Auf TikTok boomt die Selbstoptimierungs-Szene und spuckt unter Namen wie „clean girl aesthetic“, „5 am club“ oder auch ganz einfach „that girl“ immer wieder neue Anleitungen zum Perfekt-Sein aus, vor allem an Frauen gerichtet.
Dazu kommen immer wieder Trends mit neuen Merkmalen, die korrigiert werden müssen. Oft braucht es keine zwei Klicks, um herauszufinden, was damit verkauft werden soll – von Anti-Falten-Strohhalmen bis zu Zehen-OPs.
- Anti Wrinkle Straws
- Cortisol Face
- Eyebrow Blindness
- Good features, bad harmony
- Legging legs
- Seasonal colour analysis
- Toebesity
Anti-Wrinkle-Straws und Face Yoga: Richtig Schlafen und Trinken gegen Falten
Schlafen in Seitenlage soll das Gesicht zerknautschen, heißt es da etwa, genauso wie häufiges Strohhalm-Trinken, denn von den rund gespannten Lippen sollen Falten entstehen. Die Lösung: Abos für Face Yoga-Kurse oder auch spezielle Anti-Wrinkle-Straws, also Anti-Falten-Strohhalme.
Cortisol Face: Mit dem Anti-Stress-Programm gegen das runde Gesicht
Runde, teils aufgepuffte Gesichter, die aber eigentlich das Potential haben, schlank und schön zu sein – wenn der Körper nur weniger von dem Stresshormon Cortisol ausschüttet. Das versprechen Influencer*innen reihenweise mit Vorher-Nachher-Bildern und selbstverständlich allerlei kleinen Mittelchen mit Rabattcode, die beim Stressabbau helfen sollen.
Unter Fachleuten ist der Begriff umstritten. Zwar können ernsthafte Krankheiten wie etwa das Cushing-Syndrom Fett- und Wasseranlagerungen im Gesicht hervorrufen. Einen Cortisol-Überschuss bei sich selbst anhand eines rundlichen Gesichts zu diagnostizieren, sei aber, so etwa Endokrinologe Martin Reincke im Interview mit der Zeit – „mit Verlaub, Quatsch“.
SWR Kultur-Podcast „Was geht – was bleibt?“ zum Trend Biohacking und Longevity-Bewegung:
Eyebrow Blindness: Die Panik vor der rückblickenden Reue
Viele, die verschiedene Beauty-Trends mitgemacht haben, kennen es: Rückblickend stellt man auf Fotos fest, dass man damals wohl blind für bestimmte Sachen war: Etwa, wie unvorteilhaft die Augenbrauen damals geschminkt und gezupft waren. „Eyebrow Blindness“ taufte Social Media das Phänomen, und prompt wurde daraus ein Anlass, sich öffentlich zu fragen: Was habe ich jetzt gerade an mir, das ich nicht wahrnehme?
Konkret sieht das zum Beispiel so aus, dass User*innen Fotos oder Videos von sich posten und Andere bitten, sie auf ihre „Blindheiten“ hinzuweisen – inklusive Vorschlägen, was dagegen helfen kann.
Good features, bad harmony: Die Optimierung der Gesichts-Proportionen
Es geht um Gesichtsproportionen: Beim Trend „good features, bad harmony“ demonstrieren Nutzer, dass schöne Augen, Nasen & Co nicht reichen: Sie müssen auch zusammenpassen. Um die vermeintlich „schlechte Harmonie“ auszugleichen, kann bei den „features“ nachgeholfen werden, zum Beispiel mit gleich dazu gelieferten Empfehlungen für spezielles Make-Up.
Legging legs: Die Lizenz zum Hosen-Tragen nur mit Luft zwischen den Oberschenkeln
Ein Trend, den es in den 2010ern schon einmal gab, nur unter einem anderen Namen: Aus dem „Thigh Gap“ sind Ende des letzten Jahres „Legging Legs“ geworden: Eine bestimmte Beinform, bei der sich die Oberschenkel im Stehen nicht berühren. Und: Die man der Meinung einiger Social Media-User nach braucht, um Leggings zu tragen. Der Spalt zwischen den Beinen ist bei Vielen allerdings nicht naturgegeben – dafür gibt es Workouts und Ernährungstipps.
Die richtigen Farben für das volle Potential: Seasonal colour analysis
Welche Jahreszeit bin ich? Das ist auf Social Media in der Regel keine meteorologische, sondern eine ästhetische Frage. So werden Menschen etwa als echter, heller oder dunkler Winter eingeordnet, und sollten sich dann in der entsprechenden Farbpalette kleiden und schminken, um ihr optisches Potential zu entfalten.
Wie man diese Zuordnung allerdings feststellt, wird heftig debattiert – Mit dem Ergebnis, dass zahlreiche Content Creators sich professionell beraten lassen und dabei, für das absolute Fachwissen, teilweise bis nach Südkorea fliegen.
Toebesity: Wenn der große Zeh für Social Media zu breit ist
Auch wenn Zehen die meiste Zeit von Socken und Schuhe bedeckt sind, macht auch hier die Beauty-Polizei nicht Halt: Vor allem ihr großer Zeh ist einigen TikTok- und Insta-Userinnen zu groß. Sie sprechen von „Toebesity“, einer Mischung aus „toe“ und „obesity“, also Zehen und Übergewicht. Auch wenn es sich in der Regel um völlig gesunde und nur etwas breiter gebaute Zehen handelt: Um der „toebesity“ zu entkommen, schrecken manche Userinnen nicht vor einer Zehen-OP zurück – und teilen das Ergebnis selbstverständlich auf Social Media.
Selbstoptimierung auf TikTok & Co geht weit – und kann zu Krankheiten wie Essstörungen und mehr führen. Befragungen zeigen außerdem immer wieder, dass Werbung auf Social Media nicht immer als solche erkannt wird. Gerade weil dort aber immer mehr Minderjährige unterwegs sind, die solche Trends noch nicht einschätzen können, fordern Fachleute eindeutige Kennzeichnungen und höhere Altersgrenzen.