Beim Betreten des Hauses von Hans und Ursula Casel in der Florastraße in Trier-Ehrang baumeln die bunten Weihnachtssterne von der Decke. Auf den ersten Blick erinnert in dem zweigeschossigen Einfamilienhaus nichts mehr an das verheerende Hochwasser der Kyll im Juli 2021.
Wasser der Kyll stand hüfthoch im Erdgeschoss
Der komplette Keller lief damals voll Wasser, im Erdgeschoss stand das dreckige Wasser hüfthoch. Überall lag Schlamm. Dass das Hochwasser der Kyll überhaupt so weit kommt, damit hätte Hans Casel nie gerechnet. Denn das Haus der Familie steht etwa zehn Minuten Fußweg von der Kyll entfernt. "Ein solches Hochwasser hat es bei uns noch nicht gegeben", so Casel. "Es gab zwar mal eine Hochwasser-Warnung für die Mosel. Aber nie für die Kyll."
Wände wieder frisch gestrichen
Beim Rundgang durch den Keller lässt der Geruch nach frischer Farbe erahnen, dass hier vor Kurzem gestrichen wurde. An mehreren Stellen des Gebäudes zeigt der gebürtige Ehranger, woran sie in den vergangenen Monaten gemeinsam gearbeitet haben. Sofort hat Hans Casel wieder Bilder vom Hochwasser im Kopf.
Haus in Trier-Ehrang komplett renoviert
Neue Heizung, neue Küche, neue Türen und Böden sowie ein komplett renovierter Keller. Wie bei vielen anderen Betroffenen war auch die Liste der Schäden bei Familie Casel lang. So lang, dass sie sogar mit dem Gedanken gespielt haben, das Haus nicht wieder aufzubauen.
Wiederaufbau an der Sauer Noémis und Sammys zweites Weihnachten nach der Flut
Weihnachten hätte schön und warm werden können bei Noémi und Sammy an der Sauer. Der Frost der vergangenen Woche hat das unmöglich gemacht. Doch die beiden bleiben zuversichtlich.
Schon Weihnachten 2021 im Haus gefeiert
Unmittelbar nach der Hochwasser-Katastrophe lebte das Ehepaar Casel bei Verwandten in Ehrang. Vor einem Jahr konnten sie in ihr - an vielen Stellen noch unfertiges Haus - zurück und das erste Weihnachten nach der Flut mit der Familie feiern. Auch wenn die Stimmung an manchen Ecken und Enden etwas betrübt war, wie Hans sich erinnert, hat man sich damit zumindest einen kleinen Wunsch erfüllen können.
Schäden im Haus sind weg - seelische Belastung bleibt
Heute, ein Jahr später, sind die Schäden rund ums Haus fast ganz verschwunden. Mit den Gedanken und Sorgen ist es anders, da die Betroffenen erst nach und nach begreifen, was alles verloren gegangen ist.
Bei dem Wiederaufbau hat es Hans Casel geholfen, dass er handwerklich begabt ist und vieles gemeinsam mit Freunden und Nachbarn reparieren konnte. An den Stellen, wo er Handwerker gebraucht hat, war die Zusammenarbeit fast immer gut.
Bürokratische Prozesse ziehen sich hin
Er kennt aber auch Betroffene, die andere Erfahrungen machen mussten und teilweise immer noch auf freie Termine von Handwerkern warten. Oder auf ihre Fördermittel aus dem Wiederaufbaufonds für geschädigten Hausrat oder Gebäude, die bei der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz beantragt werden können.
Das Ehepaar Casel hat bereits einen Teil seiner Hilfen ausgezahlt bekommen. Was sie aber über die gesamten Monate hinweg verärgert hat, seien die komplizierte Antragstellung und die widersprüchlichen oder fehlenden Auskünfte am Telefon der ISB.
Große Hilfsbereitschaft in Trier-Ehrang
Und dann ist da noch ein Gefühl, welches das Ehepaar begleitet: Dankbarkeit. Sie denken an all die fleißigen Helfer, die wie selbstverständlich und ohne viele Worte mit angepackt haben. Nachbarn, Verwandte, Freunde und Geflüchtete, die das Ehepaar schon betreut hat, waren zur Stelle.
Auch das zweite Weihnachten wird für die Familie mit Sicherheit anders werden. Hans und Ursula Casel freuen sich darauf und hoffen, in Zukunft ein bisschen kürzertreten zu können. Aber am meisten wünschen sie sich, "dass dieses Jahrtausendereignis auch ein Jahrtausendereignis bleibt", so Hans Casel.