"Er ist letztendlich verblutet", so der Oberstaatsanwalt. Nach derzeitigem Stand der Ermittlungen sei es im Zuge eines Streits in der Nacht zu Samstag zu "einem Gerangel" gekommen, bei dem zwei US-amerikanische Militärangehörige auf das Opfer losgegangen sein sollen.
Die beiden Verdächtigen sind am Samstag festgenommen worden. Die Soldaten sind nach ihrer Festnahme an die US-Strafverfolgungsbehörden überstellt worden.
Bei den Festgenommenen handelt es sich laut Polizei um zwei Männer im Alter von 25 und 26 Jahren. Gegen die beiden habe sich der Verdacht erhärtet, hieß es am Sonntag. Die beiden sind den Angaben zufolge US-amerikanische Militärangehörige, die gemeinsam die Säubrennerkirmes besucht hatten. Die Staatsanwaltschaft hat daher das Verfahren - dem NATO-Truppenstatut entsprechend - an die amerikanischen Strafverfolgungsbehörden abgegeben.
Die beiden Verdächtigen seien nach derzeitigem Stand der Ermittlungen zwei Personen der vierköpfigen Gruppe, die Zeugen beim Verlassen des Tatorts gesehen hatten. Einer der Männer habe demnach eine blutende Verletzung im Gesicht gehabt.
Ermittlungsbehörde der US-Airbase Spangdahlem übernimmt
Ab sofort übernimmt damit das Office of Special Investigations (OSI), die Ermittlungsbehörde der US Airbase Spangdahlem. Die festgenommenen Männer wurden der Behörde am Sonntagmittag übergeben. Oberstaatsanwalt Manfred Stemper sagte am Montag, die Tatverdächtigen hätten sich zunächst nicht eingelassen. Einer der Männer habe angegeben, sich nicht erinnern zu können. Das Motiv für die mutmaßliche Tat sei "völlig unklar".
Oberst Kevin Crofton von der US Airbase Spangdahlem sprach von einer "unerträglichen und vermeidbaren Tragödie in unserer friedlichen Gemeinschaft". Er dankte der örtlichen Polizei und der Stadt Wittlich für ihre "Partnerschaft und Geduld, während die Ermittlungen ihren Lauf nehmen."
Opfer war Geschäftsführer eines Sicherheitsdienstes
Gegen 2:40 Uhr in der Nacht zum Samstag war die Wittlicher Polizei alarmiert worden. Im Festbereich der Kirmes habe es einen Streit gegeben, dabei war ein 28-jähriger Mann aus Wittlich erstochen worden.
Wie inzwischen bekannt ist, war der Mann Geschäftsführer eines Sicherheitsdienstes und als Kampfsportler in Wittlich bekannt. Das Opfer war am Samstag privat unterwegs und wurde in unmittelbarer Nähe seiner Haustür getötet.
Am Samstagnachmittag hatten die Ermittler die Spurensuche vor Ort beendet. Die Polizei geht davon aus, dass die tödlichen Messerstiche Folge eines Streits waren und keine Gefahr im Stadtgebiet Wittlich bestanden hatte.
Messer im Fluss gefunden
Die Obduktion des Getöteten wurde angeordnet. In der Lieser wurde ein Messer gefunden, das die Tatwaffe sein könnte. Das wollte die Polizei allerdings noch nicht bestätigen. Oberstaatsanwalt Stemper sagte am Montag, das werde noch untersucht. Laut Polizei sind mehrere Gegenstände sichergestellt worden, bei denen noch kriminaltechnische Untersuchungen laufen.
Die Kriminalpolizei in Trier sucht aber weiter Zeugen, die Hinweise geben können - insbesondere zu der beschriebenen Personengruppe. Sie können sich unter 0651/9779-2290 bei der Kripo Trier melden.
Änderungen im Kirmesprogramm - Festumzug abgesagt
Wegen der polizeilichen Ermittlungen kam es zu Sperrungen im Bereich der Innenstadt, die laut Stadt Änderungen im Kirmesprogramm erforderlich machten. Der Festumzug musste abgesagt werden. Später öffneten auf dem Marktplatz die Stände wieder. Am Sonntag ging das Programm normal weiter.
Wie Stadtpressesprecher Rainer Stöckicht dem SWR mitteilte, habe man auch überlegt, die Säubrennerkirmes komplett abzusagen, sich aber für die Fortsetzung entschieden - auch um ein Zeichen gegen Gewalt zu setzen. Bürgermeister Joachim Rodenkirch (CDU) habe inzwischen Kontakt mit der Familie des Opfers gehabt.
Wittlicher Bürgermeister "entsetzt und traurig"
"Es ist direkt vor der Haustür zu dieser Tat gekommen. Man kann den Schmerz der Familie nur ansatzweise ermessen", sagte Rodenkirch am Sonntag. Der Vater des Mannes habe zur Besonnenheit aufgerufen.
In einer kurzen Ansprache auf dem Marktplatz zeigte sich Rodenkirch am Samstagabend "entsetzt und furchtbar traurig, dass ein junger Mann auf solch brutale Weise zu Tode gekommen ist". Sein tiefes Mitgefühl gelte den Eltern und der Familie des Getöteten, sagte das Stadtoberhaupt.
Die Entscheidung, die Kirmes fortzusetzen, sei nicht leicht gewesen, so Rodenkirch. Es werde sicher Menschen geben, die das als respektlos gegenüber Opfer und Familie empfinden. Ob eine gemeinsame Trauerveranstaltung stattfinde, sei noch unklar. "Die Familie muss sich erst einmal finden, bevor man sie mit Aktivitäten überbordet. Da ist so viel Leid und Schmerz. Dann wird sich der richtige Rahmen schon finden."
Mehr Sicherheitsmaßnahmen auf der Kirmes
Der Wittlicher Bürgermeister hatte am Samstag angekündigt, dass in den nächsten Tagen die Präsenz der Sicherheitskräfte vor Ort verstärkt werde. Allerdings sehe das Konzept für die Kirmes schon seit Jahren vor, dass Polizeistreifen, die US-Militärpolizei sowie Bereitschaftspolizei und Mitarbeiter des Ordnungsamts kontinuierlich Rundgänge über das Festgelände machen.
Der Vorfall überschattete die traditionelle Säubrennerkirmes in Wittlich, die auch überregional Besucherinnen und Besucher anzieht - bis zum Ende des Volksfestes am Montagabend hatten die Veranstalter bis zu 100.000 Menschen erwartet.