Immer von Projektgeldern abhängig sein, immer wieder befristete Arbeitsverträge: Das ist der Alltag vieler Fach- und Beratungsstellen, die sich für Demokratieförderung und gegen Rechtsextremismus engagieren. Mit dem geplanten Demokratiefördergesetz wollte die Ampel-Regierung diesen Zustand ändern und mehr Planungssicherheit schaffen. Doch mit dem Bruch der Ampel-Koalition ist dieses Gesetz nun endgültig vom Tisch.
Beobachtung rechtsextremer Akteure in Baden-Württemberg
Hannes König von der Fachstelle mobirex in Stuttgart ist davon direkt betroffen. Mobirex, spezialisiert auf die Beobachtung extrem rechter Akteure in Baden-Württemberg, finanziert vier Vollzeitstellen über Projektgelder von Land und Bund.
„Das Bundesprogramm ‚Demokratie Leben‘ hat Förderperioden. Die Aktuelle endet Ende dieses Jahres, nächstes Jahr beginnt eine neue und dabei werden auch Stellschrauben neu justiert. Es gibt bei uns immer große Unsicherheiten. Wir stehen jetzt momentan an dem Punkt, dass sich Mitarbeitende, deren Arbeitsverträge Ende diesen Jahres entsprechend arbeitssuchend gemeldet haben,“ erklärt König.
Für 2024 hat mobirex zwar mündliche Zusagen für Mittel aus dem Bundesprogramm „Demokratie Leben“ erhalten, doch eine schriftliche Bestätigung fehlt bislang.
Das Demokratiefördergesetz sollte langfristige Sicherheit schaffen
„Wir brauchen jetzt ganz dringend schnelle Lösungen, die das Bundesministerium in Aussicht gestellt hat und die jetzt wirklich umgesetzt werden müssen, damit die Förderbescheide noch in diesem Jahr erteilt werden“, fordert Heiko Klare vom Dachverband mobile Beratung in Berlin. „Das ist die Voraussetzung dafür, dass die Arbeit auch in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz zum 1.1. weitergehen kann.“
Heike Kleffner vom Verband der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt betont: „Das Demokratiefördergesetz hätte einen Unterschied ums Ganze gemacht. Gewalttätiger Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus sind keine Phänomene, die kommen und gehen. Sie sind ein Grundproblem für die demokratische Gesellschaft. Aber die Beratungsstellen werden so behandelt, als wenn das Problem übermorgen vorbei sei.“
FDP hat das Gesetz blockiert
Die FDP blockierte das Gesetz bereits im Frühjahr mit dem Vorwurf, auch zu linke Gruppen könnten gefördert werden. Projekte wie „Demokratie Leben“ weisen jedoch darauf hin, dass ihre Arbeit seit Jahrzehnten etabliert ist und von Kirchen, Wohlfahrtsverbänden oder Feuerwehren getragen wird.
Hannes König wünscht sich ein klares Signal: „Ein wichtiger Punkt, ob mit einem Gesetz oder auf anderem Wege, wäre ein klares Signal von allen demokratischen Parteien in einem breiten Konsens, dass die Demokratiearbeit durch zivilgesellschaftliche Netzwerke, Akteure und Initiativen notwendig ist. Dass wir weniger Druck haben, uns permanent rechtfertigen zu müssen.“
Doch dieser Wunsch scheint derzeit unerreichbar. Für viele Akteure der Demokratiearbeit bleibt die Zukunft ungewiss.
Demokratie und der Kampf gegen rechts
Es geht um die Wurst Streit um die „Lewwerworscht“: AfD muss Song-Zitat enfernen
Der AfD-Kandidat Thomas Stephan hatte ein Zitat aus dem „Lewwerworscht-Lied“ der Pfälzer Mundart-Band „Anonyme Giddarischde“ in seinem Facebook-Profil verwendet. Auf die Unterlassungsforderung der Band hat er inzwischen reagiert.
Feature | ARD Radiofeature Nachwuchs für Reichsbürger – Doku über Kinder in einer Parallelwelt
Das herkömmliche Bild des Reichsbürgers – Mann, mittleren Alters - ist überholt. Reichsbürger*innen setzen zunehmend auf Familien und ziehen Kinder in ihre Parallelwelt mit ein. Von Eva Achinger und Christiane Hawranek
Gespräch Demokratiefest Hambacher Schloss setzt sich gegen Systemfeinde zur Wehr
Alle zwei Jahre erinnert ein „Fest der Demokratie“ in Rheinland-Pfalz an die deutschen Freiheitskämpfer und -kämpferinnen, die sich 1832 auf dem Hambacher Schloss trafen. 2022 hatten Systemkritiker*innen das Fest besetzt. Auch das Fest von 1832 sei ein Protest gegen die Obrigkeit gewesen, sagt Kristian Buchna in SWR Kultur.
Gespräch Kreativ gegen Rechts – Frauke Bahle und ihre Graphic Novel “Vogelschiss”
Frauke Bahle wurde für ein politisches Herzensprojekt zur Comicautorin. Zusammen mit vier Gleichgesinnten realisierte sie eine Graphic Novel, die Hassrede und Gewalt kritisiert.