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Tätowierungen – Körperkunst mit Geschichte und Risiko

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Vera Pache
Vera Pache
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Candy Sauer

Bei manchen ist es ein filigraner Strich auf dem Unterarm, bei anderen sind weite Teile des Körpers mit Tattoos bedeckt. Früher ein Subkultur-Phänomen ist heute rund ein Viertel der Deutschen tätowiert.

Die in die Haut gestochenen Motive erzählen oft persönliche Geschichten. Sie haben schon vor langer Zeit unser Bild von Körper und Schönheit beeinflusst. Allerdings bergen Tätowierungen auch gesundheitliche Risiken, die noch längst nicht abschließend erforscht sind. Schädliche Tattoo-Farben sind in der EU inzwischen verboten.

Geschichte und Tradition von Tattoos

Tattoos haben in vielen Kulturen auf der Welt eine weit zurückreichende Geschichte, ohne dass sich die Anfänge genau definieren lassen. Auch auf dem Körper von Ötzi, der mehr als 5.000 Jahre alten Gletschermumie, haben Forschende über 60 Tattoos identifiziert. Keine Bilder oder Schnörkel, sondern einfache Striche. Wissenschaftler vermuten, dass diese Tattoos ein Mittel gegen Schmerzen gewesen sein könnten.

Forscher vermuten hinter den Tätowierungen der etwa 5200 Jahre alten Eisleiche "Ötzi" Hinweise auf Akupunktur. Von den 15 auf Ötzi gefundenen Tätowierungen seien neun Akupunkturmarken, "die noch heute Gültigkeit haben", so der Grazer Wissenschaftler und Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Kontrollierte Akupunktur und Aurikulomedizin,  Leopold Dorfer.
Forscher vermuten hinter den Tätowierungen der etwa 5200 Jahre alten Eisleiche "Ötzi" Hinweise auf Akupunktur. Von den 15 auf Ötzi gefundenen Tätowierungen seien neun Akupunkturmarken, "die noch heute Gültigkeit haben", so der Grazer Wissenschaftler und Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Kontrollierte Akupunktur und Aurikulomedizin, Leopold Dorfer.

Der Begriff Tattoo geht auf das Wort "Tatau" zurück. Es kommt aus Polynesien, also aus der Südsee, und bedeutet so viel wie "Wunden schlagen". Auch bei den Maori, den Ureinwohnern Neuseelands, gehören Tätowierungen zur Kultur.

Sie erzählen etwas über die Identität – den sozialen Status einer Person, über Familie, Traditionen, Religion oder Weltanschauung.

Christian Warlich – deutscher Tätowier-Pionier

Wer auf die jüngere Tattoo-Geschichte in Deutschland schaut, stößt irgendwann auf den Namen Christian Warlich. Warlich wurde 1891 geboren und hat Anfang des 20. Jahrhunderts tätowiert.

Das Museum für Hamburgische Geschichte zeigte 2019 die Ausstellung "Tattoo-Legenden. Christian Warlich auf St. Pauli". Im Mittelpunkt standen neben historischen Fotos des Tätowierers sein Atelier, die Werbematerialien und die handgemalten Vorlagezeichnungen mit ihrer Vielfalt an Motiven.
Das Museum für Hamburgische Geschichte zeigte 2019 die Ausstellung "Tattoo-Legenden. Christian Warlich auf St. Pauli". Im Mittelpunkt standen neben historischen Fotos des Tätowierers sein Atelier, die Werbematerialien und die handgemalten Vorlagezeichnungen mit ihrer Vielfalt an Motiven. Bild in Detailansicht öffnen
Kopf einer Indianerin mit Federschmuck: Handgemalten Vorlagezeichnungen mit ihrer Vielfalt an Motiven waren 2019 Teil der Ausstellung "Tattoo-Legenden. Christian Warlich auf St. Pauli" im Museum für Hamburgische Geschichte. Hier fotografiert ein Besucher das Exponat
Handgemalten Vorlagezeichnungen mit ihrer Vielfalt an Motiven waren 2019 Teil der Ausstellung "Tattoo-Legenden. Christian Warlich auf St. Pauli" im Museum für Hamburgische Geschichte. Hier fotografiert ein Besucher das Exponat Bild in Detailansicht öffnen

Der Kunsthistoriker Ole Wittmann hat zu Warlich geforscht:

"Warlich hat angefangen zu tätowieren, laut eigener Aussage in einem Brief schon als Junge in der Schule, wo er sich und seine Freunde tätowiert hat. Mehr oder weniger professionell hat er als junger Mann angefangen, als er zur See gefahren ist und auch schon vorher [...] Das muss zwischen 1905 und 1910 gewesen sein, d.h., da war er gerade mal um die fünfzehn bis zwanzig Jahre alt."

Ole Wittmann sagt, dass Menschen aus allen Gesellschaftsschichten kamen, um sich von Warlich Motive stechen zu lassen. In der Hafenstadt Hamburg waren darunter auch viele Männer, die zur See fuhren.

Gesundheitsrisiko steckt in den Tattoo-Farben

Die von der EU erlassene Chemikalienverordnung REACH soll dazu dienen, chemische Stoffe zu registrieren, einheitlich zu bewerten und zuzulassen. Ziel dabei ist es, Risiken zu reduzieren, die durch Chemikalien verursacht werden. Es geht darum, die menschliche Gesundheit und den Umweltschutz zu verbessern.

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Seit Anfang 2022 hat die EU aufgrund dieser Verordnung viele Inhaltsstoffe in Tattoofarben verboten. Inzwischen sind jedoch neue REACH-konforme Farben auf dem Markt und auch bunte Tattoos sind weiterhin möglich. Im Vergleich zu Medikamenten seien Tattoofarben und ihre Langzeitwirkungen auf den Körper jedoch nicht gut untersucht, sagt die Dermatologin Dr. Yael Adler. Unter anderem deswegen, weil solchen Studien aufwändig und teuer seien.

"Die [Haut] hat ja eigentlich eine robuste Hautbarriere. Die ist dazu da, Krankheitserreger und Chemikalien und Schadstoffe draußen zu halten. Die Nadeln, die die Tätowierer benutzen, überwinden diese Barriere mit Absicht brutal und legen die Farbe in die tiefere Hautschicht, in die Lederhaut. Manchmal ist das auch eine Etage drunter, und so richtig kontrolliert kann das gar nicht erfolgen."

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