Für Nierstein begann das Ende des Zweiten Weltkriegs eigentlich einen Tag früher - allerdings mit einem grausamen Verbrechen. Wenige Stunden, bevor die US-Armee in Nierstein einmarschierte, ermordeten fanatische Anhänger des Dritten Reiches sechs Menschen. Heute ist diese Tat bekannt als die sogenannten Kornsandmorde.
Sechs Menschen sterben drei Stunden vor ihrer Rettung
Der Rheinuferabschnitt Kornsand liegt auf der hessischen Seite des Rheins, etwa auf der Höhe, wo heute die Fähre anlegt. Dorthin hatten sich in der Nacht auf den 21. März 1945 die letzten verbliebenen Wehrmachtssoldaten und NSDAP-Funktionäre von Nierstein aus abgesetzt.
Dort nahmen sie die sechs Menschen aus Nierstein und Oppenheim fest. Für die Parteifunktionäre waren sie Kommunisten, Regimegegner und Juden. Auf Befehl erschoss sie ein 18-jähriger Wehrmachtssoldat - nur drei Stunden, bevor die Amerikaner in Nierstein einmarschierten.
US-Armee erreicht Mainz
Einen Tag später, am 22. März 1945, kamen die US-Einheiten auch nach Mainz. Nach dem verheerenden Bombenangriff auf die Stadt am 27. Februar gab es fast keinen Widerstand mehr.
Für die Mainzer, die den Bombenangriff überlebt hatten und in der zerstörten Innenstadt geblieben waren, war damit der Krieg zu Ende. Allerdings hatten die Deutschen in Mainz, wie fast überall entlang des Rheins, die Brücke über den Rhein gesprengt, um den anrückenden Amerikanern die Überquerung so schwer wie möglich zu machen.
Zeitzeugin erinnert sich an Zweiten Weltkrieg Vor 80 Jahren wurde Mainz durch Bomben zerstört
Am 27.2.1945 um 16:29 Uhr begann der vernichtende Bombenangriff auf Mainz. Die Innenstadt wurde fast komplett zerstört, über 1.200 Menschen starben. Zeitzeugin Rosi erinnert sich.
"Silent Crossing" beginnt in Nierstein
Nach der kampflosen Eroberung Niersteins entschloss sich US-General Patton sehr schnell, genau hier seine Truppen über den Rhein zu schicken. So überquerten, kaum einen Tag nach dem Einmarsch, erste Amphibienfahrzeuge den Fluss, um das andere Ufer zu sichern. Die schwimmenden Fahrzeuge starteten etwa an der Stelle vom Niersteiner Ufer aus, an der heute die Bundesstraße 420 auf die Bundesstraße 9 stößt.

Die Überquerung gelang ohne Widerstand, deshalb heißt diese militärische Aktion noch heute "Silent Crossing". Danach wurden sehr schnell mehrere Pontonbrücken gebaut: die erste, so schreibt es der Niersteiner Geschichtsverein, auf Höhe des Weinguts Guntrum - und zwar am 24. März, keine zwei Tage nach dem Einmarsch. Weitere Brücken folgten, über die tausende Soldaten und rund 60.000 Fahrzeuge den Rhein überquerten.

Wichtige Militäroperation an der Westfront
Es war, nachdem in Remagen die Brücke nach ihrer Eroberung durch die US-Amerikaner doch noch zusammenbrach, die erste Rheinüberquerung des Zweitens Weltkriegs auf deutschem Boden. Unter Historikern gilt sie bis heute als eine Schlüsseloperation an der Westfront, so der Geschichtsverein Nierstein, und hat wohl wesentlich dazu beigetragen, den Zweiten Weltkrieg früher zu beenden.

Gedenkfeier am Niersteiner Mahnmal
Deshalb versammelten sich zum 80. Jahrestag des "Silent Crossing" am Mahnmal in Nierstein wieder zahlreiche Politiker und Vertreter der Stadt Nierstein. An der Gedenkfeier nahmen auch der Generalkonsul der USA und der amtierende Kommandant der US-Einheit teil, die vor 80 Jahren die Pontonbrücken bei Nierstein gebaut hatte.