Wir wissen ja schon lange: Der traurigste Mensch auf der Welt ist fast immer der im Clownskostüm. Gardis Markenzeichen ist das bunte Freizeithemd, das einen Blick auf das üppige Brusthaartoupet (nein, ganz bestimmt ist es echt) freigibt. Bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt las Gardi – 1974 in einem Kibbuz geboren und in Tel Aviv lebend – aus seinem Roman „Broken German“ vor. Der Titel war auch literarisches Programm. Sein gewöhnungsbedürftiges und kalkuliert fehlerhaftes Deutsch irritierte jedenfalls die Jury. Der Autor nennt seine Sprache, die sehr witzig sein kann, auch ein demokratisches Projekt.
Sein neues Buch „Eine runde Sache“ enthält zwei Geschichten, die sich thematisch spiegeln und gegenseitig durchdringen. Die erste, in Gardis charakteristischem Broken German geschrieben, erzählt die Geschichte eines Mannes namens Tomer Gardi, der sich unversehens in einem Deutschen Märchen wiederfindet und in einer wilden Hetzjagd durch Mythen, vom Schäferhund bis zum Erlkönig. Die zweite, aus dem Hebräischen, in einem ganz anderen Tonfall geschriebene Erzählung handelt von Raden Salah, der im frühen 19. Jahrhundert auf der Insel Java geboren wurde und den es nach Europa verschlug.
Darf man all das zusammen einen Bildungsroman nennen? Oder zwei Künstlerromane. Zumindest geht es immer um Macht und Deutungshoheit.