Gierig zieht das Mini-Mädchen an der Milchflasche, die eine Pflegerin dem Säugling reicht. 1.800 Gramm wiegt das Frühchen. "Sie ist über dem Berg. Ihr gehts gut!", betont die Pflegefachkraft auf der Neonatologie des St. Marienkrankenhauses in Ludwigshafen. Die Kleine knattert, die Lieder flattern. "Jetzt will sie schlafen!", lacht die Kinderkrankenschwester.
Monitore wachen über den Gesundheitszustand der Kleinen
Nebenan schlummert in einem Incubator ein kleiner Junge. Monitore zeigen seine Herzfrequenz, seinen Puls, seinen Blutdruck und seine Sauerstoffsättigung an. "Alles prima!", betont Oberarzt Dr. Paul Köhler. Der kleine Junge musste mit einem Notkaiserschnitt vor der 37. Woche auf die Welt geholt werden. Er benötigte noch bis vor kurzem eine Atemhilfe und Antibiotika, jetzt ist er stabil. Dennoch hat er noch eine Magensonde, denn die Mengen, die er selbstständig trinken kann, reichen nicht aus zum Gedeihen.
Mini-Krake zum festkrallen
Alle Säuglinge haben in ihren Incubatoren eine lila gehäkelte Mini-Krake im Bettchen. "Säuglinge greifen bereits im Mutterleib nach der Nabelschnur. Hier würden sie sich an den lebensnotwendigen Kabeln festkrallen. Das wäre nicht so gut", erklärt Dr. Paul Köhler lachend. Überall auf der Welt legt man daher den Frühchen eine kleine lila Krake ins Bettchen, an deren Mini-Tentakeln halten sich dann die kleinen Fäustchen fest.
Bezug zu Eltern wichtig fürs Gedeihen
In einem weiteren Raum auf Station füttert eine Mutter gerade ihre Zwillinge. "Das ist alles ganz anders, als noch vor 30 Jahren, als ich als Kinderarzt begann. Da haben wir die Eltern ausgesperrt oder maximal in Plastik-Kittel gehüllt einen kurzen Blick aufs Kind werfen lassen. Heute wissen wir, dass der Bezug zu den Eltern sehr wichtig ist für das Gedeihen der Säuglinge", erklärt Köhler.
So viel kuscheln wie möglich
Känguruhen gehört unbedingt dazu, dabei liegt der Säugling nur in einer Windel bekleidet auf der nackten Haut der Mutter oder des Vaters. Das Kind genießt den Hautkontakt und hört den vertrauten Herzschlag der Mutter. Bei der Mutter wird wiederum durch das Ausschütten eines bestimmten Hormons die Bindung zum Kind gestärkt. Windel wechseln, Fläschchen geben, kuscheln, schmusen - all das machen Eltern und ihr Einsatz auf Station wird in jeder Hinsicht gefördert.
Baby-Watching mit Web-Cam
Können die Eltern aufgrund ihrer Berufstätigkeit oder weil zu hause auch Geschwisterkinder zu versorgen sind, mal nicht auf Station sein, gibt es die Möglichkeit des "Baby-Watching". Eine Web-Cam überträgt live jede kleine Bewegung des Frühchens ins heimische Wohnzimmer, so dass Eltern und Geschwister auch so dem Kind nahe sein können.
Über 300 kleine Patienten im Jahr
Am St. Marienkrankenhaus in Ludwigshafen werden jährlich etwa 250 Frühgeborene betreut, davon sind etwa 40 unter 1.500 Gramm leicht. Insgesamt werden auf der Station Däumling über 300 kleine Patienten im Jahr aufgenommen, zu früh Geborene aber auch krank geborene Säuglinge. Die schöne Nachricht: die allermeisten Frühchen, nämlich über 90 Prozent, können ohne Folgeerkrankungen entlassen werden.
Eins von zehn Babys ein Frühgeborenes
Eins von zehn Babys ist weltweit ein Frühgeborenes. In Deutschland werden jährlich rund 60.000 Kinder zu früh geboren, also zehn Prozent. Überall auf der Welt werden am 17. November daher berühmte Gebäude lila angestrahlt, etwa die Bosphorus-Brücke in Istanbul oder das Empire State Building in New York. Aber auch in Deutschland erstrahlen für die kleinen Kämpfer Schlösser, Brücken, Burgen, Klinikgebäude und viele andere Sehenswürdigkeiten lila. Als Zeichen der Solidarität für die Kleinsten der Kleinen.
Laternenumzug als Zeichen der Solidarität
Am St. Marienkrankenhaus können Besucher am 17.11. einen Incubator genau in Augenschein nehmen und auch medizinisches Zubehör für die Kleinsten. Mit einem Laternenumzug machen Eltern ehemaliger und aktueller Frühchen auf das Schicksal der Frühgeborenen und ihrer Familien aufmerksam.