„Wie vorhersagbar ist menschliches Verhalten in der Stadt?“
Den Mantel an der Garderobe abgeben, noch ein Schlückchen Sekt, bevor es dann zwei Stunden lang in einen dunklen Theatersaal geht – mit diesem traditionellen Theaterverständnis hat die Arbeit von Regisseur Jörg Karrenbauer wenig zu tun. Mit seinen Produktionen ist er im öffentlichen Raum unterwegs. Beispiel „Remote X“: der Audiowalk lenkt 30 Menschen ferngesteuert von einer künstlichen Stimme durch eine Stadt. Spannend für Jörg Karrenbauer: wie verhalten sich die Menschen? Tun sie das, was man von ihnen erwartet? „Remote X- Heilbronn“ läuft im Rahmen der 25. Baden- Württembergischen Theatertage in Heilbronn.
Eine heikle Gratwanderung
Zusammen mit dem Theaterkollektiv Rimini Protokoll bringt Jörg Karrenbauer „Remote X“ seit 2013 nicht nur in zahlreiche Städte Deutschlands, sondern in die ganze Welt. Mit China, Russland und den Vereinigten Arabischen Emiraten geht es auch in menschenrechtspolitisch prekäre Länder. „Für uns ist es ein Anliegen, ins Gespräch zu kommen, längerfristige Partnerschaften zu gründen“, erklärt Jörg Karrenbauer dieses durchaus umstrittene Engagement. Zensur, direkten Eingriff in seine Arbeit, hat der Theatermacher bislang jedoch nur in der Türkei erfahren.
Der Reiz des Alltäglichen
Eigentlich habe er Journalist werden wollen, erzählt der Saarländer, der heute mit seiner Theaterarbeit genau das macht: nämlich spannende, unbekannte oder auf den ersten Blick unspektakuläre Geschichten auszugraben. So geht er in „Cargo X“ den Arbeitsbedingungen der LKW-Fahrer auf den Grund. Und das Publikum ist hautnah dabei: auf der Ladefläche eines verglasten Lasters.