Ein Brand in einer Lagerhalle in Trierweiler: die Feuerwehr ist im Großeinsatz, doch auch das Technische Hilfswerk (THW) wird um Unterstützung gebeten. Die Halle ist eingestürzt. Schweres Gerät ist nötig, um die Bauteile auseinander ziehen zu können, damit die Feuerwehr an die Gutnester gelangen kann. Diese Räumungsarbeit übernimmt das THW.
Wie viele andere Aufgaben, tagtäglich, bundesweit. Die THWler entfernen nach Stürmen umgestürzte Bäume, bei Hochwasser pumpen sie Gebäude leer und bauen Behelfsbrücken, nach Stromausfällen versorgen sie Menschen mit Trinkwasser und Strom.
Auch aus dem Ausland werden die Helferinnen und Helfer in ihrem blau-gelben Outfit nach Katastrophen immer häufiger angefordert, wie etwa zu Beginn des Jahres nach dem Erdbeben in der Türkei und Syrien. Nach dem Erdbeben in Marokko hielten sich THW-Kräfte am Flughafen Köln-Bonn schon zum Einsatz bereit, das nordafrikanische Land forderte sie dann aber nicht an.
Doch was ist das THW eigentlich genau? Und wer kann sich dort engagieren? Werden bestimmte Fähigkeiten erwartet? Im folgenden gibt es Antworten auf solche und weitere Fragen.
- Was ist das THW?
- Ist die Tätigkeit immer ehrenamtlich?
- Wie ist das THW organisiert?
- Ein wenig zur Historie
- Wann wird das THW aktiv?
- Wie schnell kann das THW Hilfsgüter bereitstellen?
- Was ist das ZAL in Mainz?
- Was sind die Einheiten SEEBA und SEEWA?
- Wie kann man beim THW mitmachen?
- Hat das THW Nachwuchssorgen?
- Sind die Aufgaben nicht zu schwierig für Freiwillige?
- Welche Technik kommt zum Einsatz?
- Gibt es eine psychologische Betreuung?
- Was ist der Unterschied zur Feuerwehr?
Was ist das THW?
Das Technische Hilfswerk (THW) ist eine Bundesbehörde und gehört zum Bundesinnenministerium. Mehr als 86.000 Menschen engagieren sich im THW im Bevölkerungsschutz und der Katastrophenhilfe. Neben den Aufgaben im Inland sind THW-Kräfte im Auftrag der Bundesregierung auch weltweit bei Notlagen gefragt. Der Haushalt des THW wuchs 2022 um 117 Millionen Euro auf 734 Millionen Euro.
Ist die Tätigkeit im THW immer ehrenamtlich?
Die rund 86.000 Helferinnen und Helfern sind in der großen Mehrzahl Ehrenamtliche. Es gibt rund 2.000 hauptamtliche Mitglieder der Organisation. Über 11.300 THW-Kräfte sind Frauen.
Wie ist das THW organisiert?
Das THW gliedert sich in acht Landesverbände. 668 Ortsverbände gibt es in Deutschland, darunter 118 in Rheinland-Pfalz, in denen 14.000 Helferinnen und Helfer organisiert sind. Die Leitung des THW hat ihren Sitz in Bonn, das Zentrum für Auslandslogistik ist in Mainz.
Ein wenig Historie
Gegründet wurde das THW 1950 in Koblenz von Otto Lummitzsch im Auftrag des damaligen Bundesinnenministers Gustav Heinemann. Lummitzsch war von 1950 bis 1955 der erste Direktor des THW. Es war die Zeit des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg, als man die Organisation zum Bevölkerungsschutz ins Leben rief. Der erste Auslandseinsatz fand 1953 in den Niederlanden nach einem verheerenden Hochwasser statt. Seit Juli 2023 ist Sabine Lackner die Präsidentin. Sie ist die erste Frau an der Spitze des THW in Deutschland.
Wann wird das THW aktiv?
Es wird von zuständigen Stellen angefordert, von den Feuerwehren, von Ämtern und Behörden. Bei weltweiten Einsätzen wird das THW entweder von der Bundesregierung entsendet oder auf EU-Ebene über Brüssel von den betroffenen Staaten angefragt. In kürzester Zeit sind dann spezielle Bergungseinheiten abflugbereit. Nach einem Alarm sollen die THW-Kräfte innerhalb von sechs Stunden am Flughafen sein. Ihre Taschen stehen zuhause immer gepackt bereit.
Wie schnell kann das THW Hilfsgüter bereitstellen?
In den THW-Logistikzentren lagern ständig Hilfsgüter für Anfragen aus dem In- und Ausland - auch schon als Luftfracht verpackt. Daher kann kurzfristig Material zur Verfügung gestellt werden. Aus den Logistikzentren werden die Hilfsgüter mit Sattelzügen zu einem Flughafen transportiert und von dort in die Katastrophenregion geflogen. Finanziert werden die Lieferungen vom Auswärtigen Amt.
Was ist das ZAL in Mainz?
Das ist das bundesweite Zentrum für Auslandslogistik des THW. Dort wird die notwendige Ausstattung für Auslandseinsätze gelagert. Hierzu gehört im besonderen die Ausstattung für die Schnell-Einsatz-Einheiten (SEEBA, SEEWA).
