Von Schornsteinfeger bis Marzipanschwein

Glücksbringer-Wissen, mit dem Sie auf der Silvesterparty punkten können

Stand
Autor/in
Franziska Kiedaisch
Franziska Kiedaisch, Autorin und Redakteurin, SWR Kultur

Ob vierblättriger Klee, Schornsteinfeger oder Marienkäfer: Die Vielzahl der Glückssymbole wird selten so deutlich wie an Silvester. Doch warum bringen Schweine und Marienkäfer Glück? Und was hat der Schornsteinfeger damit zu schaffen?

Die Zeichen stehen auf Fortuna

In den Supermärkten stehen sie schon seit Wochen bereit, um an Silvester Glück zu bringen: Kleine Blumentöpfe mit vierblättrigem Klee, gespickt mit lustigen Schornsteinfegerfigürchen und einem Jahreszahl-Schriftzug. Auch eingeschweißte Marzipanschweinchen oder Schokolade in Marienkäfer- oder Hufeisenform gibt es zu kaufen. Kurzum: Die Fortuna-Symbole sind in diesen Tagen überall.  

Zum neuen Jahr gehört es sich, einander Glück zu wünschen – und vielfach wird dieser Wunsch mit einem kleinen Präsent unterstrichen. Doch warum stehen Symbole wie Hufeisen, Schwein oder Kleeblatt sinnbildlich für Glück? In diesem Glücks-Glossar erfahren Sie es – und können ganz nebenbei für Gesprächsstoff sorgen, sollte die Silvesterparty ins Stocken geraten.

Schwein
Marienkäfer
Hufeisen
Vierblättriges Kleeblatt
Schornsteinfeger

Sau viel Glück: Das Schwein

Marzipanschweine
Marzipanschweine sollen Glück bringen. Kein Wunder! Wer früher ein Schwein besaß, der musste nicht hungern.

Auch wenn Schweine eingepfercht in Massenställen heute selbst eher wenig Glück haben, gelten sie als veritable Glücksbringer. Aus Marzipan, Plastik oder Schokolade geformt, soll der Beschenkte im neuen Jahr „Schwein haben“.

Der Ausdruck stammt vermutlich aus dem Mittelalter und geht auf den Brauch zurück, nach dem der Verlierer eines öffentlichen volkstümlichen Wettkampfes ein Schwein geschenkt bekam, flankiert von höhnischem Spott. Da Schweine pflegeleichte und sich rasch vermehrende Tiere sind, hatte der Verlierer durch dieses Geschenk aber letztlich doch Glück – „Schwein“ eben.

Alte Postkarte, auf der ein Junge in Schornsteinfeger-Kleidung zu sehen ist, der zwei Schweine im Arm hält
Doppeltes Glück zum neuen Jahr: Nicht nur zwei Schweine, sondern auch ein Schornsteinfeger sollen für den Empfänger dieser Grußkarte dafür sorgen.

Bereits in der Antike galt das Schwein als stark, fruchtbar und als Zeichen von Reichtum. Den Germanen war der wilde Eber ein heiliges Tier, der Wagen des Gottes Freyr wird etwa von dem Eber Gullinborsti gezogen, die Göttin Freya trug den Beinamen „Syr“ („Sau“) und der griechischen Göttin Demeter wurden vorzugsweise Schweine geopfert. Auch bei den Römern war das Schwein ein Zeichen des Wohlstands: Wer viele Borstentiere hatte, war nie hungrig und damit in gewisser Weise privilegiert.

Seitdem der Mensch vor rund 8.500 Jahren das Schwein domestiziert hat, dient das Huftier als Nahrungsmittel-, Fett- oder auch Lederlieferant. Als Allesfresser kann es problemlos mit Küchenabfällen gefüttert werden und ist auch sonst nicht gerade anspruchsvoll, etwa was die Haltungsanforderungen betrifft. Mit wenig Aufwand lässt sich ein Schwein also zu Geld machen – was das Tier allerdings oft zur „armen Sau“ macht.

Im Namen der Muttergottes: Der Marienkäfer

Marienkäfer
Soll laut Volksglaube direkt aus dem Himmel kommen, um die Ernte vor Schädlingen zu schützen: der Marienkäfer.

Ein weiteres Tier, dem attestiert wird, Glück zu bringen, ist der Marienkäfer. Wie sein Name verrät, nimmt der Volksglaube an, dass es sich bei dem Käfer um einen himmlischen Abgesandten handelt. Persönlich von der Muttergottes sei er zu den Landwirten geschickt worden, um als Schädlingsbekämpfer zu helfen. Bis zu 100 Blattläuse vertilgt ein ausgewachsener Käfer am Tag – für die Bauern vor Zeiten der chemischen Schädlingsbekämpfungsmittel ein wahrer Segen.

