Wetterextrem

Gibt es künftig häufiger Tornados in Rheinland-Pfalz?

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Autor/in
Meike Gehlsen
Martin Heuser
Martin Heuser ist Redakteur bei SWR Aktuell in Rheinland-Pfalz

Mainz-Ebersheim, Lachen-Speyerdorf (Pfalz) und Nusbaum in der Südeifel. Alle drei Orte wurden in diesem Jahr von einem Tornado getroffen. Ist diese Häufung zufällig?

Gibt es künftig häufiger Tornados?

Diese Frage treibt Meteorologen weltweit um, sagt Prof. Michael Kunz vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung am KIT Karlsruhe. "In der Tat ist es so, dass durch den Klimawandel die Temperatur zunimmt. Aber es nimmt auch die Feuchtigkeit zu und zwar sehr, sehr stark", sagt der Meteorologe. Diese Feuchtigkeit könne als Niederschlag herunterkommen. Aber das ist nicht alles: Sie sei auch die Energie für die Gewitter. Ohne Feuchtigkeit gebe es keine Gewitter.

Zugleich weist Kunz darauf hin, dass allein die Beobachtung von Tornados noch nicht bedeute, dass es einen Klimatrend zu mehr Tornados gebe. Die weite Verbreitung von Smartphones führe einfach dazu, dass Menschen die Möglichkeit haben, Tornados ganz einfach zu melden. Das ist aber nicht gleichbedeutend mit einer Zunahme von Tornados.

Man könne aber anhand der bisherigen Analysen sagen, dass das Potenzial für schwere Gewitter von den Bedingungen her zunehme. "Ob damit auch die Tornados zunehmen, das ist noch eine offene Forschungsfrage, wir haben da noch eine relativ große Wissenslücke."

So entsteht ein Tornado

Grafik: Wie entsteht ein Tornado
Gewitterzellen und unterschiedliche Winde in warmen und kalten Luftmassen begünstigen die Entstehung eines Tornados.

Restlos wissenschaftlich geklärt ist die Entstehung von Tornados nicht. Sie entstehen häufig während eines schweren Gewitters. Voraussetzung ist, dass feuchtwarme Luft vom Boden aufsteigt und auf trockene Kaltluft aus oberen Luftschichten trifft. Unterschiedliche Richtungen der Winde in den verschiedenen Luftschichten können die Gewitterwolken in Rotation versetzen. Auch die aufsteigende Warmluft kann rotieren, während gleichzeitig kalte Luft nach unten stürzt. In dieser Konstellation kann ein wirbelnder Wolkenschlauch entstehen - eine sogenannte Trichterwolke. Sobald diese Trichterwolke die Erde berührt, spricht man von einem Tornado.

Tornados können aber auch entstehen, wenn Winde aus unterschiedlichen Richtungen aufeinander prallen. Hier entstehen Wirbel. Wenn diese in den Aufwind eines Schauers oder Gewitters gelangen, werden sie gestreckt und es kann sich ein Tornado bilden.

In der Südeifel hat ein Tornado Schäden angerichtet. In Nusbaum bei Bitburg wurden rund 15 Dächer abgedeckt.
In der Südeifel hat ein Tornado Schäden angerichtet. In Nusbaum bei Bitburg wurden rund 15 Dächer abgedeckt.

Das schwierige Geschäft mit den Vorhersagen und Warnungen

Schwere Gewitter vorherzusagen, ist mit den derzeitigen Wettermodellen schon recht schwer. Mit Blick auf Tornados stellt Kunz klar: "Tornados können in der Form nicht vorhergesagt werden. Dazu sind sie zu kleinräumig. Ein Tornado hat eine räumliche Ausdehnung von vielleicht 100 oder 200 Metern." Das könnten die Vorhersagemodelle nicht auflösen. "Einen Tornado kann man nur in der Form indirekt vorhersagen, dass die bestimmten Bedingungen, die einen Tornado hervorbringen, das die vorhergesagt werden können."

Es gibt aber eine Ausnahme: Wenn ein Tornado schon mal beobachtet worden sei, dann könnten direkt Warnungen herausgegeben werden. Aber auch das ist wiederum nur sehr selten möglich, denn: "Wir können uns das nicht vorstellen, aber Tornados sind sehr kurzlebig, wenige Minuten nur. Die ganz extremen können schon mal zehn Minuten bis zu einer halben Stunde existieren, da ist es dann einfacher. Wenn also so ein Phänomen auftritt, dann hat man kaum mehr die Zeit, Warnungen auszusprechen", erklärt Kunz.

Tornados sind sehr kurzlebig, wenige Minuten nur.

Die plötzlich auftretenden Unwetter wie in Nusbaum oder Lachen-Speyerdorf bei Neustadt/Weinstraße seien aber "aus meteorologischer Sicht äußerst spannend; hier müssen wir noch viel mehr forschen, um das besser zu verstehen", so Kunz.

Wie verhalte ich mich bei einem Tornado?

Um der Gefahr ausweichen zu können, ist es zunächst wichtig, einen Tornado zu erkennen. Andreas Kollmohr von Skywarn im Donnersbergkreis erklärt, dass der Rüssel und die Trümmerwolke am Boden die wichtigsten Merkmale seien. Trümmerwolke bedeutet, dass am Boden Material herumgewirbelt wird.

Wenn sich ein Tornado in die eigene Richtung bewegt, rät Kollmohr:

  • im Freien Schutz suchen, am besten in einen Graben werfen, flach liegen bleiben und den Kopf schützen
  • wer im Auto sitzt, sollte versuchen, seitwärts auszuweichen, davon fahren funktioniert nicht und das Auto an sich bietet keinen Schutz vor einem Tornado. Kann man seitlich nicht ausweichen: Auto verlassen und flach hinlegen
  • zuhause möglichst in einen fensterlosen Raum gehen und abwarten

Tornados werden seit 1971 nach der sogenannten Fujita-Skala des japanischen Sturmforschers Dr. Tetsuya Theodore Fujita eingeordnet. Bei der niedrigsten Stufe F0 werden Windgeschwindigkeiten bis 116 km/h (Windstärke 11) erreicht. Ab F2 mit Orkan-Böen bis 250 km/h werden Dächer abgedeckt und Bäume entwurzelt. Die bisweilen auftretenden "Monster-Tornados" der Klasse F4 und F5 können mit ihren verheerenden Windgeschwindigkeiten von 333 bis 512 km/h ganze Ortschaften dem Erdboden gleichmachen.

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