Gewitterwolken in Reinsfeld

Umgestürzte Bäume, Blitzeinschlag, nasse Keller

Unwetter über RLP verlaufen glimpflicher als befürchtet

Stand

Gewitter und Starkregen in Rheinland-Pfalz ließen in der Nacht Bäume umstürzen, ein Blitz setzte einen Dachstuhl in Brand und einige Keller liefen voll mit Wasser. Doch es wurde nicht so heftig wie befürchtet.

Die schweren Gewitter in der Nacht zum Sonntag sind nicht ganz so heftig ausgefallen wie prognostiziert. Es habe doch "nur ganz vereinzelt schwere Sturmböen und orkanartige Böen gegeben", sagte ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am Sonntagmorgen in Offenbach. Diese seien vor allem in Rheinland-Pfalz und in Hessen lokal aufgetreten.

"Wir dachten aufgrund von Modellen, dass das bisschen flächiger auftritt, aber das ist tatsächlich nicht passiert."  Die stärkste Böe sei in Frankenberg in Hessen mit 107 Kilometern pro Stunde gemessen worden. "Ansonsten blieb es in der Regel unter 100 km/h", sagte er. Das große Gewitter, das aus vielen einzelnen Gewitterzellen bestand, sei in der Nacht vor allem über das Saarland, Rheinland-Pfalz, Teile Hessens und Westfalens gezogen. 

DWD gibt weitgehend Entwarnung

Gegen 2:30 Uhr hatte der Deutsche Wetterdienst (DWD) seine Unwetterwarnung vor schwerem Gewitter in Rheinland-Pfalz zurückgenommen. Im Laufe der Nacht haben sich die Unwetter nach Angaben der Meteorologen in Richtung Nordosten verlagert.

Im Laufe des Tages kann es demnach noch einzelne Gewitter mit Starkregen und Mengen zwischen 15 bis 25 l/qm innerhalb einer Stunde sowie Windböen um 60 km/h geben. Lokal ist auch heftiger Starkregen nicht ganz ausgeschlossen. Am Nachmittag nimmt die Wahrscheinlichkeit für Gewitter ab. Es wird mit 20 bis 24 Grad deutlich kühler.

Gewitter in RLP richten vielerorts kleinere Schäden an

Die Gewitterfront über Rheinland-Pfalz am späten Samstagabend und in der Nacht hat zumindest einige kleinere Spuren hinterlassen. In Longkamp im Hunsrück gab es für eine halbe Stunde einen Stromausfall. Im Bereich Morbach im Hunsrück sind einige Bäume umgestürzt und auf Straßen gefallen. Betroffen war auch die Hunsrückhöhenstraße. Ein Baum landete dort direkt vor einem Auto. Verletzt wurde dabei aber niemand. Auch in Gutenberg und Windesheim (Kreis Bad Kreuznach) wurden zeitweise Straßen von Bäumen blockiert.

Auf der B407 zwischen Kell am See und Reinsfeld (Hunsrück) stürzte ein Baum auf die Fahrbahn.
Auf der B407 zwischen Kell am See und Reinsfeld (Hunsrück) stürzte ein Baum auf die Fahrbahn.

Wintrich: Blitzeinschlag setzt Dachstuhl in Brand

Die integrierte Leitstelle in Koblenz zählte gegen 0:30 Uhr etwa 30 Einsätze. Demnach liefen in den Landkreisen Mayen-Koblenz, Ahrweiler und Cochem-Zell, sowie in der Stadt Koblenz einige Keller voll. Zudem seien mehrere Straßen überspült worden, weil die Kanalisationen die große Regenmenge, die innerhalb kurzer Zeit gefallen war, nicht fassen konnte. In Katzenelnbogen (Rhein-Lahn-Kreis) musste zudem ein Zeltlager evakuiert werden. Die Betroffenen wurden in einer Turnhalle untergebracht.

In Wintrich (Landkreis Bernkastel-Wittlich) hat ein Blitz einen Dachstuhl in Brand gesetzt. Wie der Kreisfeuerwehrinspekteur bestätigte, konnte das Feuer schnell gelöscht werden. Menschen seien nicht zu Schaden gekommen. Der Schaden liegt im fünf- bis sechsstelligen Bereich.

