Tätowierer Max Mirus füllt Farbe in einen kleinen Behälter. Dann startet er seine Tätowiermaschine. Das Gerät summt leise wie eine Biene. Die Kundin von Max möchte ein bestehendes Tattoo auf ihrem linken Unterarm verfeinern. Er sticht Schatten unter bereits tätowierte Blätter.
Max Mirus arbeitet bereits seit 16 Jahren als Tätowierer. Die Akzeptanz für die Hautbilder habe sich in den vergangenen Jahren verändert, sagt er. "Das ist schon ziemlich akzeptiert mittlerweile, jede Kassiererin ist tätowiert."
Trotzdem - und da spricht er aus eigener Erfahrung - gebe es hin und wieder Vorurteile. "Ich werde teilweise immer noch schief angeguckt. Wenn ich in eine Polizeikontrolle komme, dann ziehen die mich auf jeden Fall raus."
Tattoo Studio Chefin: Hautbilder sind normal
Tattoos sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen, findet die Idar-Obersteiner Tattoo Studio-Betreiberin Martina Grehl. "Es wird besser: Früher durften beispielsweise Bankmitarbeiter oder Polizisten keine Tattoos haben, mittlerweile dürfen sie es, wenn sie es abdecken können", sagt Grehl. "Es ist schon einfacher geworden. Die tätowierten Leute früher waren nur Knackis und Matrosen. Jetzt haben es alle und es ist normal."
TV-Serien tragen zur Verbreitung bei
Die Erfahrungen von Martina Grehl lassen sich belegen. Der Bundesverband Tattoo verweist auf eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Norstat, wonach ein Drittel der Deutschen tätowiert ist. In der Altersgruppe zwischen 18 und 45 ist es demnach sogar fast jeder Zweite.
Der Bundesverband Tattoo führt die zunehmenden Tätowierungen in der Bevölkerung unter anderem auf in den USA entstandene TV-Serien zurück, die in den 2000er-Jahren auch in Deutschland ins Fernsehen kamen Dazu zählten beispielsweise "Miami Ink", "LA Ink" oder auch "Tattoo – Eine Familie sticht zu".
Tätowierer Matthias Kantner, der in Idar-Oberstein die Tattoo Convention mit 140 Tätowierer organisiert, sieht einen weiteren Grund darin, dass Tattoos mittlerweile überall zu sehen sind. Zum Beispiel bei Fußballspielern, das würde Fans beispielsweise motivieren, sich tätowieren zu lassen.
Grehl: Tattoo Motive haben sich verändert
Tattoo Studio Betreiberin Martina Grehl hat in den vergangenen Jahren nicht nur beobachtet, wie die Anzahl der Tätowierungen gestiegen ist, sondern sich auch die Motive verändert haben. "Vor 25 Jahren war das Arschgeweih noch ganz groß. Danach kamen die chinesischen Zeichen."
Aktuell seien filigrane Muster im Trend oder Tattoos, die eine Bedeutung für einen selbst hätten, beispielsweise das Geburtsdatum oder die Namen der Kinder.
Eine Zeit lang sei auch der Name des Partners in Mode gewesen, wovon Grehl gerade ihren frisch verliebten Kunden aber abrät. "Wir besprechen dann, dass es besser ist, nur einen Buchstaben zu tätowieren, der sich schneller überstechen lässt."
Oberarm beliebteste Tattoo-Stelle
Rund um die Tattoo-Convention Idar-Oberstein Tattoo-Trends im Laufe der Jahre: Von Arschgeweih bis Pikachu
Während manche Tattoo-Motive zeitlos geblieben sind, war bei anderen der Hype schnell vorbei. Ein Blick über die Trendmotive der vergangenen 50 Jahre, von Arschgeweih bis Anime.
Zu den beliebtesten Motiven gibt es ebenfalls Statistiken. Eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Appinio aus dem Jahr 2019 hat ergeben, dass das beliebteste Motiv der Schriftzug ist, gefolgt von Tribal Tattoos und Tiermotiven. Die beliebteste Körperstelle ist nach Umfragen im Übrigen der Oberarm.
Tätowierer Max Mirus empfiehlt auch genau dort, sich das erste Tattoo stechen zu lassen. "Der Oberarm ist die am wenigsten schmerzhafteste Stelle", sagt er. "Das Tattoo sollte dort aber nicht zu klein sein - das sieht dann nach nix aus. Zu groß hingegen gibt es nicht."