Bebaute vs. freie Flächen

Mehr Solarenergie auf bebauten Flächen in Rheinland-Pfalz

Stand
Autor/in
Ingrid Reitenbach

Große Photovoltaik-Anlagen zieren die grünen Flächen in Rheinland-Pfalz. Mehr solcher Anlagen sollen auf bebauten Flächen entstehen, das hat sich die Landesregierung vorgenommen.

Die Meinungen, ob eine Solaranlage in der Landschaft schön aussieht, gehen häufig auseinander. Ungeachtet der Optik liefern die Solarpanels nachhaltige Energie für Kommunen und Unternehmen. In der Eifel ist eine der größten Photovoltaikanlagen in Rheinland-Pfalz in Betrieb gegangen. Neun Solarparks wurden zu einem Solar-Cluster zusammengeschlossen und sollen rund 54.000 Haushalte mit Strom versorgen. Um das Landschaftsbild nicht zu zerstören, wurden die Solarmodule laut der rheinland-pfälzischen Klimaschutzministerin Katrin Eder (Die Grünen) auf mehrere kleinere Solarparks in der Region an der Mosel verteilt und nicht auf eine große, zusammenhängende Fläche.

Außerdem sind große Freiflächenanlagen derzeit die günstigste Form der Energieerzeugung, sagt Guido Dahm vom Landesverband Solarenergie Rheinland-Pfalz e.V.. Der Erzeugungspreis pro Kilowattstunde macht es für Unternehmen und Betreiber attraktiv zu investieren. Dazu kommt, dass laut dem rheinland-pfälzischen Umweltministerium die essentiellen grünen Strommengen, die zur Versorgung der Unternehmen und gewerblichen Betriebe benötigt werden, durch großflächige, leistungsstarke Photovoltaik-Freiflächenanlagen gesichert produziert werden können.

Mehr Ausbau von PV-Anlagen auf versiegelten Flächen

Es sollen allerdings auch bereits bebaute Flächen für Solarenergie genutzt werden. Nach bundesrechtlichen Vorgaben soll mit dem beschlossenen Solarpaket der Ausbau von Photovoltaik zu mindestens 50 Prozent auf bereits versiegelten Flächen, wie beispielsweise auf Dachflächen und Parkplätzen erfolgen.

Nicht alle Gebäude eignen sich allerdings für eine Photovoltaikanlage. Nach Angaben des rheinland-pfälzischen Umweltministeriums könnten alte Dachkonstruktionen nicht genug belastbar sein. Außerdem entscheidet neben der Belastbarkeit die Neigung und Ausrichtung, ob Dachflächen optimal für die Solarstromproduktion genutzt werden können. Dadurch können zusätzliche Kosten entstehen, die Installation einer solchen Anlage kann trotz Förderungen eine finanzielle Hürde darstellen.

Dennoch verteilt sich laut dem Bundeswirtschaftsministerium die Bruttoleistung der Solarenergie zu circa zwei Dritteln auf bebaute Anlagen (2.896,6 Megawatt zum 31.12.2023) und zu einem Drittel auf Freiflächen (1.131,2 Megawatt zum 31.12.2023).

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Landessolargesetz kurbelt PV-Anlagen an

Bei bestehenden Häusern kann es oft schwierig sein, sie mit Photovoltaik-Anlagen zu bebauen. Einfacher ist es bei Neubauten, weshalb sie zu Solarflächen verpflichtet werden. Seit 2023 gibt es diese Pflicht in Rheinland-Pfalz durch das Landessolargesetz für gewerbliche Neubauten mit mehr als 100 Quadratmetern und neue Überdachungen von gewerbezugehörigen Parkplätzen mit mindestens 50 Stellplätzen. Zum 1. Januar 2024 wurde die Photovoltaikpflicht auf öffentliche Gebäude und Parkplätze ausgeweitet.

Das Umweltministerium plant zum Ende des Jahres 2026 eine Bilanz des Landessolargesetzes. Bisher lässt sich aus den Rückmeldungen der unteren Baubehörden ableiten, dass die Genehmigungsverfahren steigen. Allerdings liegen aufgrund der Verfahrens- und Umsetzungsdauer noch keine aktuellen Zahlen vor.

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Forschungsprojekt: Agri-Photovoltaik in Grafschaft (Kreis Ahrweiler)

Um keine Konkurrenz auf den Flächen entstehen zu lassen, bietet sich eine doppelte Nutzung an. Um dieses Ziel zu erreichen, läuft noch bis 2025 ein vom Bund gefördertes Projekt zu Agri-Photovoltaik in der Gemeinde Grafschaft im Kreis Ahrweiler. Die erste Anlage dieser Art im Land ist 2020 gestartet, die Ergebnisse sollen zeigen, inwieweit Obstanbau mit Photovoltaik-Anlagen kombinierbar ist. Der Feldversuch wird vom Frauenhofer Institut für Solare Energiesysteme ISE begleitet.

Die Agri-Photovoltaik-Anlage befindet sich im Testlauf in Grafschaft-Gelsdorf. Auf über 3000 Quadratmetern wurde eine Apfelbaumplantage mit PV-Modulen überdacht. Daneben stehen die gleichen Bäume ohne Solardach, als Vergleichsobjekt, wie sich das PV-Dach auf die Bäume und Ernte auswirkt.
Auf über 3.000 Quadratmetern wurde eine Apfelbaumplantage mit PV-Modulen überdacht. Daneben stehen die gleichen Bäume ohne Solardach, als Vergleichsobjekt, wie sich das PV-Dach auf die Bäume und Ernte auswirkt.

Zwischen freien Flächen für die Landwirtschaft und der Energiewende möchte sich der Biolandwirt Ralf Gensheimer in der Südpfalz nicht entscheiden. Er hat sein zwei Hektar großes Gemüsefeld mit Solarmodulen überdacht. Noch ist die Anlage nicht am Netz. Danach verspricht sich der Landwirt neben einer Energieerzeugung auch einen positiven Effekt für sein Gemüse. Denn hitzeempfindliche Sorten, wie Kohl und Spinat, könnten vom Schatten dieser Photovoltaik-Anlage profitieren.

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