Spital war von 1981 bis 2001 Bischof von Trier. Er setzte sich für Arbeitslose und in der Friedensbewegung ein, galt als liberal und sozial engagiert.
Sein Nachfolger in Trier - der heutige Münchner Kardinal Reinhard Marx - sprach 2007 über seinen gerade verstorbenen Vorgänger von einem Vorbild. Er sei "ein überzeugender geistlicher Mensch", der mit "ganzer Kraft für die Kirche gearbeitet hat".
Missbrauchsfälle auch in Amtszeit von Bischof Spital
Doch schon länger ist bekannt, dass es auch in der 20-jährigen Amtszeit von Bischof Spital zu Missbrauchsfällen im Bistum Trier kam. Da wäre der Fall des 2020 verstorbenen Priesters Claus Weber.
Lange war der Theologe ein angesehener Mann in der Kirche und der Öffentlichkeit. Bis das Bistum Trier im vergangenen Jahr öffentlich machte, dass Weber spätestens seit 1978 immer wieder Kinder missbraucht hatte - und das ohne dass der damalige Bischof Spital eingeschritten wäre.
![Der Missbrauchspriester Claus Weber in jungen Jahren. Das Foto stammt aus der Rhein-Zeitung. (Foto: Rhein-Zeitung) Der Missbrauchspriester Claus Weber in jungen Jahren. Das Foto stammt aus der Rhein-Zeitung.](/swraktuell/rheinland-pfalz/trier/1713430457678%2Cclaus-weber-missbrauch-priester-trier-100~_v-16x9@2dS_-6be50a9c75559ca1aaf1d0b25bae287afdcd877a.jpg)
Mehr als 1.000 Akten für neuen Bericht ausgewertet
Doch was genau war die Rolle von Bischof Spital bei solchen Missbrauchsfällen? Das ist eine der Fragen, die der Zwischenbericht klären soll, den Historiker der Universität Trier am Mittwochnachmittag vorstellen.
Grundlage bilden mehr als 1.000 ausgewertete Akten und 20 Gespräche mit Betroffenen und Zeitzeugen, die die Wissenschaftler vom "Projekt zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch im Bistum Trier" geführt haben. Sechs Fallbeispiele sollen dabei besonders beleuchtet werden.
Der Bericht sollte ursprünglich schon im Januar veröffentlicht werden. Doch die Aufarbeitung stellte sich laut den Experten als umfangreicher heraus, als zunächst angenommen.
Historiker der Universität Trier legen Bericht vor Missbrauchsstudie: Früherer Trierer Bischof Stein war Teil des Systems
Die Universität Trier hat heute ihren Bericht zu sexuellem Missbrauch im Bistum Trier zur Zeit des früheren Bischofs Stein veröffentlicht. Dabei ging es auch um dessen Rolle.
Enthüllungen über Spitals Vorgänger Bischof Stein
Zuvor hatten sich die Fachleute bereits mit der Amtszeit von Spitals Vorgänger Bernhard Stein befasst, der von 1967 bis 1981 Taten von Priestern vertuscht haben soll. Allein in diesen 14 Jahren hatte es laut den Experten Hunderte Fälle gegeben.
Schlagzeilen machte 2023 der Fall des saarländischen Priesters Edmund Dillinger, der Ermittlern zufolge 19 Menschen sexuell missbraucht haben soll - bis in die Amtszeit von Hermann Josef Spital hinein.
Betroffene berichten über sexuellen Missbrauch Minderjährige Jungen Opfer des Priesters Dillinger
Schon 1964 und 1970 waren dem Bistum Trier Missbrauchsvorwürfe gegen den im vergangenen Jahr verstorbenen Priester bekannt geworden. Die Verantwortlichen handelten erst 2012.
Weniger Beschuldigte, aber mehr Intensivtäter?
Dillinger ist das, was die Wissenschaftler vom Aufarbeitungsprojekt einen "Intensivtäter" nennen. Und gerade von denen sollen in der Amtszeit von Spital mehrere aktiv gewesen sein, wie der Trierer Historiker Lutz Raphael bereits vergangenes Jahr - vor der Veröffentlichung des neuen Berichts - durchblicken ließ.
Intensivtäter haben auch in der Amtszeit von Bischof Spital weiter ihre Schrecken verbreitet.
Insgesamt, sagte Raphael damals dem SWR, sei von 1981 bis 2001 zwar die Zahl der Beschuldigten gegenüber der Ära Bernhard Stein zurückgegangen: "Wir mussten aber leider feststellen, dass gerade in dieser Ära einige Intensivtäter weiter ihre Schrecken verbreitet haben. Und dementsprechend die Zahl der Opfer sehr hoch ist."
Weitere Details zu den Fällen und dem Umgang des Bistums mit den Tätern werden am Nachmittag in der Trierer Volkshochschule vorgestellt. Dieser Bericht soll aber noch nicht der Abschluss der Aufarbeitung sein. Auch die Amtszeiten der Trierer Bischöfe Reinhard Marx und Stephan Ackermann wollen die Wissenschaftler untersuchen.