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Dorothee Elmiger: Aus der Zuckerfabrik

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Was hatte der erste Schweizer Lottomillionär auf Haiti zu tun? Wie hängen Begehren und Kapitalismus zusammen? Es geht um Marx, Kolonialismus und Geld. Elmigers Buch ist kein Roman, keine konventionelle Abenteuergeschichte, sondern eine assoziative Umkreisung poetischer und politischer Konstellationen.

Die Idee zu ihrem Buch, das sowohl auf der Shortlist für den Deutschen wie auch für den Schweizer Buchpreis steht, kam Dorothee Elmiger, als sie einen Dokumentarfilm über Werner Bruni, den ersten Schweizer Lottomillionär im Fernsehen sah. Der Mann, ein Arbeiter aus dem Kanton Bern, hatte knapp 1,7 Millionen Franken gewonnen und wenige Jahre später alles wieder verloren. Unter seinem Eigentum, das versteigert wurde, befanden sich auch zwei Figuren aus Haiti.

Das war der Ausgangspunkt von Elmigers Recherche: Welche Verbindung bestand zwischen diesem Mann und der Karibikinsel? Daraus ist aber kein Roman, keine leicht erzählte Abenteuergeschichte geworden, sondern vielmehr ein Buch, das bewusst auf alle Gattungsbezeichnungen verzichtet und assoziativ sprunghaft sowohl Fragen des Kapitalismus als auch ganz private Fragen der Autorin umkreist. Die ist als solche im Text stets präsent, zugleich aber auch als künstliches und künstlerisches Ich ebenso permanent in Bewegung.

Der Zucker, der im Titel des Buches vorkommt, und seine unwürdigen Produktionsbedingungen schlagen eine Brücke nach Europa. Es geht um Marx und Kolonialismus, das Begehren in vielfacher Form und immer wieder um Geld.

In Fragmenten, Notizen, Montagen unterschiedlicher Textformen arrangiert Elmiger historische Fundstücke und Selbstbeobachtungen der Autorin zu einem dichten, komplexen Geflecht, in dem immer wieder deutlich wird, dass alles, was in Sprache gefasst und verhandelt wird, letztendlich immer poetisch und politisch zugleich ist.

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Autor/in
SWR