Gespräch

Sind nicht mehr leise: 40 Jahre Verband der Sinti und Roma in Rheinland-Pfalz

Stand
Interview
Marie Gediehn

In den 1980er-Jahren fast unmöglich, Räume für den Verband zu bekommen

„Wir durften nicht laut sein, nicht unsere Sprache sprechen“, das war das Credo seiner Eltern und Großeltern, sagt Jacques Delfeld Senior, Vorsitzender des rheinland-pfälzischen Landesverbands der Deutschen Sinti und Roma. Und das sei heute, 40 Jahre später, anders. Die Jugend sei selbstbewusster und auch die Gesellschaft sei in Teilen offener, genau wie die Politik, so Jacques Delfeld.

Niemand hätte sich damals vorstellen können, sagt Jacques Delfeld, dass das 40-jährige Bestehen des Landesverbandes der Sinti und Roma einmal in der Mainzer Staatskanzlei gefeiert werden würde. Die Ausgangssituation sei verheerend gewesen, erinnert sich der Bürgerrechts-Aktivist: „Niemand wollte Räume zur Verfügung stellen, in den 80er-Jahren war es fast unmöglich, wegen der Vorurteile ein Büro zu kriegen, niemand wollte vermieten.“

Inzwischen ein ernstzunehmender Ansprechpartner für alle Seiten

Der Besuch bei einem Bürgermeister sei früher ein großer Akt gewesen, heute dagegen ganz normal. Zunächst sei die Aufarbeitung der Geschichte des Holocaust wichtig gewesen, die Anerkennung, es sei um Entschädigungen gegangen. Erst dann ging es weiter mit sozialer Beratung bei Schwierigkeiten, beispielsweise bei der Wohnungssuche oder in der Schule. Inzwischen sei der Verband der Sinti und Roma ein ernstzunehmender Ansprechpartner für alle Seiten.

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