Joe Weingarten, Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Bad Kreuznach, sagte dem SWR: "Ich trete klar dafür ein, mit Boris Pistorius als Kanzlerkandidaten anzutreten." Deutschland brauche in den zentralen politischen Themen, der Sicherheitspolitik, der Wirtschaftspolitik, der Migrationspolitik eine glaubhafte Änderung zu dem, wofür Olaf Scholz stehe. Scholz habe seine Verdienste gehabt, aber jetzt brauche es einen Wechsel. "Ich nehme die Dynamik wahr bei den Menschen", sagte Weingarten. "Ich kann die Zahl der Menschen, die mir gesagt haben 'Ich wähle euch, wenn ihr mit Boris Pistorius antretet, aber nur dann', die kann ich gar nicht mehr zählen."
Zuvor hatte das Magazin "der Spiegel" aus einer internen Besprechung des eher konservativ orientierten Seeheimer Kreises am vergangenen Dienstag berichtet. Besonders kritisch habe sich dort Joe Weingarten geäußert, meldete SPIEGEL ONLINE. Scholz sei bei den Menschen im Land "unten durch". Der Wechsel zu Boris Pistorius müsse kommen, sonst werde die Partei bei der Wahl ein "Desaster" erleben.
Der Abgeordnete Christian Schreider aus Ludwigshafen wird laut "SPIEGEL" mit den Worten zitiert, er könne die Parteibasis nicht mehr dazu bringen, für Scholz Wahlkampf zu machen. Im Gespräch mit dem SWR dementierte Schreider die Aussage am späten Samstagabend. Er habe dies nie gesagt.
SPD-Ortsverein-Vorsitzende sieht Scholz als Kanzlerkandidat kritisch
Seine Co-Vorsitzende im SPD-Ortsverein Ludwigshafen, Eva Kraut, sagte dem SWR, sie würde nicht so weit gehen und sagen, sie könne niemanden mehr an der Parteibasis dazu bringen, für Scholz Wahlkampf zu machten. Fakt sei aber, dass es sehr schwer sei, Mitglieder zu finden, die für Scholz Wahlkampf machen. Scholz sei "kein Sympathieträger". Er wirke in sich gekehrt, abgehoben und distanziert und er erkläre zu wenig. Mitglieder für den Bundestagswahlkampf zu motivieren sei sicherlich deutlich leichter mit einem Sympathieträger wie Pistorius. Der sei mit seiner Art deutlich "näher bei den Leuten“, sagte Kraut.
K-Frage in der SPD Immer wieder fällt der Name Pistorius
Trotz aller Bemühungen der SPD-Spitze verstummt die Debatte über den Kanzlerkandidaten nicht. Im Gegenteil. Mit Franz Müntefering meldete sich jetzt auch ein Urgestein der Partei …
SPD-Chef warnt vor Debatte um Kanzlerkandidatur
SPD-Chef Lars Klingbeil warnte seine Partei vor einer Debatte über die Kanzlerkandidatur von Olaf Scholz. "Olaf Scholz ist der Kanzler. Und alle, die in der SPD Verantwortung tragen, haben in den letzten Tagen auch deutlich gemacht, dass wir hinter ihm stehen", sagte Klingbeil am Rande einer SPD-Veranstaltung in Essen. Für die SPD sei es nun wichtig, "dass wir uns inhaltlich auseinandersetzen mit dem Bundestagswahlkampf, aber nicht über Personal diskutieren".
Scholz selbst hat bereits klargemacht, dass er antreten und Kanzler bleiben will. Dass die Parteiführung gegen seinen Willen einen anderen Kandidaten nominiert, gilt als nahezu ausgeschlossen. Die SPD kam in Umfragen zuletzt auf Werte um die 16 Prozent, die Union liegt mit Umfragewerten um die 32 Prozent deutlich vorn.