Begegnungsstätte für Opfer rechtsextremer Gewalt

Ab 2025: NSU-Dokumentationszentrum in Chemnitz soll Ort der Begegnung werden

Stand
Autor/in
Philine Sauvageot

2025 ist Chemnitz die Kulturhauptstadt Europas und eröffnet ein neues NSU–Dokumentationszentrum, das an die Opfer der NSU-Mordserie erinnert. Das Dokumentationszentrum soll aber auch als Begegnungsstätte für Opfer rechter und rechtsextremistischer Gewalt verstanden werden, sagt Khaldun Al Saadi von der Initiative „Offene Gesellschaft“ in SWR Kultur.

Graswurzelbewegungen in Sachsen haben für das Zentrum gekämpft

Angehörige von Opfer des NSU, aber auch Betroffene rechter Gewalt sollen sich hier im Haus mit Leuten vernetzen, die sich engagieren wollen, so Al Saadi. Das neue NSU-Dokumentationszentrum sei auch gerade deshalb in Sachsen entstanden, „weil Graswurzelbewegungen in Sachsen dafür gekämpft haben“. Die noch bestehende Landesregierung habe das Dokumentationszentrum als unterstützenswert in den Koalitionsvertrag aufgenommen, es wurden also Kämpfe gewonnen, die auch zeigen, was in Sachsen möglich ist“, so Al Saadi.

Demokratische Gesellschaft positiv gestalten

Das NSU-Dokumentationszentrum in Chemnitz zeige, dass die Stadt sich bereit erklärt hat, sich mit ihrer Vergangenheit auseinander zu setzen. Es sei wichtig, einen Raum zu schaffen, wo die „unterschiedlichsten Menschen ins Gespräch kommen können“, um eine demokratische Gesellschaft positiv zu gestalten. So werde man sich „der Konsequenzen des NSU–Komplexes bewusst“. In Gesprächen mit Angehörigen und Betroffenen habe die Initiative Offene Gesellschaft viel Zuspruch bekommen, dieses Vorhaben gerade in Chemnitz umzusetzen, sagt Al Saadi und betont, „das sind wir den Angehörigen schuldig“.

Mehr als ein Museum – Ein Zentrum als lebendige Geschichte

Das neue NSU-Dokumentationszentrum sei „mehr als ein Museum“, so Al Saadi. Hier werden Schulungen durchgeführt und Wechselausstellungen organisiert, aber es werde auch Schulklassen die Möglichkeiten gegeben, mit Zeitzeugen zu sprechen. „Wir wollen ein Ort sein, an dem Menschen gerne herkommen“. Es müsse das Bewusstsein dafür geschärft werden, dass „Rechtsextremismus auch damit überwunden werden kann, indem man positive Gegenentwürfe schafft“.

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Philine Sauvageot