Es geht um die Wurst

Streit um die „Lewwerworscht“: Band untersagt AfD-Kandidaten die Verwendung von Songtext

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Autor/in
Tobias Stosiek

Der AfD-Kandidat Thomas Stephan hatte ein Zitat aus einem Song der Pfälzer Mundart-Band „Anonyme Giddarischde“ in seinem Facebook-Profil verwendet. Auf die Unterlassungsforderung der Band hat er inzwischen reagiert.

„Es ist der Zweck, der uns hier stört“, sagt Thomas Merz im Interview. Man identifiziere sich einfach nicht mit den Methoden und Zielen der AfD. „Das hat uns dazu bewogen, diesen Schritt zu gehen“, so der Sänger und Songtexter der Pfälzer Mundart-Band „Anonyme Giddarischde“.

AfD-Mann zitiert Mundart-Band

Worum es geht? Um ein Facebook-Profil. Genauer: Um das Facebook-Profil des AfD-Bundestagskandidaten Thomas Stephan aus dem Wahlkreis Neustadt / Speyer. Das schmückte bis gestern der Satz: „Ich riech‘ die Lewwerworscht so gern“.

Die Medienwelt beim SWR Sommerfestival Speyer
Die Anonyme Giddarischde bei einem Auftritt beim SWR Sommerfestival in Speyer

Klingt unverfänglich, ist aber ein Zitat aus einem in der Region beliebten Song der Anonymen Giddarischde, die den AfDler daraufhin aufgefordert haben, die Zeile aus seinem Profil zu entfernen. Andernfalls sehe man sich gezwungen, rechtliche Schritte zu ergreifen. Ein Novum in der Bandgeschichte.

Der Song, um den es geht:

Die anonyme Giddarischde-Lewwerworscht

In den dreißig Jahren ihres Bestehens hätten die Giddarschde noch nie auf ihr Urheberrecht geklagt, so Thomas Merz im SWR. Man begreife sich eigentlich als unpolitische Band. Die AfD sei allerdings ein Sonderfall.

Wir zielen damit dezidiert auf die anerkannt rechtsradikalen Tendenzen dieser Partei

„Mit denen machen wir uns nicht gemein“, betont Merz. Und setzt hinzu: „Auch wenn sich die etablierten Parteien nicht mit Ruhm bekleckert haben … man muss denen nicht auf den Leim gehen.“

Der AfD-Mann Stephan hat inzwischen reagiert. In einem Video-Statement auf Facebook zeigte er sich erstaunt über die Intervention der Giddarischde. Er habe „Bauklötze gestaunt“, als er in der Zeitung von der Kritik der Band gelesen haben. Er habe schließlich gar nicht gewusst, dass er irgendetwas falsch gemacht habe. Er liebe nunmal Lewwerworscht.

AfD-Kandidat verändert sein Facebook-Profil

Erst habe er vorgehabt, auf die Aufforderung gar nicht zu reagieren „Wo kommen wir denn da hin?“ Aber er wolle auch keinen Ärger. Er habe mit der anstehenden Bundestagswahl schließlich genug zu tun. Deshalb habe er nun doch eingelenkt.

Statt „Ich riechÄ die Lewwerworscht so gern“ liest man in seinem Profil jetzt den Satz „Ich ess‘ die Lewwerworscht so gern“.

Der Sänger Herbert Grönemeyer | Autor Michael Lentz über neue Biografie "Grönemeyer"
Musste sich schon mehrfach gegen politische Vereinnahmung wehren: Musiker Herbert Grönemeyer

Dieser Fall scheint damit erledigt zu sein. Ob der anstehende Wahlkampf noch weitere Konflikte zwischen Musik und Politik schürt, bleibt abzuwarten. In jüngster Vergangenheit musste sich etwa Herbert Grönemeyer gegen seine politische Vereinnahmung wehren.

Anfang November hatte er der CDU um Friedrich Merz untersagt seinen Song „Zeit, dass sich was dreht“ zu Wahlkampfzwecken zu nutzen, nachdem die JU in Halle einen Auftritt Merz‘ in Halle damit untermalt hatte.

Auch Grönemeyer wehrte sich gegen politische Vereinnahmung

Was für Merz gilt, gilt doch sicher nicht für mich – dachte vermutlich Robert Habeck (Grüne) als er ein paar Tage später denselben Song in einem kurzen Video pfiff, das seine Spitzenkandidatur für die nächste Bundestagswahl ankündigte.

Aber falsch gedacht. Auch Habeck musste zurückrudern. Nach einem Grönemeyer-Veto wurde das Video wieder gelöscht.

Welchen Sound die Parteien in den kommenden Wochen anschlagen, ist damit weiterhin offen. Sicher ist, dass genau hingeschaut wird. Von Wähler- aber auch von musikalischer Seite.

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Tobias Stosiek