In Westdeutschland galt der 8. Mai lange vor allem als Datum der Niederlage und war mit den negativen Folgen des Zweiten Weltkriegs wie Zusammenbruch, Vertreibung, Besatzung und Teilung assoziiert. Erst ab den 1960er- und 1970er-Jahren kam es langsam zu einem Perspektivwechsel.
Wendepunkt der Erinnerung: Die Rede von Weizsäcker im Bundestag 1985
Erinnerungspolitischer Wendepunkt wurde die Rede des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker (CDU) im Jahr 1985. Von Weizsäcker bezeichnetet das Kriegsende als "Tag der Befreiung" - so eindeutig wie kaum ein konservativer Politiker vor ihm.
Zentrale Rolle von „Schindlers Liste“ problematisch
Filme über den Holocaust und den Nationalsozialismus sind ein wichtiger Bestandteil der deutschen Erinnerungskultur, erklärt Konflikt- und Gewaltforscher Professor Andreas Zick in SWR2. Vor allem „Schindlers Liste“ sei nach wie vor prägend. Das sei aber auch problematisch, weil man eine reflexive Erinnerungskultur brauche, durch die die Bürger selbst die NS-Geschichte und die eigene Verbindung zu ihr erklären können. Zick untersucht mit seinem Team seit 2017 in der MEMO-Studie die deutsche Erinnerungskultur.
Deutsche Aufarbeitung eine Erfolgsgeschichte?
In ihrem aktuellen Buch "Von den Deutschen lernen" vertritt die amerikanischen Philosophin Susan Neiman die These: Deutschland war nicht perfekt bei der Aufarbeitung seiner NS-Vergangenheit, hat sich ihr letzten Endes aber konsequent gestellt und die historische Schuld anerkannt. Das Böse in der eigenen Geschichte aufzuarbeiten könne zum Beweis neuer Stärke führen.
Über die deutsche Vergangenheitsbewältigung diskutiert Susan Niemann mit der Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann und dem Historiker Norbert Frei im SWR2 Forum: