Die Zahl der Milchkühe in Rheinland-Pfalz nimmt immer weiter ab. Standen 2014 noch mehr als 120.000 davon in den Ställen des Landes, so ist die Zahl im vergangenen Jahr auf deutlich unter 100.000 gesunken.
Auch die Zahl der Betriebe ist deutlich zurückgegangen. "Ich weiß noch, zu Kinderzeit waren hier im Ort 36 Milchviehbetriebe. Jetzt sind es noch zwei", sagt Kurt Kootz, Milchbauer aus Obergeckler im Eifelkreis Bitburg-Prüm.
Dennoch wird in Deutschland und Europa zu viel Milch produziert - viel mehr als gebraucht wird. Dadurch sinke der Preis - zuletzt auf deutlich unter 40 Cent pro Liter - und die Bauern müssten noch mehr verkaufen oder Kredite aufnehmen, betont Kootz, der auch rheinland-pfälzischer Landesvorsitzender des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter ist. Ein Teufelskreis für viele Betriebe.
Die Milch als "Klimakiller"
Die Milchproduktion wird aber auch zu einem weltweiten Teufelskreis. Besonders das Soja-Futter für die Milchkühe steht dabei im Fokus. Denn für die Tiere - auch für die in Europa - werden jedes Jahr riesige Flächen des brasilianischen Regenwaldes gerodet, um auf den freien Flächen Futtersoja anzubauen. Dieser wird zudem mit großen Frachtschiffen rund um die halbe Welt gefahren, was erhebliche Mengen an CO2 produziert und der Milch den Ruf eines "Klimakillers" einbringt. "Ein Irrsinn", findet nicht nur Milchbauer Kootz.
Milch-Konkurrenten aus Soja oder Hafer
Eine deutlich bessere CO2-Bilanz haben Alternativen zur Kuhmilch aus Soja oder Hafer. Die Felder dafür liegen fast komplett in Europa. Deutschlandweit steigt der Marktanteil, aber das macht Kootz keine Sorgen. "Natürlich ist ein gewisser Trend da", räumt der Landwirt ein. "Ob sich das aber langfristig hält, das muss man dann erstmal abwarten."
Milch und Milch, Hand in Hand
Kuhmilch oder Hafermilch? Die Lösung könnte - wie so oft - in einem Miteinander liegen. Kuhmilch und ihre pflanzlichen Alternativen könnten künftig Hand in Hand gehen, sagt Christian Koch, Leiter der Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung Hofgut Neumühle bei Münchweiler an der Alsenz im Donnersbergkreis.
Viele Nebenprodukte bei der veganen Lebensmittelproduktion könnten beispielsweise an Kühe verfüttert werden, erklärt Koch. Rinder könnten in ihren Mägen auch schwer verdauliches Futter zersetzen.
Das Problem Methan
Negativer Nebeneffekt dabei aber: Die Kühe geben beim Verdauen sehr viel Methan frei, das als Treibhausgas noch schädlicher als CO2 ist. Methan hat laut Umweltbundesamt einen 25-mal größeren Effekt auf das Klima als Kohlendioxid auf 100 Jahre gerechnet. "Darüber versuchen wir zu erforschen, dass die Kuh einfach weniger rülpst und dadurch weniger Methan ausstößt", sagt Koch. Letztendlich wolle man Tiere züchten, die weniger Methan produzieren. Doch das werde sicher noch länger dauern.
Milchbauer Kootz hofft derweil, dass die EU einen Mechanismus in Gang setzt, um die Milchmenge europaweit zu begrenzen und dadurch die Preise zu stabilisieren. Das würde nicht nur den Landwirten die Arbeit leichter machen, sondern auch den CO2-Ausstoß pro Hof senken.