Pop-Fetzen, ohne Anfang und Ende, wummern vorbei aus Autos und Bluetooth-Boxen oder zischeln aus Handy-Kopfhörern und besiedeln den öffentlichen Raum. Globale Musik, von irgendwem, irgendwann geübt, gespielt, gesungen, nun komprimiert, plattgeformt, zerquetscht. ausgestanzt, ausgetanzt.
Irgendwelche Bässe oder Höhen fliegen mit Doppler-Effekt um irgendwelche Köpfe, an irgendwelchen Orten. Verweht, verfahren, verlaufen. Unsere Ohren schlucken täglich die Reste, die dann irgendwie in uns treiben wie Plastik im Meer.
Kann man etwas Flüchtiges recyclen? Antje Vowinckel pickt mit dem Mikrofon einige Reste auf und hört ihnen nach. Dann setzt sie die Fundstücke auf Aufnahmen des E-Werks Luckenwalde in Brandenburg und imaginiert wie diese dort in die Maschinerie gelangen und gehäckselt werden. Geloopt und vom Doppler-Effekt befreit kämen sie heraus; bereit für eine Cover-Version. Auf Oberflächen der Umgebung gespielt, gewinnen die Rhythmen neue Gestalt. Schließlich erhalten sie noch ein Upgrade in einem Lost Place in Brandenburg. Seine riesigen Räume und Rohre sorgen für Fülle und Freiraum.
Das Hörstück gliedert sich in vier Teile:
1. Hören/Sammeln
2. Verarbeitung
3. Wiederverwerten
4. Upgrading
Ausgezeichnet mit dem Sound Art Award 2024 bei Phonurgia Nova.
Alle Instrumente: Antje Vowinckel
Perkussion im vieren Teil: Burkhard Beins, Emilio Gordoa und Els Vandeweyer
Technik: Baptiste Moulin
Komposition und Realisation: Antje Vowinckel
Autorenproduktion 2023
Werkstattgespräch mit Antje Vowinckel zu "OPDOPPLING"
lebt als Komponistin, Hörspielmacherin, Regisseurin und Musikerin in Berlin. Zahlreiche Radioarbeiten und Klanginstallationen. Ihre Werke wurden unter anderem gezeigt auf der Ruhrtriennale, dem Eclat-Festival in Stuttgart, den Donaueschinger Musiktagen, im ZKM in Karlsruhe. 2000 erhielt sie den Prix Europa, 2021 eine lobende Erwähnung des Prix Phonurgia, 2005 den Karl-Sczuka-Förderpreis und 2024 den Sound Art Award 2024 bei Phonurgia Nova.