David Wagner, geboren 1971, ist ein wandlungsfähiger Schriftsteller mit einem unverwechselbaren Stil. Für sein Buch „Leben“, erzählt er von seiner Krankheit und seiner Lebertransplantation; von einem Dasein also am Rande des Todes.
Eine Grenzerfahrung ist auch das Thema seines 2019 veröffentlichten Buchs „Der vergessliche Riese“, in dem die Demenzdiagnose des Vaters dafür sorgt, dass der Sohn sein Leben umstellen und den Vater noch einmal mit neuen Augen betrachten muss.
Und nun erneut ein Wagnis – ein Roman, in dem der Blick eines westeuropäisch sozialisierten Menschen auf das orientalische Leben und auf die orientalische Kultur gerichtet sind. Wer so souverän wie David Wagner die Klischees und Fallen umschifft, muss ein guter Autor sein. „Weit im Norden von Istanbul“, so hebt die Erzählstimme an, „dort, wo der Bosporus sich bald zum Schwarzen Meer hin öffnet, begann vor einigen Jahren meine seltsame Reise, die mich kreuz und quer durch Istanbul, die Türkei und die vielen Leben einer Armenierin führen sollte, der ich auf einer frühsommerlichen Gartenparty in Berlin zum ersten Mal begegnet war.“
Die Party war ein Willkommensfest für eine Katze vom anatolischen Vansee; ihre Überbringerin ist die Titelfigur Verkin, der der Erzähler bald darauf in Istanbul wiederbegegnen soll. Von dort aus brechen die beiden auf zu einer Reise, die Raum- und Zeitgrenzen überschreitet und auf der Verkin von ihrer weitverzweigten armenischen Familie und von ihrem eigenen Leben erzählt.
Privates und Politisches vermischen sich dabei geradezu naturgemäß.