Blitz und Donner: Wie verhält man sich richtig bei Gewitter?

Gewittermythen

Wie man sich richtig bei Gewitter verhält

Stand
Autor/in
Anja Braun
Anja Braun, Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell.
Stefan Troendle
Stefan Troendle, Reporter und Redakteur bei SWR Wissen aktuell und SWR Kultur Impuls.
Onlinefassung
Ralf Kölbel
Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei Redakteur bei SWR Kultur DAS Wissen.

Bei einem Blitzeinschlag am Elbufer in Dresden sind kürzlich zehn Menschen zum Teil schwer verletzt worden. Aber wie verhält man sich bei einem nahenden Gewitter am besten? Wir haben bekannte Gewittermythen überprüft.

Rund um Gewitter gibt es viele empfohlene Verhaltenstipps. Nicht alle stimmen. Beispiel: Piercings ziehen Blitze an. Quatsch! Oder: Bei einem Gewitter wird oft die Milch sauer. Tut sie, wenn sie ungekühlt ist - aber nicht wegen des Gewitters, sondern wegen der schwülen Luft.

Wann sollte bei Gewitter dringend richtig Schutz gesucht werden?

Viele Unfälle und Todesfälle geschehen, weil Menschen zu spät Schutz suchen. Im Auto ist das ganz easy - es bildet eine Art Metallkäfig - einen sogenannten faradayschen Käfig und kann dadurch einschlagende Blitze in die Erde ableiten.

Aber raus aus dem Cabrio, runter von Motorrädern, Mopeds und Fahrrädern. Schwimmer und Boote sollten zusehen, dass sie ganz rasch das Ufer erreichen.

Das gilt ganz besonders dann, wenn zwischen Blitz und Donner ein zeitlicher Abstand von weniger als drei Sekunden liegt. Das sagt der deutsche Wetterdienst in Offenbach: Pro Sekunde ist das Gewitter etwa noch 340 Meter entfernt. Bei einem Abstand unter drei Sekunden zwischen Blitz und Donner - also unter einem Kilometer Entfernung - kann jederzeit ein Blitz einschlagen.

Wenn einen das Gewitter im Freien kalt erwischt, ist das zu tun

Wer sich bei unmittelbar nahendem Gewitter noch im Freien befindet, sollte sich möglichst klein machen, um wenig Angriffsfläche zu bieten. Am besten in die Hocke gehen, Arme eng am Körper anlegen, Beine zusammen stellen und den Kopf vornüber beugen.

Gefährlich im Freien ist nämlich nicht nur der Blitz, der einen direkt trifft, sondern auch der Einschlag in die nähere Umgebung. Der Erdboden leitet den Strom. Deshalb bitte nicht hinlegen, das würde die Kontaktmöglichkeit über die Erde vergrößern.

Auch nicht mit mehreren Personen zusammendrängen, sondern Abstand halten. Regenschirme zusammenklappen und auf den Boden legen. Auch Gegenstände, die über den Körper rausragen - wie Stöcke, Sportgeräte oder Werkzeuge - sollten abgelegt werden.

Sie ziehen zwar den Blitz nicht an, wenn er aber dort einschlägt, dann leiten gerade Metallgegenstände den Strom besonders gut weiter - das kann zu massiven Verbrennungen führen.

Bei Blitz und Donner nicht unter Bäume stellen

Diese altbekannte Regel ist richtig. Den abgegriffenen Spruch mit Eichen und Buchen kennt jeder: "Buchen sollst du suchen, Eichen sollst du weichen". Das wiederum ist lebensgefährlich falsch, denn für den Blitz ist Baum gleich Baum. Er sucht sich bevorzugt einzeln stehende Bäume aus, die Art spielt dabei keine Rolle.

Der Unterschied liegt darin, dass Eichen in der Regel vom Blitzeinschlag stärker beschädigt werden als Buchen. Ihre Rinde kann mehr Wasser speichern, bei einem Blitzeinschlag wird das Wasser schlagartig erhitzt, es dehnt sich aus und kann den Baum regelrecht sprengen.