Bei einem Gewitter in Wintrich (Landkreis Bernkastel-Wittlich) hat ein Blitz einen Dachstuhl in Brand gesetzt.
Bei einem Gewitter in Wintrich (Landkreis Bernkastel-Wittlich) hat ein Blitz einen Dachstuhl in Brand gesetzt.

Die Leitstelle Mainz verzeichnete um 0:03 Uhr den ersten Notruf. Wie die Feuerwehr der Landeshauptstadt mitteilte, wurden die Rettungskräfte zu vollgelaufenen Kellern, überfluteten Straßen, abgebrochenen Ästen sowie zu in Not geratenen Tieren gerufen. Bis kurz nach 2 Uhr kam es im Kreis Mainz-Bingen zu 83 Einsätzen, im Kreis Alzey-Worms waren es 31 Einsätze und acht Einsätze im Stadtgebiet von Mainz. Anschließend habe sich die Wetterlage beruhigt.

In Speyer kam es zu einem Dachstuhlbrand nach einem Blitzeinschlag in ein Mehrparteienhaus. Es habe keine Verletzten und nur geringen Sachschaden gegeben, sagte ein Sprecher der Polizei in Ludwigshafen. Die Bewohner des Hauses verließen das Gebäude vorübergehend, konnten aber nach Ende der Löscharbeiten zurück in ihre Wohnungen. Nach Angaben der Stadt wurden bis zu 40 Menschen betreut, darunter auch kleine Kinder.

In Trier und in Koblenz auf der Festung Ehrenbreitstein wurden die Public Viewings aus Sicherheitsgründen abgesagt. In Koblenz musste außerdem der Biergarten am Deutschen Eck gegen 22:30 Uhr evakuiert werden.

SWR3 Rheinland-Pfalz Open Air endet früher

Auch die Organisatoren des SWR3 Rheinland-Pfalz Open Airs in Mainz haben auf die Wetterlage reagiert. Nach dem Auftritt von Alice Merton wurde das Festival gegen 20:30 Uhr beendet. Auf dem Gelände im Regierungsviertel an der Großen Bleiche waren bis zu 20.000 Besucherinnen und Besucher. Hier informiert SWR3 rund ums Festival.

Blitzschwerpunkt in Deutschland über RLP und Saarland

ARD-Wetterexperte Thomas Ranft berichtete von etwa 2.000 Blitzen in der Zeit zwischen 21 und 22 Uhr in Rheinland-Pfalz. Allerdings erklärte er bei SWR Aktuell auch, dass sich die Gewitter etwa 50 bis 100 Kilometer weiter westlich entladen hätten, als die Wettermodelle berechnet hatten. Dennoch war der Samstagabend stürmisch: Auf dem Erbeskopf seien Windgeschwindigkeiten von über 100 Kilometer pro Stunde gemessen worden.

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Um Mitternacht herum zählten die Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) rund 22.000 Blitze pro halber Stunde bundesweit. Der Schwerpunkt habe dabei über Rheinland-Pfalz und dem Saarland gelegen, wo knapp 17. 000 Blitze pro halber Stunde verzeichnet worden seien.

Pegelstände an kleineren Flüssen fallen wieder

Die Hochwasservorhersagezentrale schreibt in ihrem aktuellen Bericht, in den von Starkregen betroffenen Regionen seien die Wasserstände in kleinen und mittleren Gewässern in der Nacht deutlich angestiegen. Vereinzelt seien Schwellenwerte für ein zweijährliches Hochwasser kurzzeitig überschritten worden. Derzeit würden die Wasserstände an den meisten Pegeln wieder fallen. An den größeren Flüssen würden auf Grundlage der aktuellen Vorhersagen keine Meldehöhenüberschreitungen erwartet.

Am Samstag war noch vor Hochwasser und Überflutungen gewarnt worden.

Am Montag vereinzelte Gewitter

Auch zu Beginn der neuen Woche soll es stark bewölkt werden. Dazu kann schauerartiger Regen fallen, vereinzelt sind noch kurze Gewitter möglich.

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SWR