Nach dem großen Erfolg von „Die Bagage“, dem Roman über die Familie ihrer Mutter, legt die Österreicherin Monika Helfer nun ein Porträt ihres Vaters vor, der sich stets nur „Vati“ rufen lassen wollte, weil er das für moderner hielt.
Die Geschichte, die Helfer erzählt, ist in ihren Umständen so außergewöhnlich, dass man sie kaum origineller hätte erfinden können: Der Vater kommt als Versehrter mit einer Beinprothese aus dem Zweiten Weltkrieg zurück nach Österreich und wird dort zum Leiter eines Kriegsopfererholungsheims auf dem Berg Tschengla oberhalb von Bludenz.
Dort oben verbringt auch die 1947 geborene Monika ihre frühen Kindheitsjahre. Der Vater ist Leser, vor allem aber ein Mann, dem der Aufbau einer Bibliothek alles bedeutet. Dieser Umstand wird ihm, ohne zu viel zu verraten, auch zum Verhängnis.
Mit dem frühen Krebstod der Mutter zerfällt die Familie endgültig; die Kinder werden von der „Bagage“, von verschiedenen Onkels und Tanten aufgenommen, während der Vater versucht, noch einmal von vorne zu beginnen.
Monika Helfer fängt nicht nur die Stimmung der Nachkriegszeit ein, sondern hat darüber hinaus die Charakterstudie eines für sie undurchdringlichen und in seinen Motiven rätselhaft bleibenden Mannes geschrieben, der ihr ungemein nah und doch fremd war.