Aber auch bei anderen Baumarten können durch einen Blitzschlag oder aber durch den böigen Wind Äste abbrechen oder abgesprengt werden. Pech, wenn man druntersteht. Abgesehen davon gilt: Wer sich sehr nahe an einen Baum stellt oder sich sogar anlehnt, auf den kann der Blitz überspringen. Dasselbe kann bei Masten, Zäunen und nicht blitzgeschützten Unterständen passieren.

Bei Gewitter sollte man nicht unter Bäumen Schutz suchen. Ein Blitz kann einschlagen, und sie können entwurzelt werden. Richtig: Sich im Freien möglichst klein machen.
Bei Gewitter sollte man nicht unter Bäumen Schutz suchen. Ein Blitz kann einschlagen, und sie können entwurzelt werden. Richtig: Sich im Freien möglichst klein machen.

Deshalb besser nicht vor dem Gewitter wegrennen

Wichtig ist außerdem, dass man nicht wegrennen sollte. Denn selbst wenn der Blitz einige Meter entfernt einschlägt, kann er noch lebensgefährlich sein. Schuld daran ist die sogenannte Schrittspannung. Schlägt ein Blitz in den Boden ein, breitet sich die Spannung kreisförmig von der Einschlagsstelle aus und verliert dabei an Stärke.

Sind die beiden Füße weit voneinander entfernt, nämlich dann, wenn man gerade einen Schritt macht, gibt es zwischen beiden Füßen einen Spannungsunterschied. Es fließt Strom. Wenn man sich jedoch dringend fortbewegen muss, so raten Wissenschaftler*innen, das möglichst mit geschlossenen Beinen hüpfend zu tun.

Bei Gewitter darf man nicht Duschen

Das stimmt teilweise - aber tatsächlich nur für Altbauten. Wenn die Wasserleitungen noch aus Metall sind und ungeerdet und wenn ältere Häuser keinen Blitzschutz haben - dann kann Duschen bei Gewitter unabhängig von der Wassertemperatur tatsächlich eine heiße Angelegenheit werden.

Bei Gewitter muss man den Fernseher ausmachen

Gefährlich ist Fernsehen nicht. Aber egal, ob ein- oder ausgeschaltet: der Fernseher kann tatsächlich kaputt gehen - und andere technische Geräte wie Computer auch, wenn sie über eine Steckdose mit dem Stromnetz verbunden sind, und das Haus noch keinen Überspannungsschutz hat. Vorgeschrieben ist das für Neubauten nämlich erst seit Oktober 2016.

Wie wirksam sogenannte Überspannungsadapter sind, ist nicht immer ganz klar. Daher ist der beste Tipp tatsächlich: Vor allem bei teuren Geräten Netzstecker ziehen. Das gilt insbesondere auch für Internetrouter und natürlich vor dem Urlaub. Hier auch den Telefonstecker ziehen und bei Fernseher oder Radio den Antennenstecker.

Ein direkter Treffer ist nämlich gar nicht nötig - es reicht völlig, dass der Blitz irgendwo in der Nachbarschaft einschlägt. Der Autor dieses Beitrags hat auf diese Weise mal seine Stereoanlage erneuert…

Wenn bei Gewitter ein Blitz in ein Elektrogerät einschlägt, kann das gefährlich werden. Richtig: Stecker ziehen.
Wenn bei Gewitter ein Blitz in ein Elektrogerä einschlägt, kann das gefährlich werden. Richtig: Stecker ziehen.

Bei Gewitter soll man nicht telefonieren

Kein Problem. Da passiert nichts. Handystrahlung zieht keine Blitze an. Aber: Auch hier gibt es ein kleines Old-school-Problem. Wer nämlich noch ein Telefon mit Kabel benutzt, für den gilt, damit es keine heißen Ohren gibt - Achtung, nochmal Oldschool - Hände weg von der Wählscheibe und Hörer auf der Gabel lassen. Telefonieren also ja, aber bei Gewitter nur schnurlos.

Blitze schlagen nie zweimal an derselben Stelle ein

Doch, genau das tun sie. Manchmal sogar mehr als zweimal. Bekanntestes Beispiel ist das Empire State Building in New York. Da gibt es jedes Jahr etwa 23 Blitzeinschläge.