Platz 10 (30 Punkte)

Richard Powers: Das große Spiel

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Zuverlässig und seit Jahrzehnten schreibt der Amerikaner Richard Powers umfangreiche, hochinformierte und gelehrte Romane über die großen Themen der Zeit und des Lebens. Naturwissenschaftliche Fragestellungen reizen ihn, den studierten Physiker, im Besonderen, doch Powers schreibt über das virtuelle Zeitalter ebenso klug wie über Musik oder Ökologie. Dass er dabei stets ungemein gründlich recherchiert und auch den Hang dazu hat, alle seine Rechercheergebnisse zu teilen, mag man ihm vorwerfen, aber ganz sicher ist, dass man aus einem Powers-Roman niemals dümmer hinausgeht als man hineingegangen ist.

In „Das große Spiel“ schildert Powers die Herausforderungen der Menschheit wie unter einem Brennglas: Im Zentrum des Romans steht die Meeresbiologie. Eine Ozeanographin ist eine der vier Hauptfiguren des Buchs. Hinzu kommen ein Erzkapitalist und Internet-Milliardär, eine indigene Bewohnerin der Pazifikinsel Makatea in Französisch-Polynesien und ein junger Schwarzer, der auf der gleichen Insel als Lehrer arbeitet. Auf Makatea landen schließlich alle vier, und jedem von ihnen gibt Powers eine eigene Stimmfärbung. Die Beschreibungen der bezaubernden Unterwasserwelten aus der Sicht der Ozeanographin konterkarieren das zerstörerische Potential, das die Menschen über der Wasseroberfläche entwickeln.

„Das große Spiel“ ist ein wehmütiges Buch, das von gefährdeten Schönheiten erzählt. Es geht um das ökologische Desaster und digitale Projektionen, nicht zuletzt um das Verhältnis von Kunst und Wissenschaft. Hinter alldem immer die Frage: Wenn das alles wirklich nur ein Spiel ist – wie lange bleibt uns noch die Zeit, es zu spielen?

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Autor/in
SWR