Was sind die Einheiten SEEBA und SEEWA?
Die SEEBA (Schnell-Einsatz-Einheit Bergung Ausland) gibt es seit 1985. Sie ist zuständig für Rettungseinsätze weltweit. Innerhalb von sechs Stunden nach Alarmierung können Einsatzkräfte der SEEBA mit ihrer Ausrüstung zum Abflug am Flughafen bereit stehen. Finanziert werden diese Einsätze vom Auswärtigen Amt. SEEBA-Einheiten gibt es nur im Landesverband Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland und in Nordrhein-Westfalen. Die Mitglieder der Teams trainieren ständig und haben Fortbildungen.
Die SEEWA (Schnell-Einsatz-Einheit Wasser Ausland) gibt es seit 2004. Zu ihren Aufgaben zählen die Erkundung, die mobile Trinkwasseraufbereitung, die Wasserabgabe, die Wasseranalyse und die Instandsetzung zerstörter Anlagen der Wasserversorgung. Die Teams sollen innerhalb von zwei Tagen einsatzbereit sein.
Wie kann man sich beim THW engagieren?
Interesse ist die wichtigste Voraussetzung, schreibt das THW auf seiner Seite "Deine Zeit ist Jetzt", auf der es auch ein Kontaktformular gibt. Wie viel Zeit man beim THW verbringen möchte, ist nicht festgelegt. Wenn ein Einsatz, eine Übung oder eine Weiterbildung in die Arbeitszeit fällt, ist die Fortzahlung von Lohn und Gehalt gesichert – das THW erstattet dem Arbeitgeber den Ausfall der Arbeitskraft. Die Ausbildung für Helferinnen und Helfer ist kostenlos; die Einsatzbekleidung wird ebenfalls zur Verfügung gestellt. Das THW erhebt keinen Mitgliedsbeitrag. Mitmachen können schon Kinder ab sechs Jahren. Nach oben gibt es keine Altersgrenze.
Hat das THW Nachwuchssorgen?
Nein. Die Mitgliederzahlen entwickelten sich in den vergangenen Jahren sehr positiv. 2022 stieg die Mitgliederzahl um 2.400 Kräfte. Knapp ein Drittel der neuen Mitglieder ist weiblich. Noch nie engagierten sich mehr Frauen ehrenamtlich beim THW. Ein weiterer Rekord: 2022 zählte die THW-Jugend 16.370 Kinder und Jugendliche.
Sind die Aufgaben denn nicht zu schwierig für Freiwillige?
Alle Mitglieder erhalten eine Grundausbildung in ihrem Ortsverband. In der Grundausbildung lernt man technisches Know-how und wie man sich bei Einsätzen richtig schützt. Ab Beginn des 18. Lebensjahres kann sie absolviert werden. Auch nach der Grundausbildung stehen regelmäßig Übungen und Fortbildungen an. Nur sehr erfahrene Mitglieder gehen ins Ausland. Lehrgänge bereiten sie auf besonders belastende Einsätze vor.
Das THW ist zudem in 1.800 Fachgruppen aufgesplittet. So gibt es etwa Einheiten "Abstützsystem Holz", für Brückenbau, für Ortung, Ölschaden oder Elektroversorgung. Das heißt, nicht alle müssen alles können.
Welche Technik kommt zum Einsatz?
Zur Standardausrüstung bei Auslandseinsätzen gehören Trinkwasseraufbereitungsanlagen, schweres Equipment zur Bergung von Verschütteten, pneumatische Geräte oder mechanische Hebeeinrichtungen, Kamerasysteme, akustische Ortungsgeräte.
Der jüngste Auslandseinsatz: Nach der Flutkatastrophe in Libyen hat das THW Hilfsgüter geliefert. Die Lieferung umfasste 100 Zelte mit Beleuchtung, 1.000 Feldbetten, 1.000 Decken, 1.000 Isomatten und 80 Stromgeneratoren aus Logistikzentren in Baden-Württemberg und Bayern.
Welche psychologische Betreuung gibt es für THW-Kräfte?
Es gibt eigens Nachsorgeteams, spezialisiert auf die psychosoziale Betreuung der Einsatzkräfte. Zur Ausbildung gehört auch eine psychologische Vorbereitung auf künftige Aufgaben. Man achte auch im Team aufeinander, schaue, ob sich jemand während des Einsatzes verändere, erläutert Michael Walsdorf, Pressesprecher des THW-Landesverbandes Rheinland-Pfalz/Saarland/Hessen. Vor Ort würden bereits im Team Gespräche geführt. Falls notwendig, kümmert sich das THW im Rahmen der Nachsorge um professionelle Hilfe. Diese erhielten die Betroffenen zeitnah, da die Probleme dann als Betriebsunfall gewertet würden.
Wie lässt sie die Arbeit des THW von der der Feuerwehren abgrenzen?
Der gesetzliche Rahmen gibt vor, dass das THW angefordert werden muss, etwa von einem Bürgermeister oder einem Landrat. Das THW unterstützt die Feuerwehr und kommt meist bei Großbränden oder nach Unwettern zum Einsatz. Denn es verfügt über schweres Gerät, etwa bei Überflutungen über viel größere Pumpen als die Feuerwehr oder über Räumgeräte für Großbrände wie in Trierweiler.
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