Schon vergangenes Weihnachtsfest war bei Noémi Wiersma und Sammy Schu in Metzdorf im Kreis Trier-Saarburg noch nicht an besinnliche Stimmung zu denken. Der alte Gasthof, den sie kurz vor der Hochwasserkatastrophe 2021 gekauft hatten, sah wegen der Flutschäden aus wie ein Rohbau. In ihrer Einliegerwohnung über dem Schankraum herrschten 12 Grad.
Eigentlich sollte dieses Weihnachten alles wieder hergerichtet sein. Doch dann kam der Frost und hat die teils noch nicht isolierten Rohre beschädigt. Die beiden haben also über Weihnachten kein fließend Wasser.
Verzögerungen durch weltweite Krisen
Nachdem die Ölheizung in der Flut zerstört worden war, haben die beiden mittlerweile eine Wärmepumpe, ergänzt durch einen Gaskessel. Im Haus haben sie die Wärme halten können. In der Garage allerdings gab es dann die Schäden an den Rohren. "Das wird das ganze Projekt jetzt einige Monate nach hinten werfen", erzählt Sammy.
Denn auch viele Handwerker machen über Weihnachten Betriebsurlaub. Das Haus mit seinen 70 Zentimeter dicken Wänden speichere die Kälte auch noch, wenn es draußen schon wieder wärmer wird. Immerhin in der Einliegerwohnung haben die beiden es jetzt wieder warm, sagt Noémi: "Das ist schon ein Fortschritt zum letzten Jahr."
Für den ehemaligen Schankraum des Wirtshauses, den Noémi und Sammy auch weiter für Feste und Events nutzen wollen, haben sie auch noch einen Holzofen bestellt, sagt Sammy: "Das war Ende August. Lieferzeit ist bis Juni. Die Gründe: Personalmangel, Ukrainekrieg und Energiekrise - alles kommt da zusammen."
Zeitliche Ziele aus den Augen verloren
Eigentlich sollte zu Silvester auch eine neue Zapfanlage im Schankraum eingeweiht werden, erzählt Noémi: "Das ist jetzt nicht möglich. Aber vielleicht für Sammys Geburtstag im März. Sonst habe ich im Mai Geburtstag. Das sind so Ziele, die wir uns setzen. Aber die haben wir auch ein bisschen aus den Augen verloren."
Hinzu komme, dass auch die Handwerker am Limit arbeiten. "Manchmal merken wir, dass die Handwerker alle müde und gestresst sind. Dann versucht man, das nicht persönlich zu nehmen."
Zwischen Christbaumkugeln und Baustelle Weihnachten in Trier-Ehrang: "Die Flut-Bilder bleiben im Kopf"
Rund eineinhalb Jahre nach der Flut bereiten sich die Menschen in Ehrang auf Weihnachten vor. Viele Häuser sehen wieder aus wie früher. Doch die Narben auf der Seele bleiben.
Viel Unterstützung von Freunden und Familie
Trotz alledem wirken Noémi und Sammy nicht nur zuversichtlich, sondern auch anpackend. Und das liegt daran, dass sie sich gegenseitig unterstützen und auch Freunde und Familie nach wie vor an ihrer Seite sind.
Noémi war noch vor einem Jahr unfreiwillig Bauherrin geworden. Mittlerweile ist sie nach einer Umschulung Lehrerin in Luxemburg und hat kaum noch Zeit. Sammy hat deshalb die Bauleitung übernommen. Davon ist Noémi ganz begeistert: "Sammy meistert das richtig gut, ihn würde ich überall einstellen! Und wir verstehen uns auch richtig gut. Dann gönnen wir uns auch mal eine Auszeit und dann geht es weiter."
Eine Freundin hat die beiden schon öfter bekocht oder ihnen jetzt, wo sie kein Wasser haben, mit Kanistern ausgeholfen. Auch von Nachbarn bekommen sie mal einen Eimer Wasser. Irgendwie gibt es immer Lösungen, sagt Noémi.
Weihnachten zu Hause
Weihnachtsstimmung will trotzdem nicht so recht aufkommen im ehemaligen Gasthof in Metzdorf. Noémi wollte keine Plätzchen backen. Sie hat nur eine Girlande aufgehängt und einen Adventskranz aus der Schule mitgebracht.
Wie im vergangenen Jahr werden Noémi und Sammy Weihnachten also bei ihren und seinen Eltern feiern, sagt Sammy: "Da können wir uns trotzdem auf Weihnachten freuen. Ja, auf jeden Fall." Und Noémi ergänzt: "Wir wollen uns auch hier im Haus schöne Erinnerungen aufbauen. Aber bis es hier festtauglich ist, müssen wir noch ein bisschen länger warten."