu den Büchermönchen auf der Insel Reichenau - der Autor und Journalist Bernhard Hampp hat sich auf einen literarischen Streifzug durch Baden begeben. In seinem neuen Band, den er nun dem Vorgänger "Schwaben erlesen" an die Seite stellt, hat er mittelalterliche Schreibwerkstätten besucht, ist in ein Tagebucharchiv eingetaucht und hat eine Bibliothek entdeckt, die 200 Jahre versteckt gehalten wurde.