Auch andere Namen, die der Käfer erhielt, zeugen von seiner angenommenen himmlischen Herkunft: „Himmelsziege“ etwa oder „Herrgottskäfer“, auch die englische Bezeichnung „lady bug“ bezieht sich auf die Jungfrau Maria. Mehr als 1500 regionale Bezeichnungen gibt es in Deutschland für den Marienkäfer, was bereits seine wichtige Rolle im Alltag der Vergangenheit anschaulich macht. Auch Gedichte und Lieder zum Marienkäfer sind weit verbreitet, das wohl bekannteste unter ihnen ist das Gedicht „Marienwürmchen“ aus „Des Knaben Wunderhorn“ von Achim von Arnim und Clemens Brentano.

Bis heute gilt er als Glücksbringer, als Beschützer der Kinder und auch der Kranken.

Gut für‘s Ross, gut für den Menschen: Das Hufeisen

Pferd in einem Stall, über dem Fenster hängt ein Hufeisen
Weil Hufeisen Pferde schützen, sollen sie auch Menschen vor Unglück bewahren.

Was hätte der Mensch früher nur ohne das Pferd gemacht? Vorgespannt vor Kutschen und Pflügen oder zum Rücken von Holz übernimmt das Tier seit dem 9. Jahrhundert – nach Erfindung des Kummets – schwere Tätigkeiten als Lasten- und Arbeitstier. Pferde verhalfen ihren Besitzern durch ihre Kraft zu Wohlstand, die Tiere waren dementsprechend ein Luxusgut, das entsprechend gepflegt werden musste. Denn nur ein gesundes Pferd konnte dem Besitzer letztlich zu Glück verhelfen.

Hufeisen sind solche Gegenstände, die das Pferd schützen. Bereits die Römer haben sie verwendet. Sie dienen dem Schutz der Hufe und der Trittsicherheit – was für ein Tier, das wegen seiner Anatomie bereits an einem Beinbruch sterben kann, von entscheidender Bedeutung ist. Es wundert also nicht, dass ausgerechnet das Hufeisen selbst zum Glückssymbol wurde. Zugleich wird angenommen, dass ihm in früheren Zeiten magische Fähigkeiten attestiert wurden, weil das glühende Eisen beim Anpassen auf dem Huf dem Tier keine Schmerzen bereitet.

Aufgehängt über der Tür sollte es dem Teufel beim Hindurchtreten auf den Kopf fallen und das Gebäude auch vor anderen bösen Geistern schützen, so der Volksglaube. Bis heute gilt: Wenn das Hufeisen mit der Öffnung nach oben aufgehängt wird, bringt es dem Besitzer Glück. Wird es hingegen falsch rum aufgehängt, soll das Glück einfach rausfallen.

Super selten: Das vierblättrige Kleeblatt

vierblättriges Kleeblatt
Die natürliche Verknappung führt zu ihrem Mehrwert in Sachen Glück: Nur eines von 1000 Kleeblättern ist vierblättrig.

Jetzt mal ganz ehrlich: Haben Sie schon einmal ein vierblättriges Kleeblatt in der Natur gefunden? Nein? Seien Sie beruhigt, mit diesem Mangel leben Sie nicht allein, denn nur etwa jedes 1000. Kleeblatt hat vier Blätter. Die natürliche Verknappung ist es auch, die dazu führt, dass der genmutierten, vierblättrigen Kleeblatt-Variante Glück nachgesagt wird. Denn wer das Glück hat, solch ein seltenes Blatt zu finden, dem scheint es auch danach hold zu sein.

Übrigens sind die vierblättrigen Kleeblätter, die dieser Tage vielfach zu kaufen sind, Nachzüchtungen. Ob sie eine ähnlich glücksteigernde Wirkung wie ihre natürlichen Verwandten besitzen, ist nicht nachgewiesen, aber in jedem Fall fraglich. Denn künstlich hergestellte vierblättrige Kleeblätter sind sicher eins nicht: selten.

Keine Brände, dafür kommt an Neujahr die Rechnung: Der Schornsteinfeger

Schornsteinfeger
Reinigt den Kamin von Ruß und sorgt so dafür, dass keine Brände entstehen: der Schornsteinfeger.

Schornsteinfeger reinigen den Kamin und sorgen so dafür, dass es nicht brennt und gleichzeitig geheizt und gekocht werden kann. Eine Person also, deren Tätigkeit einen unmittelbaren Effekt auf das Wohlergehen der Menschen hatte. Schon im Mittelalter eilte dem Schornsteinfeger der Ruf voraus, den Kamin aber nicht nur von Ruß und Dreck zu befreien, sondern auch böse Geister bei seiner Arbeit zu vertreiben. Gleichzeitig flößte er in seiner Montur Angst ein und war damit eine ambivalente Figur.

Vermutlich war diese widersprüchliche Wahrnehmung auch der Grund dafür, dass das Gerücht entstand, der Schornsteinfeger bringe Glück: Indem ihn die Menschen zum Glücksbringer machten, sprachen sie sich selbst den nötigen Mut zu, um die dunkle Gestalt einzulassen.

Gleichzeitig gingen Schornsteinfeger früher am Neujahrstag von Haus zu Haus, um die Jahresrechnung vorzulegen. Der Schornsteinfeger ist also nicht nur ein Glückssymbol, sondern auch eine traditionelle „Neujahrsfigur“.

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