Das Stuttgarter Kabelattentat ist legendär: Vier Kommunisten zerschlugen mit einem Beil das Übertragungskabel, als Hitler in der Stadthalle eine Rede hielt.
Ende Januar 1933 war Hitler in Berlin zum Reichskanzler ernannt worden. Aber er war ohne Mehrheit. Deshalb: Auflösung des Reichstags. Neuwahl. Und vorher: Wahlkampf, Auftakt in Stuttgart.
Zwei Wochen später sollte der Reichstag brennen, per Notverordnung sollten Grundrechte abgeschafft werden. Und mittendrin: das Kabelattentat von Stuttgart. Rolf Schlenker hat ein Buch darüber geschrieben, darüber wie vier junge Kommunisten das Übertragungskabel aus der Stadthalle ins Telegrafenbauamt am nahen Stöckachplatz mit einem Beil zerschlagen haben.
Auf Schultern zur Tat geschritten
Alfred Däuble, einer der vier „Kabel-Attentäter“ erinnerte sich später an jenen Abend, als in der Stuttgarter Werderstraße Eduard Weinzierl und Wilhelm Bräuninger die Wächter ablenkten und er – da wo das Übertragungskabel in knapp vier Meter Höhe über einer Hofeinfahrt verlegt war; wo er seinem Freund Hermann Medinger auf die Schultern stieg.
„Und hab dann drei Schläge gebraucht. Das Kabel ist immer noch halbwegs gepresst gewesen. Dann habe ich es links und rechts runter gerissen. Und hab gesagt ‚so, das wär erledigt.“
Eine populäre Geschichte in der Nachkriegszeit
Dann sind sie abgehauen, die vier jungen Männer. Allein waren sie nicht. Willi Bohn, der 1968 Gründungsmitglied der DKP werden sollte, hatte seinen Job als Chefredakteur der Süddeutschen Arbeiterzeitung gerade aufgegeben und war an jenem 15. Februar 1933 frisch im Untergrund.
Die vier Saboteure hielten dicht. Erst 1935/36 kam alles raus. Die Vier wurden verurteilt zu Gefängnisstrafen zwischen 21 Monaten und zwei Jahren. Diese Geschichte vom Kabelattentat war im Stuttgart der Nachkriegszeit sehr populär.
Man sollte stolzer darauf sein
Auch in Rolf Schlenkers Familie – die Urgroßmutter wohnte in der Werderstraße. Es war bzw. ist der Klassiker: David gegen Goliath.
Diese faszinierende Geschichte geriet mit den Jahren immer mehr in Vergessenheit. Rolf Schlenker hat ein Anliegen: Die Erinnerung an den 15. Februar 1933 soll lebendig bleiben. „Dies ist die erste größere Widerstandsaktion gegen Hitler und für viele Jahre auch die einzige gewesen. Es ist als „Kabelattentat“ mit dem Namen Stuttgart verbunden und ich denke, da könnte man als Stadt ein bisschen stolzer drauf sein: eine Gedenktafel errichten, ein Denkmal errichten, einfach dran denken.“