Das Goethe-Institut hat auf seiner Jahrespressekonferenz bedeutende Umstrukturierungen angekündigt. Während Schließungen von Instituten in Bordeaux, Washington, DC, Genua und Osaka bevorstehen, stehen gleichzeitig Eröffnungen neuer Standorte wie in Eriwan, Armenien, und verstärkte Engagements in Osteuropa an. Carola Lentz, die Präsidentin des Instituts, erläuterte die Beweggründe und Pläne im Anschluss an die Konferenz.
Kulturelle Brücke zwischen Europa und Kulturszenen in Zentralasien
Die Verlagerung von Standorten wie von Washington DC nach Austin, Texas, sei Teil einer strategischen Neuausrichtung, sagt Lentz im SWR2 Gespräch. Diese Entscheidungen basierten nicht nur auf geografischer Präsenz, sondern auch auf kultureller Aktivität und zivilgesellschaftlichem Engagement. Lentz betont die Bedeutung der Standorte für Kulturarbeit, Bibliotheken, Informationsangebote und Veranstaltungen.
Insbesondere in Zentralasien, zwischen Machtblöcken gelegen, plant das Goethe-Institut neue Institute. Trotz geografischer Nähe zwischen manchen Standorten in Zentralasien verweist Lentz auf die Vielfalt der Länder und die Notwendigkeit, regionale Präsenz zu wahren. Deutsch-französische Partnerschaften wie in Bischkek, Kirgisistan, sollen die kulturelle Brücke zwischen Europa und aufstrebenden Kulturszenen schaffen.
Entlassungen durch Institutsschließungen sollen sozialverträglich gestaltet werden
Die angekündigten Schließungen in Frankreich und Italien gingen mit Entlassungen einher, sagt Lentz. Sie betont jedoch, dass diese Einschnitte im Verhältnis zur Gesamtmitarbeiterzahl des Goethe-Instituts moderat seien und sozialverträglich gestaltet würden. Es werde nach Anschlussarbeitsplätzen für betroffene Mitarbeiter gesucht.
Finanzielle Herausforderungen seien ebenfalls präsent, so die Präsidentin, insbesondere angesichts möglicher Kürzungen im Bundeshaushalt. Lentz verdeutlicht, dass das Institut aufgrund eines Zukunftskonzepts darauf abziele, die Arbeitsfähigkeit und Spielräume des Goethe-Instituts zu erhalten, indem Ressourcen effizienter eingesetzt würden.
Der kulturelle Einfluss des Goethe-Instituts soll weltweit ausgebaut werden
Die bevorstehenden Veränderungen markierten einen Schritt in der Entwicklung des Goethe-Instituts, während es sich an neue Herausforderungen anpasse und gleichzeitig seinen kulturellen Einfluss weltweit ausbaue, erklärt Lentz.
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Mit der Wahl einer Afrika-Spezialistin setze man einen „Schwerpunkt, der der Bundesregierung besonders am Herzen liege“, so Außenminister Heiko Maas zur Ernennung von Prof. Carola Lentz zur Präsidentin des Goethe-Instituts. Seit 2002 arbeitet Carola Lentz als Ethnologie-Professorin an der Uni Mainz. Carola Lentz ist nach Jutta Limbach die zweite Frau an der Spitze des Goethe-Instituts.