Der irische Schriftsteller Samuel Beckett hat eines der berühmtesten modernen Theaterstücke geschrieben. Als junger Mann hatte er eine schmerzhafte Begegnung mit einem Zuhälter.
Nach dem Drama der Durchbruch?
Beckett wurde umgehend ins Krankenhaus eingeliefert. Sein ebenfalls in Paris lebender, damals ungleich berühmterer Kollege James Joyce übernahm die Kosten fürs Einzelzimmer und stellte ihm eine Leselampe neben das Bett. Denn Beckett musste noch im Krankenhaus die Druckfahnen seines Romans „Murphy“ Korrekturlesen.
Dieser erschien bald darauf, brachte allerdings nicht den ersehnten Durchbruch. Beckett firmierte nach wie vor unter Geheimtipp. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er wirklich berühmt, insbesondere durch seine Stücke, die dem absurden Theater zuzurechnen sind, darunter „Warten auf Godot“. Ein Ruhm, der zurzeit – wie es den Anschein hat – dabei ist zu verblassen.
Beckett wird nur noch ausnahmsweise nachgefragt
Immer wenn's im Theater aufgeführt werde, so zehnmal im Jahr, werde Becketts berühmtestes Stück ausgeliehen, erzählt etwa Friederike Storm, Leiterin der Mediathek Bad Krozingen. Es braucht, wie's aussieht, einen zusätzlichen Anstoß von außen, um überhaupt noch auf Beckett aufmerksam zu werden und die Ausleihquote seiner Werke auf einem nennenswerten Level zu halten.
Lektüre gerade für Corona-Zeiten
Dabei ist der irische Schriftsteller, gerade in unseren absurden Pandemie-Zeiten, gar nicht überholt, findet Friederike Storm: „Man ist halt am Warten. Aber wir sind immer am Warten eigentlich. Kommt noch was? Und im ganzen Leben warten wir. Bisschen crazy. Corona ist jetzt gekommen, um zu bleiben, aber Literatur bietet da immer 'ne Chance, eben dieses Ausweglose nicht ganz so schlimm zu sehen.“
Der neue Appeal des Absurden
Aber auch wenn es absurd ist, das Leben, es will gelebt werden. Denn eine noch größere Absurdität ist der Tod — oder der Fast-Tod. Die Messerattacke auf den jungen Beckett beispielsweise — nach der er notiert: „Heute Abend, allein in meinem eiskalten Bett, fühle ich, dass ich älter sein werde als an dem Tag, in der Nacht, da der Himmel mit all seinen Lichtern auf mich fiel. Derselbe, den ich so genau betrachtet hatte, seit ich auf der fernen Erde irrte.“